····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Twisted Tower Dire: Zurück mit einem Knall!

Info

Gesprächspartner: Twisted Tower Dire (Scott Waldrop und Dave Boyd)

Zeit: April 2011

Stil: Heavy Metal

Internet:
http://www.twistedtowerdire.com
http://www.myspace.com/twistedtowerdire

Am 13. Mai erscheint nach vier Jahren das neue Album der US-Metalband TWISTED TOWER DIRE. Nachdem es um die Gruppe zuletzt recht ruhig war, ist Make it dark eine echt starke Songsammlung und klingt dabei ein klein bisschen anders als gewohnt (mehr im CD-Review dazu). Aber das ist zweifelsohne nichts Schlechtes! Die schmissigen Songs gehen sofort ins Ohr und so schnell auch nicht mehr raus. Das liegt selbstverständlich an den eingängigen Melodien und Leads. Auch der Gesang von Johnny Aune, der zwar schon ein paar Jahre in der Band ist, hier aber sein Albumdebüt gibt, sorgt für ein Wohlgefühl. Bei Tradtionsmetallern sollte das Ganze nicht ungehört verhallen, denn das wäre schade. In einem Gespräch mit den beiden Gitarristen Dave Boyd und Scott Waldrop erkundigte sich MAS über die aktuellen Ereignisse im Bandcamp, warf aber auch einen kleinen Blick zurück auf 16 Jahre TWISTED TOWER DIRE. Dabei kam natürlich nicht nur einmal ihr im letzten Jahr verstorbener, ehemaliger Sänger Tony Taylor zur Sprache. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein entspanntes und recht persönliches Gespräch.



Scott, vervollständige doch bitte diesen Satz: Heavy Metal ist...

Scott: Nun, ich bin mir nicht sicher was Heavy Metal IST, aber ich weiß was er sein SOLLTE: Energiereiche und aufregende Auftritte, heiße Mädels in Leder mit knackigen Hinteren und hohen Stiefeln, rasiermesserscharfe Gitarren, geile Partys die länger dauern als sie sollten und irritierte Hotelgäste, sowie Musik die einen im Allgemeinen zu einem albernem Verhalten verleitet.

Seit der Veröffentlichung der letzten Platte Netherworlds ist viel Zeit vergangen und es war auch länger recht still um die Band. Was passierte seitdem und warum dauerte es solange?

Dave: Es ist viel mit Twisted Tower Dire passiert, seitdem Netherworlds herauskam. Wir mussten unseren Sänger Tony vor längerer Zeit ersetzen und dann starb er vergangenes Jahr auch noch bei einem Motorradunfall. Verschiedene Bandmitglieder verloren ihre Jobs und sind umgezogen. Wir trennten uns vom Label Remedy Records und so weiter. Wir wollten nie, dass es soviel Zeit in Anspruch nimmt, dieses Album aufzunehmen. Aber wir hatten ein paar Rückschläge und Geld war auch ein großes Problem. Die Songs wurden bereits vor ein paar Jahren geschrieben. Es dauerte seine Zeit sie aufzunehmen und vernünftig abzumischen. Die meisten der Lieder wurden vor fast zwei Jahren aufgenommen. Ich denke ein Album alle zwei Jahre wäre ein guter Zeitabstand. Aber irgendwie schaffen wir das nie.

Scott: Zu unserer Verteidigung: Ich habe noch einige Stunden Demomaterial auf meinem Computer, das wir nicht für Make it dark verwendet haben. Wir haben uns für ein kurzes Album als unser „Comeback“ entschieden, da es ein schneller Angriff auf die Sinne sein soll. Wenn die Leute dann gemerkt haben, dass wir immer noch existieren, machen wir vielleicht ein längeres als Nummer sechs. Damals in den 80ern waren die Klassiker alle nicht so lange wie heute. Man nehme nur die ersten paar Van Halen-Platten. Andererseits, warum sollte man so ein superlanges und teures Album machen, bei dem soviel Blut, Schweiß und Tränen fließen, wenn es am Ende doch langweilt? (lacht) Glücklicherweise ist das hier nicht der Fall.


