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Info
Zeit: Juli 2010
Ort: Balingen, Messegelände
Besucher: ca. 12.000
Fotograf: Mario Karl
Internet:
http://www.bang-your-head.de
Ein zweites 2006 wollten die Macher des alljährlichen Bang-Your-Head!!!-Festivals in Balingen wohl vermeiden. Denn dieses fand mitten im Sommermärchen - sprich der Fußball-WM - statt und dementsprechend leer waren die Ränge als die deutsche Mannschaft die Schweden aus dem Wettbewerb warfen. Deswegen verschob man die Hardrock- und Metal-Megaparty kurzerhand von Ende Juni auf Mitte Juli. Das war allerdings auch schon alles was sich änderte. Ansonsten blieb glücklicherweise so gut wie alles beim Alten. Was sollte man an der jahrelang erprobten und ausgereiften Organisation auch noch verbessern? Eben nicht viel. Die zeltende Bevölkerung freute sich endlich über angemessene Preise im Metalcamp-Supermarkt und das Angebot in der neuen Halle auf dem Messegelände wurde ausgeweitet. Hier spielte sich auch die signifikanteste Änderung ab: Es gab zum ersten Mal eine zweite Bühne. Abends bis nach dem offiziellen Ende auf der Hauptbühne prügelten sich hier einige härtere Genossen wie Destruction, Dark Tranquillity, Darkane, Dew-Scented und The Haunted durch rasante Auftritte. Eine nette Abwechslung. Was allerdings nicht durchgehend nett war, war das Wetter. Während man am Freitag von der Sonne mehr als nur dezent gegrillt wurde, öffnete der Himmel am Samstag die meiste Zeit seine Schleusen. Diese traurige Atmosphäre passte dabei bestens zum dunklen Schatten, der über dem Festival lag. Der Tod von Ronnie James Dio (der hier bereits mehrfach selbst auftrat) war allgegenwärtig und fast alle Bands erwiesen dem kleinen Mann mit der riesigen Stimme ihre Ehre, indem sie zumindest einen seiner Songs spielten.
Was letztes Jahr schon mal geklappt hat, zog man auch in diesem wieder durch: Eine Warm-up-Show in der neuen Sparkassenarena auf dem Messegelände. Dabei ließ man sich offenbar vom Keep-it-true im letzten Jahr inspirieren, stellte den Abend unter das Motto „New Wave of British Heavy Metal“ und lud dementsprechende Bands dazu ein. Bevor wir in der Halle eintrafen, hatte bereits die bekannte NWOBHM-Coverband ROXXCALIBUR ihr erprobtes Set aus alten Krachern und Raritäten gespielt und auch der Auftritt von Brian Ross' BLITZKRIEG befand sich in den letzten Zügen. Den Leuten schien es ohrenscheinlich gut zu gefallen - auch wenn der Sound fast betäubend laut war. Die Highlights sollten allerdings in Form von Demon und Saxon noch folgen. (MK)
DEMON, die sich ja eigentlich schon (mehr oder weniger) aufgelöst haben, beginnen mit dem Kracher „Night Of The Demon“ und die Stimmung ist von Anfang an gut. Dave Hill ist stimmlich diesmal um Längen besser drauf als noch auf dem KIT dieses Jahr, so dass er selbst hohe Passagen bei Songs wie „Live On The Wire“ locker umschifft. Demon bringen ihr übliches Best Of-Programm, bei dem nahezu alle wichtigen Songs gespielt werden. Ein Highlight das auf dem KIT nicht gespielt wurde, packen sie an diesem Abend aus: Es ist das legendäre „Remembrance Day“, das ich von Demon noch nie live gehört habe. Absolut geil, diese Nummer. Was bei Demon ein bisschen stört, ist das konfuse Erscheinungsbild der Band. Die Jungs sind zwar gut aufeinander eingespielt, aber vom Optischen her passt da einfach wenig zusammen. Aber das war bei denen früher auch nicht anders. Dave Hill geht heute sehr aus sich heraus und bei dem Überhit schlechthin, „Don’t Break The Circle“, nimmt er ein Bad in der Menge. Das kommt beim BYH-Publikum natürlich gut an. Als Zugabe spielen Demon den Rainbow-Klassiker „Lady Starstruck“, den sie sehr cool runterzocken. Demon bekommen viel Applaus und der Abend, der ganz im Sinne der „New Wave Of British Heavy Metal“ steht, geht seinem Höhepunkt entgegen. (SG)
