Jolina Carl

Forward Back Home


Info
Musikrichtung: Country

VÖ: 13.04.2018

(Cargo)

Gesamtspielzeit: 44:26

Internet:

https://jolinacarl.com/
http://www.promo-team.de/


In Verbindung mit dem Namen Jolina Carl hatte ich etwas von Country-Musik gelesen. Und so entsprechend „präjudiziert“, also völlig voreingenommen, habe ich diese Platte erst einmal in den Player gelegt. “Get Rhythm“, klar – kenne ich doch, diesen tollen Song von Johnny Cash. Und dann höre ich auf dem zweiten Song dann einen gewissen Ray Scott als Gastsänger, genau – das ist doch dieser US-amerikanische Country-Musiker. Aber irgendwie stellt sich bei mir trotzdem kein rechtes Country-Feeling ein. Wird das die Pedal Steel auf “All Through The Years“ ändern? Nein, und auch nachfolgend nicht, trotz eindeutiger Hinweise in einzelnen Song-Titeln.

Zu allererst höre ich Musik mit dem Herzen, mit dem Solarplexus, bevor es an irgendwelche analytische Betrachtungen geht. Und dann, nach weiterem Nachforschen gibt es die mögliche Lösung: Das ist Country-Musik aus Deutschland. Jolina Carl ist der Künstlername von Marion Huppert aus Neuss. Mein Gefühl hat sich nicht geirrt, denn irgendwie klingt die Musik so gar nicht nach Country aus den USA. Und das, obwohl die Musik in Nashville aufgenommen wurde, auch mit einigen dort ansässigen Musikern. Aber was stimmt hier (für mich) nicht?

Ich gehe in mich und stelle fest, dass es der Ausdruck der Stimme ist. Kein Fünkchen Twang im Ausdruck, kein typisches Country-Feeling, und da die Stimme der Protagonistin sehr dominant die Prägung der Songs bestimmt, wird man rasch abgelenkt von dem, was sich im Hintergrund abspielt. Und wenn man dann einmal den Unterschied genau heraushören möchte, dem empfehle ich auch das andere Duett, hier mit Billy Yates, anzuhören, “I Wanna Hear You Say It“, hier ist die Gesamtatmosphäre verdammt stimmig, da quillt der Country fein aus den Boxen, auch im Verbund mit der Band, und Jolina kommt dann plötzlich auch ganz anders herüber, gar ein wenig Glucksen in der Stimme, wie man es von berühmten Kolleginnen aus den USA kennt. Da wird bei mir doch gleich der Ruf laut nach einer Duett-Platte, sei es mit Billy Yates oder auch mit anderen Country-Koryphäen.

Forward Back Home ist das vierte Studioalbum der Künstlerin, und unter dem Strich nicht misslungen, aber ich habe Schwierigkeiten, das Album in die Schublade Country zu stecken, und zudem bin ich der Meinung, dass sich Jolina lieber einer anderen Musikrichtung zuwenden sollte als unbedingt Country, mir fehlt einfach das gewisse Feeling. Besser wäre da meines Erachtens eine individuelle Richtung der Sparte Pop, gern mit ein wenig Country-und kraftvollen Rock-Einflüssen, das könnte gut passen.

Und noch etwas zu einzelnen Songs, zum Beispiel “Valerie“, bekannt geworden durch Amy Winehouse. Der sicher löbliche Versuch, den Titel in Richtung Bluegrass zu jonglieren, klappt einwandfrei nur durch die Interpretation der Instrumentalisten, gesanglich passt das auch überhaupt nicht. Und schon wieder “Hallelujah“, und ich denke, der Coverversionen des so plötzlich bekannt gewordenen Songs von Leonard Cohen gibt es nun wirklich genug. Und – siehe da, für mich ist genau diese Interpretation des Songs ein Lichtblick auf dieser Platte, hier ist alles stimmig, die Stimme passt zum Song, zur Instrumentierung und somit könnte es in dieser Richtung gern weitergehen, denn dieser Song als auch die beiden Duette mit den Country-Sängern sind für mich die Höhepunkte der Scheibe.

Ich denke, Fans von Country-Musik dürften mit dieser Platte nicht unbedingt zufrieden sein, aber vielleicht könnte sie dazu dienen, den Weg zu diesem Genre denen zu ebnen, die sich bisher noch nicht daran getraut haben.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Get Rhythm
2 Wishin‘ We Had (Duet with Ray Scott)
3 All Through The Years
4 Thank God For Johnny Cash
5 Bent Metal
6 You Were The One
7 I Wanna Hear You Say It (Duet with Billy Yates)
8 His Hideaway
9 Journey To The Moon
10 Valerie
11 What Really Matters
12 Hallelujah
Besetzung

Jolina Carl (vocals, guitar)
Lynn Williams (drums)
Mark Fain (drums)
Thomm Jutz (guitars)
Jen Gundermann (keyboards)
Justin Moses (fiddle, dobro, mandolin, banjo)
Scotty Sanders (pedal steel guitar)
Pat Bergeson (harmonica)
Britt Savage (harmony vocals)
Roman Huppert, Margrit Hesse, Manfred Hesse (“Bent Metal” choir)
Lonnie Wilson (drums - #7)
Mike Brignardello (bass - #7)
JT Corenflos (electric guitar - #7)
Steve Nathan (piano - #7)
Dan Dugmore (steel guitar - #7)
Larry Beaird (acoustic guitar)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>