Warum musste Tony Taylor eigentlich vor vier Jahren die Band verlassen? Und war er bis zu seinem tragischen Unfalltod in gewisser Weise immer noch ein Mitglied der Twisted Tower Dire-Familie?

Dave: Tony hatte so einige persönliche Probleme, die mit der Zeit immer schlimmer zu werden schienen. Wir waren ehrlich sehr besorgt um ihn und das beeinflusste zweifelsohne die Band in mehreren Hinsichten. Wir schlugen vor, dass er die Band für eine gewisse Zeit verlässt, um sich ein wenig Raum zu gewähren und sich auf seine Familie und Arbeitssituation zu konzentrieren. Aber er stimmte dem nicht zu. Wir hatten somit leider keine andere Wahl, als ihn dauerhaft zu ersetzen. Unsere Verbindung zu Tony komplizierte sich danach noch mehr. Ich sprach ein paar Mal mit ihm, um in Kontakt zu bleiben. Wir sind alle sehr traurig über sein Ableben im letzten Jahr. Die meisten von uns besuchten seine Beerdigung, worüber ich ziemlich froh bin. Wir denken noch immer oft an ihn. Sein Erbe wird in Form seiner beiden Kinder, all unseren Erinnerungen und seinen Beiträgen zur Band weiterleben.

Scott: Dave hat es ziemlich gut getroffen. Er wird immer ein Teil der Twisted Tower Dire-Familie sein. Ich hasse es, dass wir zu der Zeit als es passierte nicht miteinander sprachen. Unsere Freundschaft war damals wegen einigen dämlichen persönlichen Sachen ziemlich schwierig. Wir sprechen immer noch ziemlich liebevoll und oft über ihn und seine Präsenz in der Band war so wichtig, dass es unmöglich ist nicht an ihn zu denken, wenn wir seine Lieder spielen. Ich hoffe er beobachtet uns von irgendwo her und freut sich, dass wir weitermachen.

Ein neuer Sänger, ein neues Label und ein leicht modifizierter Sound - siehst Du Make it dark als eine Art Neustart für Twisted Tower Dire, Scott?

Scott: Absolut, das ist was das Album ist! Wir waren für einige Jahre still und Netherworlds lief auch nicht besonders gut. Crest of the martyrs war so ein massives Album. Um 2003 rum hatten wir den meisten Schwung und dann begann alles nicht mehr so rund zu laufen. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem wir ein gut produziertes Album mit guten Liedern und eine Besetzung von Jungs die einfach gut miteinander auskommen haben. Wir brauchten sieben Jahre um an diesen Punkt zurück zukommen. Aber wir sind bereit und es fühlt sich alles großartig an. Wir alle lieben Twisted Tower Dire und das ist der Grund, warum wir weitermachten. Aber es ist lange her, dass es ein richtiger Spaß war. All den persönlichen Mist der uns in der letzten Dekade passierte haben wir hinter uns gelassen und es gibt nichts mehr was uns aufhält.

Einige der Bandmitglieder lieben in Virginia, anderen in North Carolina. Ist diese Entfernung nicht ein großes Problem, wenn man proben und Lieder schreiben möchte?

Scott: Ja, das ist schon kacke, aber wir kämpfen uns durch. Wir schauen, dass jeder für sich genug probt, bevor es an Konzerte geht. Unser Drummer Marc lebt jetzt vier Stunden von mir weg und das ist schon knifflig, da wir zusammen in den frühen Bandtagen die meisten Ideen entwickelt hatten. Dave lebte schon immer ziemlich weit weg - zwei Stunden etwa. Twisted Tower Dire sind es also gewohnt über weite Entfernungen zu arbeiten. Wenn ich sehe, dass wir es immer schaffen unsere Gitarrenparts auszuarbeiten, obwohl wir soweit auseinander wohnen und man bedenkt, wie wichtig diese für den Bandsound sind, mache ich mir keine großen Sorgen über die Wohnorte von uns. Die modernen Technologien haben die Dinge einfacher gemacht. Es ist schon blöd, die anderen Jungs nicht hier zu haben, während ich Sachen schreibe. Es gibt eben keinen Ersatz dafür, zusammen in einem Raum zu spielen und zu schreiben. Das tun wir aber immer noch, um die kleinen Details auszuarbeiten.