Die Hauptband an diesem Abend kommt auch von der Insel und hat das BYH schon mehrfach besucht. Es handelt sich um SAXON, eine der legendären Speerspitzen der NWOBHM. Wer Saxon schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass sie immer für eine heiße Live-Show gut sind. Nach dem Intro kommt die Band mit dem Anfangsriff von „Heavy Metal Thunder“ auf die Bühne und dieser Song kann gleichsam als Motto für das gesamte Konzert stehen. Biff, in der Mitte der Bühne, wird flankiert von seinen beiden Schildknappen Paul Quinn und Doug Scarrat an der Gitarre. Nibbs Carter, bewaffnet mit einem Gibson Thunderbird-Bass rennt wie ein Irrer über die Bühne und wird anscheinend nach Kilometern bezahlt. Dieser Typ ist einfach unglaublich! Er ist derjenige Musiker, auf den das Festivalmotto „Bang Your Head“ am Allermeisten zutrifft. Im Hintergrund der Bühne sitzt hinter einem riesigen Drumkit der zurückgekehrte Nigel Glockler, der Saxon mit seinem extremen Power-Drumming zusätzliche Durchschlagskraft verleiht. Saxon spielen lediglich zwei neue Songs. Das coole „Live To Rock“ und „Sweeney Todd“ vom neuen Album, die beide sehr gut ankommen. Den Rest des Programms machen die Klassiker aus, von denen sie doch einige im Repertoire haben. Biff ist glänzend bei Laune und Stimme und lässt keine Gelegenheit aus, Wasserflaschen ins Publikum zu werfen, was bei der Hitze in der Halle mehr als nur eine nette Geste ist. Saxon packen selbst Songs aus, die schon länger nicht mehr live zu hören waren. Kostprobe gefällig? „To Hell And Back Again“, „And The Bands Played On“, „Dallas 1 PM“, „The Eagle Has Landed“. Natürlich wird auch an diesem Abend wieder „Crusader” vom Stapel gelassen, ein Lieblingssong der Fans. Die Stimmung während des Konzerts ist bombastisch und die „Saxon, Saxon“-Sprechchöre zwischen jedem Song beweisen einmal mehr, welchen Stellenwert die Briten in Deutschland mittlerweile besitzen. Bei „Wheels Of Steel“ teilt Biff das Publikum in zwei Teile und lässt die Fans seine bekannten Mitsingspielchen zelebrieren. Den Abschluss des Konzerts bilden „Strong Arm Of The Law“ und natürlich „Solid Ball Of Rock“. Die Halle steht Kopf und Saxon bekommen verdientermaßen tosenden Beifall. Wir sind uns einig, ein Weltklassekonzert gesehen zu haben! (SG)
Es ist nicht das erste Mal, dass das eigentliche Festival von noch recht frischem und heißem Nachwuchs eröffnet wird. Wobei Nachwuchs bei THE NEW BLACK eher relativ ist. Schließlich hat man mit Fabian Schwarz (u.a. Stormwitch, Paradox, Abandoned) und Hammer-Chefredakteur Christoph Leim (Sinner) zwei erfahrene Gitarristen in seinen Reihen. Und diese geben ordentlich Gas - sämtliche Rockerposen inklusive. Der groovige und zeitgemäße Hardrock-Sound findet beim noch relativ spärlich vorhandenen Publikum recht schnell Anklang. Ist auch kein Wunder. Die Musik ist wie gemacht für die Bühne. Zudem hat man mit Fludid einen sympathischen Frontmann mit einer warmen Stimme in der Band, der es trotz seiner etwas zurückhaltenden Art versteht die Leute zu animieren. „Welcome to point blank“ oder „Everlasting“ als energiegeladenen Weckruf? Das hat was - mehr davon! (MK)
