Musik an sich


Editorial

Die Musikjournaille ist ein nicht ganz einfaches Geschäft – insbesondere für diejenigen, die davon leben müssen. Eingebunden in ein System, das nicht zuletzt davon lebt seine gehypten Produkte mit penibel ausgeklügelten Images zu vermarkten, werden sie gebraucht, genau dieses Image zu (re)produzieren.

Ein fast schon klassisches Beispiel dafür ist High, eine James Blunt-Biographie, die Michael Fuchs-Gamböck und Torsten Schatz soeben veröffentlicht haben. Jedem der an der Arbeit des Musikbusiness interessiert ist, ist das Bändchen wärmstens zu empfehlen. Aus einer Handvoll Interviews und mit dem Ohr an den CDs haben die beiden Autoren einen Text erarbeitet. Wie viel von dem real existierenden Künstler und Menschen James Blunt in High zu Tage tritt, vermag ich nicht zu sagen. Dazu kenne ich ihn zu wenig. Aber an diesem Buch ist hervorragend zu beobachten, wie sich die Promotionarbeit eines der großen Plattenmultis in ein scheinbar unabhängiges Stück Musikliteratur hinein verlängert. Ich möchte die Frage, von wem die Autoren das größere Honorar erhalten haben, vom Bosworth-Verlag oder von Warner Music, hier gar nicht stellen. Beschäftigen tut sie mich schon.

Aber, so stellt sich die selbstkritische Frage „Machst Du das nicht genauso?", z.B. bei der Hoelderlin-Serie, die ich gerade Monat für Monat abliefere. Auch hier sind die Liner Notes in den CDs und einige wenige Interviews meine Arbeitsgrundlage. Schließlich war ich genauso wenig dabei wie Michael Fuchs-Gamböck und Torsten Schatz. Aber glücklicherweise versiegt bei uns kein Geldfluss, wenn wir zum Missfallen von Plattenfirmen oder Künstlern schreiben. Niemand kann uns vorschreiben, wen wir groß herausstellen oder wer auf die Titelseite kommt. Das ist die Freiheit des Besitzlosen. Lediglich der Boykott bei der Zuteilung von Promo-CDs schwebt über dem Haupt von Hobby-Schreibern, die ihre Zeilen unentgeltlich in die Maschine tippen

Da wir bei der MAS – ohne darüber zu jubeln! - von niemandem Geld bekommen und darum wirklich völlig unabhängig von dieser Arbeit sind, schreiben wir ganz einfach das, was wir fühlen, denken und meinen, wenn wir Musik hören. Das ist subjektiv, manchmal vielleicht auch ungeschickt oder unverständlich und nicht nachvollziehbar. Wir hoffen dennoch, es hilft Euch, die eine oder andere Perle in der großen Auster Musikmarkt zu finden. Wir könne immer noch jubeln und uns kindlich freuen, wenn sich hinter einem uns völlig unbekannten Namen auf dem Reviewstapel plötzlich ein Album verbirgt, das wir mit einer hohen zweistelligen Zahl Eurer Aufmerksamkeit besonders empfehlen wollen.

Unabhängig von allem erlauben wir uns die bewusste Frechheit, Alben von Giganten wie den Rolling Stones oder Dream Theater, jahrelang etablierten Acts wie Ministry oder Die Happy völlig gleichberechtigt neben bislang absolute No Names wie World to Ashes oder Hey Hey My My zu stellen, um nur ein winzige Auswahl aus der aktuellen Ausgabe zu nennen.

Und auch in den Artikeln locken wir nicht unbedingt mit den big Names. Und so ist es kein Zufall, dass Ingo Andruschkewitsch und Rainer Janaschke in ihren Interviews mit Baumer bzw. den The Traditionals die Bands erst einmal bitten sich vorzustellen. Ansonsten gibt es Kleines und Großes zu erfahren. Georg Henkel schafft es gleich drei Beiträge mit Wissenswerten zum Klassikpionier Olivier Messiaen zu füllen, während Mirko Krolik uns im Bericht vom Pensen ganz nebenbei mitteilt, was eine Bumm-Gitarre ist.

Ihr seht, es lohnt sich mal wieder die Maus auf unseren Seiten klicken zu lassen. Ich hoffe, Ihr habt dabei soviel Spaß, wie wir beim Schreiben. Und wer jetzt neidisch wird, kann sich ja mal formlos um unbezahlte Mitarbeit bewerben. Zurzeit sind unsere Headhunter besonders scharf auf einen neuen Webmaster.

Norbert von Fransecky