Make it dark klingt ziemlich frisch und direkt, mit einem richtigen Rock’n’Roll-Feeling und eingängigen Songs, anstatt einer Portion Epik. Aber es klingt noch immer nach Euch. Hat Euch der neue Sänger Johnny Aune einen kleine Tritt in den Allerwertesten verpasst oder ist das einfach eine natürliche Entwicklung?

Dave: Johnnys Gesangsperformance ist wirklich saustark und wir sind alle ziemlich begeistert und stolz ihn in der Band zu haben. Meiner Meinung nach trägt sein Gesangsstil einen großen Teil zu diesem Rock-Vibe bei. Ebenso hat Scott versucht mehr rockige und eingängige Lieder als sonst zu schreiben. Eine Art Mix aus der New Wave of British Heavy Metal und altem Punk. Das Ergebnis ist „Partyrock“, wie wir es nennen. Etwas zu dem man Bier säuft und seinen Kopf schüttelt. Bei uns funktioniert das - bei Euch hoffentlich auch!

Scott: Jawohl, Dave hat Recht! Ein weiterer Faktor für die Liedauswahl war nicht nur, dass sie richtig zuschlagen und nach vorne drücken sollten, sondern dass sie auch geeignet sind unseren neuen Sänger vorzustellen. Zum Beispiel haben wir auch ein langes Epos über Zombies. Ja ich weiß, textlich nicht gerade originell. Egal, es ist ein etwas seltsamer Song für Twisted Tower Dire-Verhältnisse und er geht etwas in eine progressive, psychedelische Richtung, ähnlich wie wir es ganz früher gemacht hatten. Aber dieses Mal wollten wir unseren neuen Sänger nur Lieder singen lassen, die einfach „cool“ sind. (lacht)

Der neue Mann: Johnny Aune

Wie habt ihr damals Euren neuen Sänger Johnny Aune gefunden, der einen ganz anderen Stil als Tony hat? Ihr wolltet offensichtlich keine einfache Kopie von ihm.

Scott: Unsere Freunde von der Band Widow haben von dieser neuen Gruppe aus Raleigh namens Viper erzählt. Eine unglaubliche Gruppe von Kids (einige waren damals noch in der High School), die richtig Arschtreten und unglaublich fein geschriebene Songs haben, eine gute Liveshow hinlegen und ständig von heißen Mädels umgeben sind. Johnny hat immer noch eine Stalkerin. (lacht) Also schaute sich unser Bassist Jim sie bei einem Talentwettbewerb an und die Gerüchte entpuppten sich als wahr. Einen Monat später traf ich Johnny bei einer Party und wir wurden sofort Freunde. Wir jammten dort gleich ein bisschen im Keller zusammen, der Widows Übungsraum war. Johnny meinte, er möchte ein Lied mit uns singen. Wir spielten „By my hand“ und sein Gesang war fantastisch. Deswegen fragten wir ihn, ob er für ein paar Konzerte aushelfen kann, da die Dinge mit Tony gerade kompliziert waren. Danach haben wir ihn gleich in die Band eingeladen.
Tony mit jemandem wie ihm auszutauschen hätte auch ein großer Fehler sein können. Er war eine so große Persönlichkeit, dass es uns einfach geschwächt hätte, wenn wir Tony einfach gegen eine blasse Kopie ersetzt hätten. Es war der Punkt, entweder ein neues Kapitel in unserem Leben aufzuschlagen oder Twisted Tower Dire niederzulegen. Johnny war noch vor Tonys Tod in der Band, was mich erleichtert, da es Tonys Erbe nicht ehren würde, hätten wir mit einem schlechten Klon weiter gemacht. Im Endeffekt erwarten die Fans einen Sänger mit einer großen Persönlichkeit und viel Seele. Deswegen haben wir Johnny ausgesucht - abgesehen davon, dass er ein ziemlich guter Sänger ist.

Habt ihr das Album in Eigenregie aufgenommen oder hattet ihr wieder professionelle Hilfe?