Zumindest eine Band der momentanen, kleinen Welle an jungen schwedischen True Metal-Verehrern darf auf dem BYH nicht fehlen! Die Wahl von Horst Franz & Co. fiel dabei auf das fünfköpfige Powerpaket ENFORCER, das gerade mit Diamonds ein kleines, feines Scheibchen unter die Leute gestreut hat. Und die Band schien richtig hungrig auf ihren Auftritt zu sein. Denn man versprühte nicht wenig Energie, während man die Bühnenbretter in Balingen rockte. Allen voran Basser Tobias Lindqvist und der blonde Sänger Olof Wikstrand posten wie die wilden und gaben ordentlich Gas. Dabei gab der Vokalist noch ordentlich Fersengeld und rannte wie von der Tarantel gestochen umher. Ob es nur daran lag, dass er irgendwie atemlos ins Mikro hechelte? Oder hat er außerhalb der Studiowände tatsächlich nur ein dünnes Stimmchen? Aber auch der Gesamtsound (insbesondere die Gitarren) waren recht schepprig und eher suboptimal. Dafür war der Auftritt, der seinen Schwerpunkt eindeutig bei Songs des Zweitwerks hatte, doch recht spaßig und die wahrhaftigen Metaller in der Runde hatten ihre Freude dran. Und sieht man mal davon ab, dass Enforcer aufgrund ihres Zitatesounds leicht profillos klingen, war es recht nett. Der unbändige Spaß an Heavy Metal, den die Band verströmt kam schon sehr gut rüber. (MK)
Von Profillosigkeit kann man bei dem Trio GRAND MAGUS nicht sprechen. Von einer früheren Doom-Band hat man sich mit den Jahren zu einer eigenen Marke hochgearbeitet - der man allerdings nach wie vor ihre Wurzeln anhört. Aber trotzdem ist der Hype der seit ihrem Roadrunner-Debüt Hammer of the north um sie veranstaltet wird etwas übertrieben. Das Album mit dem hässlichen Wahlin-Cover ist gut - keine Frage -, aber nicht so gut. Aber darum ging es an diesem Tag gar nicht. Viel mehr präsentierte die sympathische und ohne jegliche Affektiertheit auskommende Band einen feinen Querschnitt ihrer letzten Werke. Selbstbewusst und mit warmer Stimme sang JB Hymnen wie „Iron will“, „Wolf's return“ oder „Silver into steel“ ins Mikro. Für Bewegung auf der Bühne sorgte der ihm zur Seite stehende Fox Skinner. Dabei hatten Grand Magus das Publikum recht schnell auf ihrer Seite. Den heavy rockenden Songs und den zackigen 70er-Jahre-Riffs konnte man eben nicht so ohne weiteres widerstehen. Doch man muss zugeben, dass das Songmaterial live ein wenig schwerfällig wirkt und der letzte Funke leider nicht so leicht überspringt. Vor allem nicht mittags in der größten Sommerhitze. Trotzdem dürften sie ein paar neue Anhänger gefunden haben. Und das zu Recht. (MK)
Vor zwei Jahren waren FORBIDDEN schon einmal zu Gast auf dem BYH. Im Vorfeld war es schon überraschend, dass die reformierten Bay Area-Thrasher schon wieder hier spielen dürfen, obwohl es noch nicht allzu viel Neues zu vermelden gibt. Man steht allerdings laut eigener Aussage kurz davor einen neuen Rundling zu veröffentlichen, von dem man mit „Adapt or die“ eine Kostprobe präsentierte. Dieser steht angenehm in der Tradition der beiden Frühwerke Forbidden evil und Twisted into form, die auch dieses Mal wieder voll im Fokus der Band standen. Die beiden moderneren und groovigeren Nachfolger (die zweifellos gut sind!) klammerte man leider mal wieder aus. Dafür gab es natürlich ein Wiederhören mit unkaputtbaren Abrissbirnen der Marke „Through the eyes of glass“, „R.I.P.“ und „Chalice of blood“. Die Band war bestens eingespielt und präsentierte sich ein Stück sattelfester als noch vor zwei Jahren. Auch der mittlerweile recht füllige Russ Anderson war endlich richtig in Form. Vor allem bei dem eingeschobenen Dio-Tribut „Children of the sea“ konnte er glänzen. Forbidden präsentieren diesen Klassiker sehr emotional und würdevoll. Sehr schön! Die Band ist also wieder richtig da. Wollen wir mal sehen, ob sie auch auf Platte zu ihren alten Kollegen Heathen, Overkill und Death Angel aufholen können, welche dieses Jahr bereits ordentlich punkteten. (MK)
