Maria Faust

Machina


Info
Musikrichtung: Avantgarde/Chamber Jazz

VÖ: 09.03.2018

(Stunt Records)

Gesamtspielzeit: 39:58

Internet:

https://mariafaust.com/mariafaust/welcome.html
http://www.sundance.dk/index.php
http://www.uk-promotion.de/home/


Die Saxofonistin, Komponistin und Bandleaderin Maria Faust, geboren am 18. April 1979, hat diverse Studien durchgeführt, von klassischer Ausbildung, über Saxofon bis hin zu Komposition. Sie arbeitet seit einigen Jahren mit verschiedenen Formationen, mit der Bigband Jazz Catastrophe, der Maria Faust Group, dem elektroakustischen Ensemble Pistol Nr. 9 und mit vielen Einzelmusikern.Ihre Musik ist sehr außergewöhnlich, der Pressetext stellt es so dar:
„Kühnheit ist das Markenzeichen von Maria Faust, ihrer Musik und ihren Projekten, die ungewöhnliche Besetzungen und Techniken erforschen. Eine beispiellose Mischung traditioneller Musik gepaart mit Improvisation, Jazz und Klanglandschaften.“

Zunächst ist die Besetzung ihrer neuen Platte, Machina, auffällig, zwei Saxofone, zwei Kontrabassisten, ein Cello und ein Piano. Weder ein Schlagzeuger noch ein Perkussionist sind anwesend, so dass man sich bereits darauf einstellen muss, dass diese Musik wohl nicht sonderlich von Rhythmik geprägt sein wird. Vor dem ersten Stück wird ein Motor angeworfen, das Geräusch mag den Start einer Machina symbolisieren wollen. Doch diese Maschine kommt nicht sogleich in Fahrt, sondern tropft mehr in Klangschwaden dahin, die Rhythmik ist letztlich doch vorhanden durch das eintönig den Ton haltende Piano. Doch nach zwei Minuten löst sich auch der Rhythmus auf und es beginnt frei zu fließen, bis dann ein Bass ein wenig den Takt hält.

Ja, Maria Faust scheint ihre ganz eigene Auffassung von Komposition zu haben, das ist eigentlich sehr eigenwillige Kammermusik, die sich im zweiten Stück, eingeleitet vom Cello, mit tief melancholischem Ausdruck, im Laufe der Spielzeit teilweise anhört wie ein Orchester bei der Orchesterprobe, hier scheint man die richtigen Töne zu suchen, einen Weg, wie aus einem dichten Nebel heraus finden zu wollen, ohne aber, dass „falsche“ Töne gespielt werden.

Was dem Ensemble schließlich gelungen ist, das ist ein Ruf nach Aufmerksamkeit, der nicht unbeachtet werden kann, weil man wahrscheinlich ein „Dafür“ oder „Dagegen“ ernten wird, denn das Schenken von Aufmerksamkeit ist höchste Priorität bei dieser Musik. “There is NO in between“, wie man es auf Englisch ausdrücken könnte. So mögen Einige vielleicht genervt sein, gerade dann zum Beispiel, wenn sich bei “Sirene“ ein kreischendes Saxofon, hier ist es die Protagonistin selbst, über hackig wirkende Streichinstrumente und ein stakkatohaft hämmerndes Piano, forsch erhebt. Für mich ist das faszinierend, aber anstrengend, denn oft wird „gegen den Strich gebürstet“, gerade im Zusammenwirken zwischen Streichern und Blasinstrumenten.

Und so fällt mir auf, dass offensichtlich einiges an Emotionen bei der Gestaltung der Musik Niederschlag gefunden hat, Humor, Angst, Trauer, Freude, Gelassenheit, Melancholie, Ungewissheit, Fallenlassen, all‘ das ist brillant in Musik umgesetzt worden. Wenn man sich darauf jedoch nicht einlässt, dann kann das zur Folge haben, dass sich viele Hörer entnervt nach kurzer Zeit abwenden könnten. Ich bleibe dabei, es lohnt sich. Wenn ich assoziieren sollte, dann fallen mir bestimmte Platten des Willem Breuker Kollektiefs ein, dort hat man in etwa auch so experimentiert, hier ist es ähnlich faszinierend.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Salacia (4:21)
2 Undine (3:53)
3 Sirene (4:17)
4 Alien Hand (7:51)
5 O, My Dearest Knife Part I (2:49)
6 O, My Dearest Knife Part II (4:32)
7 Medusa (5:54)
8 Aurora (6:18)
Besetzung

Maria Faust (alto sax, solos - #3, 8)
Ned Ferm (tenor sax, solos - #4, 7)
Ida Nørholm (cello)
Jacob Anderskov (piano, solos - #1, 4)
Nils Bo Davidsen (double bass)
Adam Pultz Melbye (double bass)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>