Dave: Jedes Instrument wurde von uns separat aufgenommen. Zuerst Schlagzeug, dann Gitarren, Bass und Gesang. Der eigentliche Aufnahmeprozess dauerte ziemlich lange. Marc nahm seine Schlagzeugtracks selbst auf. Meine Gitarrenspuren wurden in meinem Haus mit dem Verstärker im Bad aufgenommen. Die Gitarrenleads und Scotts Teile wurden genauso wie der Bass in Marcs Haus aufgenommen. John Wooten von der Band Widow nahm Johnnys Gesang bei sich auf. Du siehst schon, ziemlich oldschool und Low-Budget! Ich bin schon verblüfft, wie gut sich alles zusammengefügt hat. Ich glaube dieser alberne Aufnahmeprozess sorgt für das Raue in den Songs und ist ein guter Ausgleich zum Killer-Gesamtsound, den wir am Ende irgendwie zustande brachten. Vielen Dank auch an Chris Solomone, dass er uns sein Talent beim Mix lieh. Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft!

Scott: Ah, ich hatte ganz vergessen, dass Daves Gitarren im Bad aufgenommen wurde. Wir hätten wirklich filmen sollen, wie seltsam diese Aufnahmen waren.

Make it dark hat die beste Produktion aller Twisted Tower Dire-Alben. Sie ist massiv, klingt aber immer noch organisch und nicht zu digital. Etwas das man heutigen etwas zu selten hört. Ich kann mir vorstellen, dass ihr ziemlich mit der Nachproduktion von Chris Salamone (u.a. While Heaven Wept) zufrieden seid.

Scott: Ich kann es immer noch nicht glauben, was Chris aus unserer Tracks machen konnte. Wir gingen mit unseren Aufnahmen zu ihm und er bereitete alles von Grund auf. Bei der Musik gab es keine drastischen Veränderungen. Aber er hat ein magisches Ohr für Details. In seinem Studio sieht es wie in einem Labor eines verrückten Wissenschaftlers aus. Dort gibt es Wände und Regale zugestopft mit allen erdenklichen Typen von Audiogeräten. Viele davon analog und von ihm selbst gebaut. Er sagt, den Mix über diese Ausrüstung laufen zu lassen, sorgt dafür, dass er „atmet“ und lebendig wird. Ein guter Produzent zu sein und ein Ohr für das Erschaffen von Klanglandschaften zu haben ist nichts anderes als ein Musiker oder Maler zu sein. Um so gut wie Martin Birch oder Chris Salamone zu werden, reicht es nicht aus, nur extrem viel Wissen und Erfahrung zu haben, sondern du musst vor allem ein talentierter Künstler sein. Die Musik von Bands wie uns wäre am Ende ohne solche Leute nicht so wie sie ist.

Die Texte sind wieder sehr im Fantasy-Stil. Wollt ihr einfach ein paar nette Geschichten zu den Songs schreiben oder sind sie doch mehr metaphorisch, ähnlich wie bei Ronnie James Dio - und ist dieses extrem fröhliche „Torture torture“ die absolute Partyhymne für Masochisten?

Scott: Sie sind fantastisch, aber mehr übernatürlich als „Dungeons and Dragons“, was mir mittlerweile besser gefällt. Die Texte haben ihre Bedeutungen und Metaphern, aber nichts ist zu ernst gemeint. Die meisten behandeln Geschichten über Personen mit bizarren Problemen. Hier ein Überblick: „Mystera“ handelt von einem Mädchen das mit Magie spielt und ein Teil der Wildnis wird. Der „Snow Leopard“ ist eine übernatürliche Bestie, die härter und klüger als alle Menschen ist und in Einsamkeit leben muss. „The Stone“ ist ein weiteres Einzelgängerlied, bei dem der Protagonist keine Liebe oder Zufriedenheit fühlen kann und trotzdem weitermachen muss, um sich selbst zu retten. Bei „Make it dark“ geht es um die negativen Gefühle und den Gruppenzwang im Rahmen eines extremen Totenkults. „White Shadow“ dreht sich einfach um einen Mann, der sich in eine Geisterfrau verliebt und die Chance ergreift zu sterben, um mit ihr auf Ewigkeit zusammen sein zu können. „Only way“ behandelt das nachtaktiv sein und das Führen eines unkonventionellen Lebens ohne Reue.
„Torture Torture“ behandelt Selbstekel und den Drang nach extremem Masochismus. Mir kam die Idee nach einem Song von The Damned, der sich um eine Person dreht, die zu Tode gequält werden möchte. Der Text hatte diesen kranken, sexuellen Bondage-Inhalt, aber die Musik war ein süßliches, klassisches Klavierstück und ich bekam dieses merkwürdige Konzept gar nicht mehr aus dem Kopf. Ich mochte schon immer den Gegensatz von dunklen Texten und peppiger Musik. Blue Öyster Cult waren darin die Meister. Keine dieser Song spiegelt meine Persönlichkeit wieder. Ich bin zu Hause sehr glücklich mit meiner Familie und vielleicht lebe ich mich deswegen indirekt über meine Lieder aus. (lacht)