Schweden die dritte! Derzeit gibt es wohl wenige Bands im Metalbereich die derartig polarisieren wie die Kriegsfetischisten SABATON. Die einen (vor allem Nachwuschmetaller) lieben ihre mitsingbaren Songs und ihr Auftreten, die anderen bemängeln neben den kriegsverherrlichenden Texten eben genau die unscheinbaren Schunkelmelodien (Keyboard inklusive) und die Penetranz, mit der ihnen die Band entgegen geschleudert wird. Aber was niemand leugnen kann: Live machen Sabaton ein ganz schönes Fass auf und für ein solches Festival sind ihre eingängigen Songs genau das richtig zu Sonnenschein und kühlem Bier (auch wenn es etwas befremdlich wirkt, wenn unsere Landsmänner lauthals mitbrüllen, man solle sie meucheln). Zahlreiche Headbanger stehen bereits Kopf als die Schweden mit „Ghost division“ und viel Pyrolärm ins Set starteten. Man ließ also sprichwörtlich nichts an- sondern abbrennen (sorry, aber diese Steilvorlage musste ich nutzen). Man ließ das Publikum auch so schnell nicht zur Ruhe kommen und nicht nur Sänger Joakim Broden wurde es so heiß, dass er sogar ein kitschiges Panzeroberteil abnahm. Auf einen Dio-Tribut verzichtete man glücklicherweise. Der Frontmann gab selbst zu, dass er solche Göttergaben einfach nicht singen kann. Nach „Screaming eagles“ schickte sich Band überraschend an, die Bühne zu verlassen, kam aber nach kurzer Pause wieder zurück. Zugabenfakerei auf einem Festival? Schon etwas lächerlich, oder nicht? Mit den Hits „The art of war“, „Primo victoria“ und dem Doppel „Metal machine“ und „Metal crüe“ machte man den Deckel dann hochoffiziell zu. Ihre Kritiker konnten Sabaton mit ihrem Auftritt bestimmt nicht überzeugen, eher noch bestärken. Aber ein paar neue unbedarfte Fans dürfte das Sextett bestimmt eingesackt haben. (MK)
Es ist schon wieder ein paar Jahre her, dass man die Japaner LOUDNESS in unseren Breitengraden zu Gesicht bekam. Nachdem man im Vorfeld versprach ein verstärkt oldschooliges Set zu spielen, gab es also gleich zwei Gründe, sich auf den Auftritt des Quartetts zu freuen. Und was soll man sagen? Der Auftritt von Loudness war nicht nur gut, sondern richtig geil! Als man bereits als Eröffnung die beiden größten Hits „Crazy nights“ und „Crazy doctor“ spielte, gab es kein Halten mehr. Die Band gab ordentlich Gas und ließ so schnell nichts anbrennen. Vor allem der heute einem Hiphop-Ghetto zu entspringen scheinende Wundergitarrist Akira Takasaki. Was der japanische Eddie Van Halen mal wieder an der Gitarre bot - alle Achtung! Überhaupt gab man sich an diesem Nachmittag tight wie ein Entenarsch. Dann war da noch Sänger Minoru Niihara. Wirklich gut singen oder gar Englisch sprechen kann er zwar immer noch nicht, gab aber einen überzeugenden und mitreißenden Frontmann ab. Natürlich gab es noch weitere Hardrock-Perlen wie „Let it go“, „S.D.I.“ oder das grandiose „Heavy chains“. Mit ihrer Bandhymne „Loudness“ machte der Vierer dann Schicht im Schacht und war so schnell verschwunden, wie er in Balingen eingefallen ist. Eigentlich schade. Einer solch mitreißenden Band hätte man gerne noch länger zuschauen können. Eines der Highlights des Wochenendes! (MK)
Nach einer solchen Stimmungskanone sollte es eine Band wie ANVIL eigentlich schwer haben. Aber die Kanadier machten das, was sie eigentlich immer tun: Einfach spielen. Nachdem man vor einigen Jahren hier schon einmal zu früherer Tageszeit und vor allem weniger Leuten gespielt hatte, freute sich der bodenständige Frontmann und mittlerweile alleinige Gitarrist Steven „Lips“ Kudlow über den großen Publikumszuspruch an diesem Tag. Der tolle Dokufilm über die Band hat wohl seine Wirkung gezeigt und das Interesse an den Urgesteinen um ein Vielfaches gesteigert. Man fährt nun also nach 30 Jahren