Musik an sich


Reviews
The Necks

Open


Info
Musikrichtung: Experimental / Avantgarde

VÖ: 15.01.2014

(Megacorp / Northern Spy)

Gesamtspielzeit: 68:05

Internet:

http://www.thenecks.com


Mit OPEN veröffentlicht das ungewöhnliche Trio The Necks aus Australien bereits sei 14. Album.
Das Albumüberspannende, fast 70 Minuten lange Titelstück wird von sehnsuchtsvollen Klängen eines Monochords eröffnet welches schnell von metallischen, Glocken ähnlichen Klängen umrahmt wird. Daraus arbeitet sich eine betörende Pianomelodie und eine brüchige Perkussion aus Beckenschlägen und tiefen Basedrum mischt sich hinzu. Dieser Part wälzt sich über 10 Minuten ohne an Spannung und Schönheit zu verlieren, denn ständig ändern sich feine Details. Dann arbeitet sich ein notorisch gleicher elektronischer, pulsierender Ton heraus, den man zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Darunter liegen elektronische Drones und ein sehr spärliches, dem Jazz entlehntem Gemisch aus Bass und Schlagzeug wirkt darüber. Ich würde diese Part als sehr exotisch angehauchten, minimalistischen Post Jazz bezeichnen wollen. Hieraus entwickelt sich ein rein Perkussiver Teil aus Basedrum, Tomtoms und Glocken, der ebenfalls sehr avantgardistisch erklingt und doch eine große Ruhe beinhaltet. Die betörende Pianomelodie die später einsetzt beginnt dann, den avantgardistischen Teil wieder in melodischere Richtung zu tragen, hier kommen dann durchaus Erinnerungen an die späten Talk Talk auf. Dieser Eindruck wird durch die schleifenden Klänge der Elektronik ebenso wie auftauchende Bläsersounds noch verstärkt. Durch das aufflammen von brummenden und kreisenden Keyboards a la Rick Wright zu Dark Side of the Moon kommt dann auch noch ein Gewisses Pink Floyd Feeling dazu.
Anschließend, wir befinden uns inzwischen in Minute 30, tauchen die metallischen Perkussionen wieder auf und eine schnelle Trommel unterstützt kongenial den eigentlich ruhigen Fluß der wabernden Instrumente (Gitarre und Keyboards). Es entwächst ein eher dem Industrial zuzurechnender Part. Finstere Drones brechen über den lang gezogenem Vinatage Synthie Sound. Eine bedrohliche, kalte und dunkle Soundlandschaft entsteht.
Der Übergang in einen lichteren, ambienten Teil erfolgt bruchlos. Die Drones verschwinden und eine perlende Pianomelodie verdrängt langsam die zunächst penetrante pulsierende Keyboard Sequenz. Langsam schwellen die Pianoklänge zusammen mit einem sanften Bass und ebensolchen Beckenschlägen zu einem fast euphorischen Part an.
Dieser zerfällt dann wieder mit Wegfall des Pianos in einen ruhigen, Postrockteil aus Bass, Becken und Electronics.
Der melodische, nun einsetzende Teil aus Schlagzeug, Bass, Piano und Sounds gerät wieder zu feinsten Postrock der seine Talk Talk Einflüsse nicht verleugnen kann.
Nach diesem Part, es sind inzwischen 60 Minuten um, schwenkt das Stück zurück auf die Eingangsklänge mit viel Perkussion und atmosphärischen Klang.
Der eruptive Ausbruch, auf den man die ganze Zeit über wartet, bleibt aus. Und er fehlt dann auch gar nicht. Bis auf ein paar Längen im Perkussiven 2. Teil wird dieses Stück nie Langweilig, offeriert immer neue Facetten und lädt zum Eintauchen ein.

Ein beeindruckendes Stück Musik zwischen Avantgarde, Jazz, Postrock und Ambiente. Die Instrumentalisten liefern eine grandiose Leistung ab, die Produktion ist kristallklar und somit wird das Album zu einem absoluten Ohrenschmaus.
Ein herrlicher Soundtrack zum Abschalten und Träumen, der Fans von Mimir, Talk Talk, RM74 aber auch Pink Floyd sicher gefallen wird.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
Open 68:05
Besetzung

Chris Abrahams: Piano, Electronics
Tony Buck: Shlagzeug, Electronics, Perkussion
Loyd Swanston: Bass; Electronics


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