Wie kam der Kontakt zum italienischen Label Cruz del Sur zustande? Ein Grund war doch bestimmt, dass Euer Bassist Jim mit While Heaven Wept dort unter Vertrag stand.

Scott: Sozusagen. Jim traf den Labelboss Enrico im Rahmen von While Heaven Wept. Sie sind Freunde, also tat das nicht weh. Aber auch andere befreundete Bands haben Kontakt zu diesem Label. Ich glaube ein wichtiger Faktor war, dass Tom Phillips von While Heaven Wept unsere Sachen Enrico und auch Oliver Weinsheimer vom Keep-It-True Festival hören ließ. Letztes Jahr schrieb mich Oliver an und ermutigte mich, Cruz del Sur zu kontaktieren, was die Sache ins Rollen brachte.


Das Comiccover zu Make it dark wurde vom Brite Martin Hanfard gezeichnet, welcher schon ein paar Sachen für Euch gemacht hat. Warum habt ihr ihn wieder ausgewählt und wie kam das Konzept dieses Mal zustande?

Scott: Wir kannten seine Bal Saggoth-Cover aus den 90ern und ließen ihn 2001 das Cover von The isle of Hydra zeichnen. Er machte auch diejenigen für unsere Dagger’s blade-Single, die Secret demos-EP, die Wiederveröffentlichung von The curse of the Twisted Tower und ein paar Dinge im Booklet von Netherworlds. Wir arbeiten so, dass er die Linien malt und ich das Ganze dann koloriere. Ich fühle mich ziemlich geehrt, dass er so mit mir arbeiten möchte. Ich ging auch an eine Kunstschule, aber er zeichnet einfach einige Ligen höher. Ich mag seine Kunst, da er, genauso wie Derek Riggs, seinen ganz eigenen Stil hat. Für das Albumcover hatte ich konkrete Vorstellungen. Aber die anderen Bilder hat er alle selbst entworfen. Es gab ein paar Bereiche bei denen wir ihn baten etwas zu ergänzen, wie das Motorrad bei „The Stone“. Marcs Frau Beth hat ein paar Frauengesichter frisiert. Sie ist auch eine tolle Zeichnerin und hat sich auf das Malen von Gesichtern spezialisiert. Das alles zu entwickeln war eine sehr demokratische Sache zwischen allen Bandmitgliedern, Marcs Frau und Martin. Oh, die Mad Max-Zeichnung von uns auf dem Backcover war eine Idee der Band. Wir wollten der Tradition eine Karikatur und eine Bandfoto auf der Rückseite zu haben treu bleiben. Aber es war an der Zeit auf Wiedersehen zu der Dungeons and Dragons-Sache zu sagen und sich mehr an die Texte zu halten.

2009 haben Heaven and Hell Records Eure ersten beiden Alben The cure of Twisted Tower und The isle of Hydra mit runderneuertem Sound und neuem Artwork, sowie einigem an Bonusmaterial neu heraus gebracht. Hattet ihr darauf Einfluss?

Dave: Wir sind gut mit Jeremy von Heaven and Hell Records befreundet und wir arbeiteten bei diesen beiden Veröffentlichungen eng mit ihm zusammen. Wir sind mit beiden sehr zufrieden! Es schien noch immer ein Interesse an diesen beiden Alben zu geben, also beschäftigten sich Marc und sein Freund Wayne sehr mit dem Mix und dem Sound von The curse of Twisted Tower. Ich bin froh, dass man sich die Musik jetzt anhören und genießen kann!