Bandgeschichte endlich seine Ernte ein. Mit dem Instrumental „March of the crabs“ und „666“ stiegen Anvil flott in ihr Programm ein. Und Lips grinste wieder mit kindlicher Freude wie ein Honigkuchenpferd. Die Fans freuten sich im Gegenzug über alte Schoten wie „Thumb hang“, „School love“ und „Winged assassins“. Neben dem Titelsong des immer noch aktuellen This is thirteen durfte bei „Mothra“ natürlich auch nicht das üblich Dildo-Gitarrensolo fehlen, welches Lips auf dem Steg zelebrierte. Den passenden Abschluss bildete ein weiteres Mal das passende „Metal on metal“, bei dem sich viele Fäuste in den sonnigen Nachmittagshimmel erhoben. Anvil sind eine durch und durch sympathische und bodenständige Band, die vor allem selbst Spaß an dem hat was sie tut. Das merkt man den drei Herren zu jeder Sekunde an und so ist ein Anvil-Konzert immer eine unterhaltsame Sache (auch wenn ihre Musik selbst nicht derart überragend ist). So auch heute. (MK)
JON OLIVA'S PAIN: Die Auftritte von Jon Oliva sehe ich immer von zwei Seiten. Auf der einen Seite finde ich es toll, die alten Savatage-Kracher live zu hören. Auf der anderen Seite kann man jedes Jahr den immer schlechteren Zustand von Jon sehen, was mir mittlerweile ernsthaft Sorgen macht. Als es mit „Lies“ losgeht, entern die Amis um Mr. Oliva, der ein Dio T-Shirt trägt, die Bühne. Jon Oliva ist doch tatsächlich noch dicker geworden! Auch Gitarrist Matt La Porte, der es auch heute schaffte den Geist Chris Olivas wiederzubeleben, scheint es seinem Brötchengeber gleich tun zu wollen. Der „Mountain King“ hat nichts an Sympathie eingebüßt, gibt aber mittlerweile eine ziemlich traurige Figur ab. Auch stimmlich ist er an diesem Tag nicht allzu gut drauf. Es ist kein Vergleich zum letzten Jahr, als er am Donnerstag in der Warm Up-Show gespielt hat. Dort war er um Längen besser. Die Stimmung ist trotzdem sehr gut. Die Songs werden von der Band in einem Medley präsentiert. Dabei werden die bekanntesten Songs wie „Jesus Saves“, „Edge Of Thorns“, „Gutter Ballet“, „Sirens“ und „The Dungeons Are Calling“ gespielt. Die Band um Jon Oliva präsentiert sich sehr agil, Jon Oliva an sich ist da schon wesentlich ruhiger. Selbst bei Songs, bei denen er kein Klavier spielen müsste, sitzt er sich teilweise lieber hin. Ich habe das Gefühl, dass ihm das Singen oder live aufzutreten sichtlich Mühe macht. Auch neue Songs wie „Festival“ oder „Death Rides A Black Horse“ werden gespielt, reichen jedoch bei weitem nicht an das Savatage-Songmaterial heran. Gänsehaut erzeugt Jons Ansage bei „Believe“, das er als „Ronnie James Dios Lieblingssong von Savatage“ vorstellt. Als er diesen Song singt, muss ich weinen und ich bin beileibe nicht der einzige. Das Dio-Cover „Rainbow In The Dark“ besorgt den Rest und die Zugabe „The Hall Of The Mountain King“ beendet den abwechslungsreichen Gig. Fazit: Jon Oliva muss unbedingt mehr auf seine Gesundheit achten, sonst sieht's auch in diesem Falle zappenduster aus. (SG)
Anschließend spielt die deutsche Metal-Queen, DORO. Die Dame beginnt zackig mit „You’re My Family“ und legt gleich eine hohe Schlagzahl vor. Einen Großteil der Songs bestimmen auch heute wieder alte Warlock-Kracher, die halt immer noch am Besten ankommen. Perlen wie „I Rule The Ruins“, „Earthshaker Rock“ oder „Burning The Witches“ verfehlen ihre Wirkung nicht und sorgen für gute Stimmung im Publikum. Doro, die immer authentisch wirkt und für ihre Fans wirklich alles gibt, ist an diesem Tag stimmlich sehr gut drauf. Den Song, den Doro Dio widmet heißt „Egypt (The Chains Are On)“. Ich finde, dass sie diesen Song sehr gut rüberbringt. „Für Immer“ kann selbst ich mittlerweile nicht mehr hören, vor allem nicht live. Den Abschluss bilden „Metal Racer“, „Live To Win“, „Breaking The Law“ und natürlich zu guter Letzt „All We Are“, der ewig in die Länge gezogen wird. Der Song gefällt mir an sich sehr gut, aber das „Verlängern“ gefällt mir nicht. Mir hat der Auftritt insgesamt sehr gut gefallen, von einigen Abstrichen mal abgesehen. (SG)
