····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Faun und ihr gemeinsamer musikalischer Nenner: Michael Jackson

Info

Gesprächspartner: Faun

Zeit: 28.07.2011

Interview: E-Mail

Stil: Folk, Pagan Folk, Mittelalter

Internet:
http://www.faune.de
http://www.myspace.com/paganfolk

Mit ihrem neuen Album Eden hat Faun, eine der prägendsten Gruppierungen der Pagan- / Mittelalter-Folk-Szene ein herausragendes neues Album vorgelegt, das sich mit verschiedenen Perspektiven des Garten Edens beschäftigt. Grund genug, ein paar Fragen zum Album und zur Band allgemein zu stellen.

Neu im Line-Up ist Rairda. Was waren die Gründe für den Besetzungswechsel?

Der Besetzungswechsel kam dadurch, dass Sandra Elflein schwanger wurde und deswegen verständlicherweise nicht mehr das umfangreiche Tourenprogramm mitmachen konnte. Ein paar Monate davor lernten wir Rairda kennen und waren von ihrer Bühnenpräsenz total begeistert. Als klar wurde dass Sandra leider nicht mehr Teil von Faun sein konnte, haben wir Rairda gefragt ob sie nicht Lust hätte, bei uns mitzumachen.

Hat sich dadurch musikalisch für Euch etwas verändert?

Nicht gravierend. Nach unserem Gefühl fügt sich Rairda sehr gut in das Faun-Gefüge ein.

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Eden (ich finde es fantastisch)? Seid Ihr damit zufrieden?

Die Reaktionen auf das Album haben uns schier umgehauen. Wir haben viel überschwängliches Lob von Fans aus aller Welt und Presse bekommen. Das fühlt sich sehr wohlig an und bestätigt uns natürlich in dem Gefühl, das wir hatten, als wir aus dem Studio kamen: dass wir wirklich ein gut gelungenes Werk vollbracht haben.

Ihr habt euch ganze vier Jahre für das neue Album Eden Zeit gelassen. Was waren die Gründe für diese lange Zeit?

Wir wollten uns bewusst viel Zeit nehmen, um das ganze Album reifen zulassen. Zeitdruck ist immer ein Gegenspieler zu Kreativität und Qualität. Das gab uns auch die Gelegenheit vieles auszuprobieren. Viele Lieder wie "Hymn to Pan" oder "Adam Lay Ybounden" waren schon über lange Zeit da, haben sich aber immer wieder verändert, bis wir zu einem Punkt kamen, wo man sich sagt: "Das ist es jetzt!"

Eden kann man ja als Konzeptalbum verstehen. Wie kam es zur Idee, ein Album über die verschiedensten Perspektiven zum Garten Eden einzuspielen? War das Konzept schon da, bevor Ihr angefangen habt neue Musik zu schreiben?

Das Thema Eden ist uns eher "zugefallen". Wir hatten einige Lieder die sehr stimmig mit dem Thema waren, öfters tauchten der Apfel und seine sinnliche Symbolik auf, der Lebensbaum oder das Thema "Das Paradies in uns". Daraus ergab sich dann ein Roter Faden der uns zum schönen Titel Eden führte und uns auch zum weiterforschen animierte.

Gibt es bei Euch erst die Musik und dann die Texte oder auch umgekehrt?

Beides ist möglich. Bei “Lvpercalia“ war erst der Text von Ovid da, bei Zeitgeist zum Beispiel gab es ursprünglich einen etwas anderen Text mit einem anderen Titel und eine komplett andere Melodie, bis dies auf ein komplett anderes elektronisches Stück von Niel traf, daraus entstand Zeitgeist. Es gibt sehr viele Modi.

Sind Eure Songs in Teamarbeit entstanden oder gibt es einen (oder mehrere) Hauptsongschreiber der die Ideen anbringt und die dann gemeinsam ausgearbeitet werden oder wie muss man sich das bei Euch vorstellen?

Das ist Je Stück unterschiedlich. Oliver zwar hat einen großen Anteil am Songwriting, ebenso Fiona, die Lieder entstehen aber meistens in einem gemeinsamen Prozess, in dem jeder seine Kreativität und Virtuosität spielen lässt.

Ihr habt ja sehr viele positive Kritiken für Euer letztes Album Totem erhalten. War das Ansporn, noch einen draufzulegen, denn auf Eden klingt Ihr noch reifer und abwechslungsreicher.

Klar spornt einem positive und durchaus auch negative Resonanz an. Es ist gut sich alle Meinungen anzuhören und gleichzeitig zu wissen, was man selbst will. Es ist auch so dass man mit jedem Album ein bisschen mehr über die Musik und sich selbst lernt. Alben sind aber auch ein bisschen wie Reisetagebücher, und so hat jedes Faun Album auch seine eigene Geschichte.

Auf Eurer Homepage gebt ihr sehr unterschiedliche musikalische Vorbilder an. Gibt es Bands und Musiker die für Euch alle sehr wichtig waren und sind?