Scott: Ja, Jeremy und Jamie von Heaven and Hell haben uns richtig angetrieben, soviel alten Stoff wie möglich zu finden, um diese beiden Veröffentlichungen sehr speziell zu machen. Ich habe schon länger nicht mehr in meinen alten Twisted Tower Dire-Boxen gewühlt und es war wie das Öffnen einer Zeitkapsel für mich. Gleichzeitig war es eine Herausforderung, die ganzen Originalfotos und Grafiken zu finden. Aber es machte viel Spaß!

Die Veröffentlichung von Make it dark nach ein paar Jahren Pause halte ich für eine gute Gelegenheit ein wenig auf die Geschichte der Band zurück zu blicken. War es Mitte der 90er, als der traditionelle Heavy Metal regelrecht vom Grunge und Crossover/Rapmetal weggefegt wurde, nicht ein wenig gewagt solche Musik zu spielen?

Dave: Wir denken gerne, dass wir unserer Zeit ein wenig voraus waren - aber damals schien es natürlich, dass wir um die zehn Jahre zu spät dran waren! Es gab Zeiten, als wir Konzerte nur zusammen mit Death oder Black Metal-Bands spielen konnten und ich fragte mich schon, „was zur Hölle tun wir hier überhaupt?!“. Twisted Tower Dire schrieben und spielten immer nur, was sie gerade interessierten und irgendwie gibt es jetzt wieder einige Bands die ebenfalls traditionellen Heavy Metal spielen. Diese Musik hat ihre Qualitäten, welche die Leute dazu bringen, es sich immer und immer wieder anzuhören. Ich denke es ist die Reinheit dieses Stils, die Energie und die Attitüde, sowie die eingängigen Parts die man mitsingen und zu denen man abrocken kann. Das ist der ursprüngliche „Partyrock“. Und die Mädels tendieren auch in diese Richtung. (lacht)

Scott: (lacht) Gut, gesprochen Dave! Als wir die Band um 95 rum zum Laufen brachten waren wir ein Haufen Verrückter, die es richtig genossen, eine solch unmodisch asoziale Musik spielten. Jeder stand zu der Zeit auf Techno und Nirvana. Aber wir wussten, dass Iron Maiden das Coolste überhaupt war und trugen das auch in die Welt hinaus. Glaub mir, wir wuchsen in den Vororten von Washington D.C. auf, in denen die Jugendlichen viel Geld hatten und versnobt waren. Sich wie ein Metalhead zu kleiden und diesen Lifestyle zu leben war wie sozialer Selbstmord. Aber es hat sich am Ende ausgezahlt, da wir an uns selbst und an das was wir taten glaubten.


In diesem Rahmen wäre es auch schön, wenn ihr die bisherigen Bandalben rückblickend mit ein paar Worten kommentieren könntet. Beginnen wir mit dem ehemals recht mager klingenden The curse of Twisted Tower aus 1999.

Dave: Twisted Tower Dires erster Versuch in Sachen Aufnahmen und Songwriting. Einige Lieder haben doomige Elemente, welche man auf späteren Alben nicht mehr hört. Es enthält einige coole Tracks und super Gitarrenriffs. „The epic war never ends“ ist einer meiner Favoriten. Das Album besitzt auch ein großes Underground-Feeling. Ein paar Songs sind länger als es ihnen gut tut und haben mehr Teile als notwendig. Aber einige Leute mögen genau das. Man kann Dinge auf der wieder veröffentlichten Version viel besser hören - was aber auch nicht immer gut ist…

Scott: Wir befanden uns immer noch in einer Phase, in der wir dachten mit unseren psychedelischen Einflüssen sehr experimentell sein zu müssen. Ein paar Soundeffekte waren ziemlich übertrieben. Aber wir waren begeistert, damit rumspielen zu können. Damals hatten wir noch die Zeit Stunden damit zu verbringen, im Proberaum rumzuhängen und lächerlich komplizierte Songs zu schreiben, was an unserem jugendlichen Lebensstil lag. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir uns die Zeit nahmen, Songs wie „The Valkyrie Death Squadrons“ zu lernen und zu spielen. Aber auf der Platte sind einige der coolsten progressiven Sachen, die wir je gemacht haben.


