Musik an sich


Reviews
Mia Zabelka / Zhara Mani / Lydia Lunch

Medusa´s Bed


Info
Musikrichtung: Experimental / Spoken Word / Electronica

VÖ: 30.10.2013

(Öst Musik Fonds / Monotype Records)

Gesamtspielzeit: 59:39


Bei diesem Release ist es schwierig in wenigen Sätzen zu formulieren, was hier von wem geschaffen wurde. Da ist zunächst die ungewöhnliche Besetzung. Die in Österreich und Kroatien lebenden Elektronik und Klangkünstlerin Zhara Mani spielt nebenbei Bass und ist durch sehr experimentelle Veröffentlichungen bekannt. Gleiches gilt für die Wienerin Mia Zabelka welche sich mit Ihrem experimentellen Spiel der Violine und Ihrer experimentellen Elektronik einen Namen gemacht hat.
Und zu diesen beiden Künstlerinnen gesellt sich eine Grand Dame der experimentellen Musik, die Amerikanerin Lydia Lunch. Diese Dame dürfte allen Lesern zumindest namentlich bekannt sein. Sie ist auf allen möglichen künstlerischen Wiesen tätig: Musik, Spoken Word, Dichterin, Autorin und Schauspielerin. In Ihrer Diskographie finden sich Namen wie Thursten Moore, Kim Gordon (Sonic Youth), Die Haut, Einstürzende Neubauten, Omar Rodriguez Lopez, Philippe Petit und viele andere.
Also ließen sich bereits über die drei Interpreten Seiten voll schreiben.

Was bietet aber nun diese ungewöhnliche, aber auch spannende Zusammensetzung auf Medusa´s Bed“? Die 11 Stücke bieten einen sehr düsteren, knapp einstündigen Soundtrack in die abgründe des Lebens. Der Sound wird von dunklen elektronischen Soundwällen bestimmt. Sich langsam heraufbeschwörende dunkle Klänge aus brodelnden elektronischen Klängen. Darunter liegen Stimmsamples, knarzende elektronische Geräusche und natürlich die melancholische mal klar erkennbare, mal unendlich verzerrte Violine.

Auf diesem dunkel brodelnden Teppich breitet Lydia Lunch ihre dunkle, raue Stimme aus. Sie rezitiert mystisch dunkel und unheilvoll klingende Texte die sich dem mächtigen und dunklen und doch irgendwie zerbrechlichen Soundgebilde anpassen.

Es gibt nichts hoffnungsvolles auf diesem Werk. Es gibt auch keine wirklich Entspannung – vielleicht einmal abgesehen von “Mystical Psychosis“. Aber auch dieser Track ist kein Pop. Er ist nur etwas rhythmischer. Und die unheilvolle Stimme ist nicht allgegenwärtig.

Medusa´s Bed ist eine sehr dunkle, aber auch sehr spannende Angelegenheit. Denn der Klang ist unglaublich transparent. Man kann immer wieder in diese fremdartigen Soundlandschaften abtauchen um neues zu entdecken. Und irgendwie kann man sich auch von diesem einzigartigen Album faszinieren und zum Tagträumen hinreißen lassen. Aber nicht dabei einschlafen. Ich glaube dann wird es zum Soundtrack der Hölle.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Defiant5:32
2 Fugue State6:13
3 Worthy Quarry5:33
4 Bloodlust & Oblivion3:48
5 Ether4:30
6 Mystical Psychosis8:56
7 Ex-Mistress2:13
8 Clean the blood9:46
9 Autoscopy6:13
10 Medusa´s Ghost6:55
Besetzung

Lydia Lunch: Gesang, Stimme, elektrische Gitarre
Zhara Mani: Bass Gitarre, Field Recordings, Elektronik
Mia Zabelka: Violine, Gesang, Stimme, Elektronik


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