Elise LeGrow

Playing Chess


Info
Musikrichtung: Soul-Pop

VÖ: 16.02.2018

(S-Curve, BMG)

Gesamtspielzeit: 35:30

Internet:

http://eliselegrow.com/
http://networking-media.de/
https://www.bmg.com/de/


Mit Schachspielen hat diese Platte gar nichts zu tun. Vielmehr wird hier hoch gepokert. Denn Playing Chess bedeutet nur, dass Songs für diese Platte aufgenommen wurden, die einst für das legendäre Plattenlabel Chess eingespielt wurden. Das Label, dass von Lejzor Czyz und Fiszel Czyz im Jahre 1950 gegründet wurde, und weil sich die beiden Gründer umbenannten in Leonard Chess und Phil Chess, hieß es fortan ebenso.

Blues, Rhythm and Blues, Rock ’n’ Roll, Gospel, das machte das musikalische Spektrum der Firma aus. So richtig bekannt wurde es jedoch durch den Blues, Namen wie Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Willie Dixon waren wohl die berühmtesten Künstler, als Rock ‘n‘ Roller waren Chuck Berry und Bo Diddley vertreten, darüber hinaus noch etliche Künstler aus den anderen Bereichen. Doch wer ist nun Elise LeGrow? Die am 4.Juni 1987 geborene Dame ist Kanadierin und dort öffentlich aktiv seit etwa 2009, auf einem Jazzfestival. Wohl noch immer auf einer Art Retro-Trip tritt sie offensichtlich in Fußstapfen solcher Kolleginnen wie Duffy, Amy Winehouse oder Lana Del Rey. Diese Platte soll ihr Debüt-Album sein.

Wer jedoch nun glaubt, die guten alten „Schlachtrösser“ des Chess-Labels vernehmen zu können, der irrt. Einerseits, weil kaum bekannte Songs dabei sind, ausgenommen “Who Do You Love“ von Bo Diddley oder “You Never Can Tell“ von Chuck Berry, andererseits, weil Elise LeGrow die Titel völlig anders interpretiert, als man nun erwarten würde, wie Originale eigentlich erfahrungsgemäß nachgespielt werden, meistens eben relativ werkgetreu. Das bissige “Who Do You Love“, bei dem Bo Diddley 1956 von der scharf-schneidenden Gitarre von Jody Williams unterstützt wurde, ist kaum wiederzuerkennen, kommt es nun mit einem schleppenden Soul-Groove, und die kratzig-freche Stimme der Protagonistin wird hierbei von einem Chor unterstützt und das Gitarrensolo ist auch relativ weich und lasziv.

In flottem Motown-Rhythmus springt uns “Hold On“ entgegen, und “Over The Mountain“ von Rex Garvin (1957), eine herrlich schmachtende Schnulze, wandert stilistisch ein wenig in Richtung Duffy mit Pop-Anstrich. Bei “You Never Can Tell“ von Chuck Berry, wird nun, gewagt langsam, der Rock ‘n‘ Roll völlig eliminiert, hier ist aus meiner Sicht schlecht gepokert worden, dieser Neuinterpretation fehlt ein wenig Leben. “Searching For My Baby“ bekommt einen Hauch von Southern Soul verpasst, etwa in die neuzeitliche Richtung von Sharon King & The Dap Kings.

So mag Jede/r selbst entscheiden, ob es zusagt oder nicht, dass einigen Songs ihre originäre Grundlage entzogen wurde, Fakt ist für mich, dass LeGrow zumindest etwas relativ Eigenständiges aus ihnen gemacht hat. Insofern halte ich diesen Versuch für gelungen, zwar hoch gepokert, aber nicht verloren.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Who Do You Love (3:54)
2 Hold On (3:03)
3 You Never Can Tell (3:06)
4 Over The Mountain (4:08)
5 Searching For My Baby (2:49)
6 Long And Lonely Nights (3:15)
7 Going Back Where I Belong (2:28)
8 Rescue Me (3:11)
9 Can't Judge A Book (3:02)
10 Can't Seem To Shake It (2:52)
11 Sincerely (3:43)
Besetzung

Elise LeGrow (vocals)
Ben Eunson (guitar)
Kirk Douglas (guitar)
David Guy (trumpet)
Cochlea Gastelum (saxophone)
Neal Sugarman (saxophone)
Ian Henderson Smith (saxophone)
Michael Mitchell (piano, Wurlitzer, Rhodes)
Dylan Meek (keyboards, piano)
Raymond Angry (Hammond B3)
Leon Boykins (bass)
Orlando Fleming (bass)
Jake Goldbas (drums)
Ahmir „?uestlove" Thompson (drums)
The Dap Kings Horns (horns)



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