The Dead Daisies
Holy Ground
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Die Dead Daisies lassen mit dem vorliegenden Holy Ground das mittlerweile sechste Studioalbum vom Stapel. Besetzungswechsel haben bei der Band Tradition. So verließen 2019 der langjährige Sänger John Corabi und Bassist Marco Mendoza die Band, um sich Soloprojekten zu widmen. Als Ersatz wurde kein Geringerer als „The Voice Of Rock“ – Mr. Glenn Hughes – präsentiert.
Hughes übernimmt selbstverständlich auf der vorliegenden Scheibe den Gesang und den Bass, den er sehr eindrucksvoll eingebracht hat. Aufgrund der Corona-Pandemie verzögert sich die Veröffentlichung des vorliegenden Albums schon um eine ganze Weile. Dass die Musiker währenddessen nicht auf der faulen Haut gelegen haben, kann man sich im Internet bei verschiedenen Videos anschauen. Doug Aldrich und Glenn Hughes waren 2015 live schon zusammen unterwegs und harmonierten bereits damals auf der Bühne prächtig.
Die Scheibe beginnt mit dem Titelsong „Holy Ground“. Bereits hier wird klar, was den Hörer erwartet. Viel Energie, viel Spielfreude und Musiker, die allesamt ihr Können beherrschen. Hughes singt bombastisch gut und treibt den Song mit seinem markanten Bassspiel nach vorne. Es bleibt nicht viel Zeit zum Luft holen, das Stück macht definitiv Lust auf mehr. Das zweite Stück „Like No Other (Bassline)“ haut mich fast vom Hocker. Treibend und pumpend geht es voran, Glenn Hughes bringt hier im Mittelteil ein feines Basssolo, welches ich so gerne noch öfter gehört hätte. Allein schon der Text ist grandios, so was muss einem erstmal einfallen.
Man merkt dem Album an, dass es sehr organisch und sehr traditionell entstanden ist. Das Quartett hat sich zum Aufnahmeprozess mehrere Wochen in einem Aufnahmestudio im südfranzösischen Saint-Remy de Provence getroffen und dort das Album fertig gestellt. Dass die Musiker offensichtlich viel Spaß beim Arrangieren der Songs hatten, merkt man jedem einzelnen Stück an. Es kommt niemals Langeweile auf. Füller sucht man hier vergebens. Jedes Stück macht Lust darauf, weiter zu hören und die Scheibe zu entdecken. Die Songs klingen wie aus einem Guss. Man bekommt den Eindruck, dass die Band in dieser Besetzung schon ewig zusammen spielen würde. Schlagzeug-Urgestein Deen Castronovo harmoniert prächtig mit dem famos aufspielenden Hughes. Ich bin mal gespannt, wie das live funktioniert.
Die Stücke sind sehr energiegeladen und grooven ohne Ende. Bei „Bustle And Flow“ geht es sehr rifflastig zur Sache, hier wird förmlich alles platt gewalzt. Und über allem thront die ewig junge Stimme von Glenn Hughes. „My Fate“ könnte glatt von Black Sabbath stammen, bei denen Hughes ja auch schon am Mikrofon tätig war. Der Song gehört für mich zu einem der besten auf der vorliegenden Scheibe. Die beiden Gitarristen Doug Aldrich und David Lowy lassen es gewaltig krachen. Aldrich verfeinert sämtliche Stücke mit sauber ausgearbeiteten Solos, bei denen er sein gesamtes Können äußerst mannschaftsdienlich unter Beweis stellt.
Eine Coverversion ist ebenfalls vertreten. Hier haben sich die Daisies den Klassiker „30 Days In A Hole“ von Humple Pie ausgesucht. Das Stück wird so präsentiert, wie es auch im Original schon aufgenommen wurde. Eine schöne Verbeugung vor Steve Marriot, den Glenn Hughes natürlich persönlich gekannt hat. Von dem Stück gibt es im Internet auch eine tolle akustische Aufnahme zu bestaunen, bei der nur Hughes und Aldrich zusammen spielen.
„Righteous Days“ ist ein weiterer Anspieltipp. Der Song klingt so dermaßen lässig und abgebrüht, dass es einem fast Angst und Bange werden kann. Eigentlich schade, dass sich die Musiker erst jetzt in dieser Kombination zusammengefunden haben. Mit „Far Away“ ist zum Abschluss noch eine fast siebenminütige Ballade enthalten, die von Hughes im Alleingang geschrieben wurde. Streicher motzen das Ganze entsprechend auf, ohne zu kitschig zu wirken. Hier stimmt einfach alles! Das Stück fasziniert von der ersten bis zur letzten Sekunde und kommt mir wesentlich kürzer vor.
Einen Weggang von Musikern wie Rampensau John Corabi und Marco Mendoza muss man als Band erstmal verkraften. Doch wenn der Ersatz dann Glenn Hughes heißt, sieht das Ganze schon wieder anders aus. Der Sound der Daisies hat sich mehr in Richtung 70er Jahre verschoben, was bei der Hinzunahme von Hughes fast zu erwarten war. Musikalisch ist alles bestens. Die Produktion ist klasse, die Songs sind druckvoll und spannend und es macht äußerst viel Spaß, sich dieses Album in einem Durchlauf anzuhören. Glenn Hughes scheint einmal mehr in der Form seines Lebens angekommen zu sein. Was er gesanglich abliefert, ist allererste Güteklasse!
Stefan Graßl
Trackliste |
1 | Holy Ground (Shake The Memory) |
2 | Like No Other (Bassline) |
3 | Come Alive |
4 | Bustle And Flow |
5 | My Fate |
6 | Chosen And Justified |
7 | Saving Grace |
8 | Unspoken |
9 | 30 Days In The Hole |
10 | Righteous Days |
11 | Far Away |
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Besetzung |
Glenn Hughes: bass, vocals
Doug Aldrich: guitars
Deen Castronovo: drums
David Lowy: guitars
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