Musik an sich


Editorial

Jeden Morgen wenn ich aufstehe und in die Küche zum ersten Kaffee gehe, läuft im Radio gerade Kirche in WDR2. Oftmals hört man nicht genau hin, manchmal schüttelt man auch mit dem Kopf. Doch an einem Morgen, ich glaube es war ein Freitag, horchte ich auf. Eine Pfarrerin sprach über das Leid, welches manche Menschen auch in unserem Lande erfahren müssen, weil immer weniger Geld für immer mehr Arbeit gezahlt wird. Sie brachte Beispiele von Billigkaufhäusern und Discountermärkten, die Leute teilweise gar entlassen haben um Sie über Umwege zu einem wesentlich schlechteren Lohn wieder einzustellen.

Ich dachte, ja, das ist ja leider scheinbar der Trend der Zeit, das die Arbeitnehmer immer weiter gedrückt werden, da in den wirtschaftlich schwachen Zeiten niemand so recht dagegen aufmucken will. Doch dann schlug diese Pfarrerin einen etwas anderen Weg ein. Denn sie führte auf, dass wir selber an diesem Dilemma Schuld sind, weil wir immer alles günstiger, billiger und nochmals billiger kaufen wollen. Sie sagte auch, das es verständlich ist, das man bei sinkenden Löhnen die Lebensmittel zu einem möglichst günstigen Preis erwerben möchte, aber sie fragte völlig berechtigt, warum man die 27. Osterdekoration zu Dumpingpreisen kaufen und neben die 15 Niedrigpreis-Weihnachtskugelnsets im Keller verschwinden lässt.

Was mich an dieser Rede beeindruckte waren zwei Punkte: 1.) Sie nannte tatsächlich Ross und Reiter, also, sie benannte die Supermarktketten. Und das ist sehr bewundernswert, denn leider gibt es heute viele „Tuschler“ und „Hierrufer“, die jedoch sobald es ernst wird entweder den Mund nicht aufbekommen oder gleich ganz untergetaucht bleiben. 2.) Sie hat schlicht und ergreifend Recht. Wenn die Menschen immer weniger bereit dafür sind, für gute Arbeit und gute Qualität den fairen Preis zu zahlen, werden wir bald mit unserem „Geiz ist Geil“ Prospekt im Billigmüll untergehen.

Und damit kommen wir auch wieder auf unser Hauptthema, die Musik: Denn zum Glück können auch wir bei Musik an sich oftmals über wirklich aufrechte Musikmachende berichten. Bands und Interpreten, die oftmals nebenher noch ganz normal arbeiten, um es sich erlauben zu können, mal eine CD oder eine Tour realisieren zu können.

Denn Zeiten von DSDS und Co und dem geschürten Bewusstsein, dass man für Musik nicht viel ausgeben muss, geht leider immer mehr wirklich gute Musik unter, da sie vom Formatradio gar nicht wahrgenommen werden will. Doch auch hier zählt, dass wir bekommen, was wir verdienen: Denn würden wir nicht DSDS oder Bauer sucht Frau oder was auch immer einschalten, sondern lieber mal eine gute CD hören, würden diese Formate einfach eingestellt.

Deshalb hoffen wir von MAS, Euch auch mit dieser Ausgabe wieder einen guten Überblick zu wunderbaren musikalischen Themen geben zu können. Gleich drei Barock-Opern sind besichtigt worden. Daneben gibt es Eindrücke vom Finanz-Buch von Gene Simmons von Kiss und ein Labelportrait über Angel Air, außerdem einen Konzertbericht zu Manowar.

Hört einfach mal wieder tiefer unter die Oberfläche, es lohnt sich.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht,

Wolfgang Kabsch