Zwei Jahre später folgte The isle of Hydra.

Dave: Ich würde das ein „Epic Metal-Album“ nennen - komplett mit Songs über Dämonen und Drachen und einem Cover welches die Band in Rüstungen zeigt. Die Produktion ist gut, aber ziemlich spartanisch. Das Album hat ein paar mehr Thrash-Elemente. Besonders im Titeltrack und „Final stand“. Es ist das letzte Album mit Ur-Bassist Jim Murad.

Scott: Viele der Lieder wurden zusammen mit ihm geschrieben, man kann also diesen Einfluss hören. Fast alle Songs waren eine Zusammenarbeit von allen Bandmitglieder. Wir wollten damals bewusst die Strukturen vereinfachen und man kann die Wandlung unseres Sounds auch hören. Immer noch eines meiner liebsten Alben!




2003 brachte die Band Crest of the martyrs heraus, das einige Hits enthält.

Dave: Unsere erste Veröffentlichung auf Remedy Records. Aufgenommen von Piet Sielk (Iron Saviour). Die Produktion klingt mehr nach deutschem Powermetal und ist viel glatter als auf den ersten beiden Alben. Etwas zu sehr, meiner Meinung nach! Es enthält ein paar großartige Songs, inklusive „Axes & honour“. Aber wir empfinden, dass es nicht so richtig nach Twisted Tower Dire klingt. Das Cover stammt von Derek Riggs.

Scott: Jawohl, das war das erste, bei dem wir wirklich daran interessiert waren, eingängigere Songs zu schreiben. Wir hatten auch die Möglichkeiten mit einigen großen Namen aus der Szene zu arbeiten. Deswegen war es definitiv eine aufregende Zeit für uns. Die Platte kam auch im gleichen Jahr heraus, als mein Sohn geboren wurde. Also schaue ich auf die Zeit gerne zurück. Ich sehe das aber auch als den Punkt an, als es begann für die Band schief zu laufen. Wir mussten eine Tour mit Saxon absagen und die Dinge mit Tony wurden langsam seltsam, was seine persönlichen Probleme betrifft. Unser Erfolg war auf einem Allzeithoch und wir stürzten nach unserem Wacken-Auftritt und der Mini-Europatour 2003 ziemlich schnell ab.


Netherworlds markierte Anfang 2007 sozusagen das Ende einer Ära.

Dave: Das war unsere letzte Veröffentlichung mit Tony am Gesang. Wir gaben zu der Zeit unser Bestes, aber der Mix fiel leider nicht so aus, wie wir hofften. Es waren viele Leute in diese Aufnahmen involviert und ich denke, darunter litt das Resultat am Ende. Es gibt darauf aber ein paar richtige Prachtstücke. Scott erstellte das Cover und es sieht wie ein Haufen komischer Kerzenwachs oder wie Sandburgen aus. „Dire wolf“ ist wahrscheinlich mein Lieblingssong. Ich liebe die Gitarrenriffs - thrashig und melodisch!

Scott: Darauf waren einige großartige Ideen, die nicht so gut organisiert oder ausgeführt wurden, wie sie sollten. Ich sehe das Album immer als Marker für den Tiefpunkt in persönlicher und professioneller Hinsicht. Tonys Texte sind so dunkel und prophetisch, die Realität betreffend, so dass es oft schwer für mich ist, mir das anzuhören.

