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Reggae - Musik mit Hirn
Info |
Autor: Olaf Karnik / Helmut Philipps
Titel: Reggae in Deutschland
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007
ISBN: 1-978-3-462-03952-8
Preis: € 8,95
272 Seiten
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Reggae gab es in Deutschland natürlich spätestens als Bob Marley Mitte der 70er so richtig in Mode kam. Darum geht es dem Musikjournalisten und DJ Olaf Karnik und dem Riddim-Autor Helmut Philipps aber natürlich nicht. Sie verfolgen die Spuren eines in Deutschland produzierten und gelebten Reggaes.
Mit Gentleman und Seeed ist deutscher, sogar deutschsprachiger, Reggae durch die deutschen Verkaufscharts hindurch geschossen und zum weltweit respektierten Exportartikel geworden. Gentleman hat dabei den ultimativen Adelschlag erhalten und ist selbst in Jamaika, dem sehr selbstgenügsamen Heimatland des Reggae, akzeptiert und anerkannt.
Das ist noch nicht lange so. Über den banal fröhlichen Sonnenschein-Sound, den man in unseren Breiten in den 70er und 80er Jahren für Reggae hielt, haben Karnik und Philipps nur beißenden Spot übrig. Sie tauchen mit dem Leser in eine andere Sphäre ein, in die Welt der Soundsystems, der Insider-Clubs und der vereinzelten Plattenläden, in denen sich der Reagge-Junkie mit seinem Original-Stuff aus Jamaika oder London versorgen können. Aus Insider-Perspektive wird beschrieben wie die kleinen Pflanzen Reggae, Dub und Dancehall langsam wuchsen und gediehen, ihre Wurzeln in die scheinbar betonharten Mauern des etablierten Musikmarktes bohrten und sich langsam erst kleine, dann immer größere Nischen frei sprengten. Irgendwann gab es sie dann: die Jan Delays, die Sebastian Sturms, die Nosliws, die Gentlemans und die Seeeds – in den Charts, in den Regalen der Plattenläden, in den Medien.
Aber neben dem Mainstream, in dem viele (wahrscheinlich) Kurzzeitreisende mit im Boot sitzen, gibt es natürlich immer noch die authentische Szene von Clubs, Festivals und Läden, in denen der harte Kern verkehrt. Letztlich ist genau diese Szene das Thema von Reggae in Deutschland. Natürlich werden Künstler vorgestellt – neben Gentleman und Seeed Patrice, der bayerische Rebell Hans Söllner und der deutsche Rasta Ganjaman. Aber auch die Strukturen der Szene werden beleuchtet, die Sound System-Kultur, die Single-Euphorie, die Mailordervertriebe, Plattenfirmen wie Rootdown und Germaican, die Dub-Szene und natürlich auch Deutschlands führendes Reggae-Magazin, die Riddim.
Das Ganze geschieht auf einem für deutsche Musikliteratur ungewöhnlich hohem Niveau. Immer verständlich geschrieben sind Karnik und Philippsin der Lage ihr Thema reflektiert zu betrachten und auch unter soziologischen und wirtschaftlichen Aspekten angemessen zu betrachten. Damit legen die beiden Autoren beim renommierten Kiepenheuer & Witsch Verlag eine Arbeit vor, die interessant zu lesen ist - nicht nur für 17-jährige Fans, für die Rasta-Sein bedeutet, den Joint beim Reggae-Album durchzuziehen.
Norbert von Fransecky
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