Wir sind tatsächlich alle Fünf etwas verschiedene musikalische Wege gegangen vor Faun… Bei einer spontanen Bandumfrage im Bus kam allerdings heraus: Michael Jackson. Ich kann nicht sagen wie ernst gemeint das war:)

Man liest im Zusammenhang mit Eurer Musik immer wieder Vergleiche zu Qntal, Dead Can Dance, Loreena McKennitt und anderen. Nerven Euch diese Vergleiche oder nehmt Ihr die als Kompliment an?

Das sehen wir eher als Kompliment an, auch wenn solche Vergleiche nur teilweise sinnig sind. Dazu sind wir zu sehr wir… Die genannten sind durchaus Musiker die wir hören, und uns sicher mehr oder weniger Bewusst beeinflussen. Es ist im Schaffensprozess aber nicht so, das man sagt "dieses Lied soll unbedingt so klingen wie Band x".
Es gibt es manchmal vergleiche, die einem zum Lachen bringen, wie in einer Rezension der Vergleich von "Adam lay Ybounden" zu dem Song "Lovely Joan" von Miranda Sex Garden. Nervig wird's wenn aus Musik eine Sportart gemacht wird, zu sehr nach Schubladen gesucht wird oder man denken könnte, es werden zwei Sorten Butterkäse verglichen. Aber das ist zum Glück selten!

Wie habt ihr es geschafft, mit international so renommierten Musikern zusammenarbeiten zu können? Wie kamen die Kontakte zu den (grandiosen) Mediaeval Baebes, Adam Hurst und Mark Lewis zustande?

Ausnahmslos alle Gastmusiker haben wir bei unseren musikalischen Reisen sprich auf Konzerten, Märkten und Festivals kennengelernt. Das ist eine wirklich schöne Seite am Touren, dass man viele sympathische und besondere Leute kennen lernt. Die Mediaeval Baebes kennen wir seit dem Castlefest 2007. Da wir alle so etwas wie Fans der Baebes waren, haben wir uns sehr auf die Begegnung mit ihnen gefreut und lernten eine sehr sympathische und durchaus feierfreudige Mittelalter-Mädels Gang kennen. Und wir waren auch Gastmusiker auf ihrem Album "Illumination". Adam Hurst und Mark Lewis lernten wir auf den Festivals in den USA kennen und zu schätzen. Von Adams virtuosen Celloklängen waren wir sofort begeistert und man kann ihn als echten musikalischen Geheimtipp bezeichnen! Mark Lewis ist einer der Moderatoren, nein besser gesagt Masters of Ceremony, auf Faeryworld und Faerycon und schafft es, jede Umbaupause zu einem unterhaltsamen Programmpunkt zu machen. Er ist ein absolutes Multitalent (Schauspieler, Erzähler, Schriftsteller und einiges mehr) und ein guter Freund der Faune geworden.

Wie muss man sich die Zusammenarbeit vorstellen? Konnten die Künstler eigene Ideen mit einbringen oder wurde ihnen vorgegeben, was sie spielen/singen sollen?

Die konnten sich recht frei austoben, wir haben da nicht zu viele Vorgaben gemacht, nur das Stück und eventuell die Stelle. Und es hat auf magische Art von Anfang an gepasst.

Ihr seid alle zusammen wahre Multiinstrumentalisten. Macht es Euch einfach Spaß, neue Instrumente auszuprobieren oder sucht ihr ganz gezielt Instrumente, die Euren klanglichen Bedürfnissen entsprechen?

Beides hängt zusammen. Jeder von uns kriegt leuchtende Augen, wenn man überraschend auf ein neues Instrument stößt oder im Falle von Niel auf neue Klänge, die auch ein exotischer Fahrradständer von sich geben kann. Hinter jedem Instrument steckt ein Klanguniversum das erkundet werden will. Ein sehr prägendes Element auf Eden ist die Marimba, die sich holzig-warm in einige Songs eingeschlichen hat. Und danke nochmals an Malus Ludus für das geliehene Trumscheit! Dieses exotische Instrument war für Eden ein klangliches Bedürfnis.

Könnt Ihr von der Musik leben oder müsst Ihr neben der Musik noch einer ‚geregelten‘ Arbeit nachgehen?

Wir haben ein richtige Spielleuteleben und das Glück von der Musik leben zu können. Damit ist für uns alle Faun auch ein zentraler Bestandteil des Lebens geworden, der bei uns auch die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Das hat ein so erfüllendes Projekt wie Faun auch verdient. Da wir auch noch unsere eigenen Herren sind, hat das durchaus auch seine anstrengenden Seiten. Aber wir genießen es auch frei von Zeit- oder Stildruck von Labels oder Management kreativ sein zu können und dadurch auch den Freiraum zu haben um eine Platte in der Zeit, die sie braucht, zu entwickeln.

Habt Ihr noch etwas, das Ihr gerne loswerden möchtet?
Vielen Dank für die interessanten Fragen und einen faunigen Gruß an die Leser von "Musik an sich"!

Diskografie

Eden (2011)
Acoustic - "Buch der Balladen" - CD & Buch (2009)
FAUN - LIVE (2008)
Totem (2007)
Renaissance (2005)
Licht (2003)

Ingo Andruschkewitsch


Zurück zur Artikelübersicht