Scott, hast Du noch unerfüllte Träume mit der Band? Außer mal wieder in Wacken spielen zu dürfen…

Scott: Die meisten Träume die ich mit der Band hatte sind bisher unerfüllt geblieben. (lacht) War natürlich ein Witz - überwiegend. Ich denke wir holen gerade etwas verlorene Zeit auf. Ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin, dass wir endlich ein Album haben, welches ich und der Rest der Band zu 100 % lieben. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich auch ohne Tony Lieder gemacht habe, welche die Fans offensichtlich mögen. Tony war so ein talentierter Typ und ich habe zu ihm immer wie zu einem großen Bruder aufgesehen.
Wacken ist definitiv ein Geist den ich jage. Ich habe die Band gegründet und Twisted Tower Dire haben dort zweimal gespielt, aber ich stand nie auf der Bühne. 2000 war es als so kleine Band eine Riesensache dort auf dem Programm zu stehen, aber ich hatte es für mich selbst versaut. Ich war ziemlich verspult und unreif damals. Ich habe zuviel Party gemacht und wurde krank. Im Grunde hatte ich einen Nervenzusammenbruch und verließ die Band vor dem Wacken-Auftritt. Am Ende hat das mein Leben positiv beeinflusst, da ich lernte Beziehungen zu reparieren und es hat mir etwas über mich selbst und meine Verpflichtungen meinen Freunden und Angehörigen gegenüber beigebracht. Es ist etwas auf das ich nicht stolz bin, aber es sorgte dafür, dass ich erwachsen werde. 2003 bekamen wir eine zweite Chance in Wacken, aber ich konnte wieder nicht dabei sein. In der Zeit sollte mein Sohn auf die Welt kommen und das wollte ich natürlich unter keinen Umständen verpassen. Es wäre großartig für mich, noch einmal die Gelegenheit zu haben, dieses Festival zu spielen. Aber auch wenn es nicht passiert, bin ich zufrieden, da ich weiß, dass Twisted Tower Dire einen guten Lauf hatten und ich bin stolz ein Teil davon gewesen zu sein!

Welchen Beschäftigungen geht ihr nach um Euren Lebensunterhalt zu verdienen - lebt ihr ein typisches „Spießerleben“?

Dave: Wir haben Jobs, da die Band mehr oder weniger nur ein Hobby ist. Aber ein sehr wichtiges Hobby eben! Marc und Johnny beschäftigen sich mit Kommunikationsverkabelung, ich mache bei der staatlichen Verwaltung Computerkartierung, Scott geht wieder zur Schule und studiert Kunst und Jim ist Graphikdesigner. Ich glaub nicht, dass wir ein typisches „Spießerleben“ führen. Wir rocken und feiern Partys noch immer mehr, als es gut für uns ist!

Scott: Ja, natürlich müssen wir noch Geld außerhalb der Band verdienen. Aber unglücklicherweise stecken wir zu oft in unserer Entwicklung fest und benehmen uns als wären wir noch 16. Der Metal hat unauslöschlich unsere Persönlichkeiten geschliffen. Ich denke das ist gut so. Aber mittlerweile können wir ohne jegliche Bedenken auf Tour gehen, ohne uns selbst umzubringen und anderen ans Bein zu pinkeln, da wir älter und klüger sind, als wir es vor zehn Jahren waren. Uns selbst in die Hosen zu pinkeln ist eine andere Geschichte - aber das verletzt ja niemand. (lacht)

Eines noch zum Schluss: Es ist jetzt schon einige Jahre her, wann kommt ihr endlich wieder nach Europa, speziell nach Deutschland?

Scott: So schnell wie möglich! Es ist aber aufgrund unserer Inaktivität und der Veröffentlichung im späten Frühling schwer zu sagen, wann es passieren wird. Unglücklicherweise sind die Promoter nicht allzu sehr an einer Sommertrour 2011 interessiert, da wir solange still waren, keiner das Album kennt und man nicht weiß, wie der neue Sänger von den Fans aufgenommen wird. Ich denke man muss dem Album und den Hörern ein bisschen Zeit geben und dann sehen. Realistisch um über den großen Teich zurück nach Europa zu hüpfen wäre wohl der nächste Sommer. Deswegen werden wir in der Zwischenzeit wie verrückt an neuen Songs arbeiten und einen sehr guten Nachfolger zu Make it dark machen, der hoffentlich Anfang nächstes Jahr erscheinen kann. Wenn wir vorher ein Angebot bekommen sollten, stehen wir natürlich bereit! Unser größtes Anliegen ist es aber derzeit, den Schwung wieder finden, den wir vor ein paar Jahren verloren haben.

Vielen Dank ihr beiden für dieses ausführliche Gespräch!


Mario Karl


Zurück zur Artikelübersicht