Nun kommt eine Band, deren Auftritt ich mit großer Spannung entgegen fiebere. Die Schweizer Hardrock-Institution KROKUS hat sich nach etlichen Jahren wieder in der klassischen Formation mit Marc Storace (Gesang), Fernando Von Arb (Gitarre), Mark Kohler (Gitarre), Freddy Steady (Schlagzeug) und Chris von Rohr (Bass) zusammengetan und mit Hoodoo ein amtlich rockendes Album eingetütet. Krokus legen routiniert mit „Long Stick Goes Boom“ los. Das BYH-Publikum ist von Anfang an mit Leidenschaft dabei und feiert die Schweizer nach allen Regeln der Kunst ab. Aber es ist auch schwierig, bei Songs wie „American Woman“, „Easy Rocker“ oder dem neuen „Rock N Roll Handshake“ nicht mitzufeiern. Aktivposten ist wie immer Marc Storace, der auch heute wieder sehr gut singt. Die Songs werden etwas gemächlicher gespielt als früher, was sicherlich auch an dem Alter der Bandmitglieder liegt. Ein absolutes Highlight ist für mich wieder einmal „Screaming In The Night“. Weitere Highlights sind das überragende „Tokyo Nights“ und für mich die Überraschung des Tages: „Fire“! Hier beweist Fernando von Arb, dass er ein Super-Gitarrist ist, der jedes Solo mit seinem intensiven Spiel veredelt. Wenn sie auch nicht mehr so wuchtig sind wie früher - diese Besetzung hat etwas ganz Spezielles und durchaus seine Berechtigung.
„Heatstrokes“ beendet das reguläre Set und der Titelsong der neuen CD Hoodoo (gemeint ist „Hoodoo Woman“) läutet den Zugabenblock ein. Der Song kommt beim Publikum super an und wird lauthals mitgegrölt. Der Band sieht man an, dass ihnen der Auftritt Spaß macht und so wird auch der Steppenwolf-Kracher „Born To Be Wild“ zum Abräumer. Den letzten Song widmen sie Ronnie James Dio und es ist „Long Live Rock N Roll“, bei dem sie allerdings nur den Refrain spielen. Aber so was macht nach einem derartigen Hammerkonzert wirklich nichts mehr aus und Krokus werden unter großem Beifall verabschiedet. (SG)
Der Headlinerauftritt von HAMMERFALL war im Vorfeld schon etwas umstritten. Die Tatsache, dass ein Headliner so spät angekündigt wurde wie dieses Jahr, legte die Vermutung nahe, dass es den Festivalmachern nicht gelungen war eine würdige und passende Band zu bekommen und die Schweden nur eine Art Notnagel darstellen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass man das Messegelände in Balingen nicht zum ersten Mal heimsuchte. Sei's drum, Hammerfall taten genau das Richtige, packten sämtlich Hits ins Reisegepäck und schütteten diese über dem Publikum aus. Dabei kann man von der Band halten was man will, an fehlender Motivation und Engagement fehlte es ihnen an diesem Abend nicht. Zwei Tatsachen waren dabei etwas erstaunlich: Das Bühnenbild war untypisch spartanisch und der sonst im Dosenoutfit auftretende Oscar Dronjak erschien frisch blondiert und in roter Lederhose gewandet fast wie ein erst zunehmender Musiker! Nach der Eröffnung mit dem aktuellen „Punish and enslave“ folgte dann auch ein Hit dem anderen (in chronologischer Reihenfolge): „The dragon lies bleeding“, „Renagade“, „Last man standing“, „Heeding the call“, „Any means necessary“, „Riders of the storm“, „Let the hammer fall“. Besondere Vorkommnisse dazwischen: keine. Ein solches kam erst fast gegen Schluss. Auch Hammefall verbeugten sich selbstverständlicherweise vor Ronnie James Dio. Dazu wurde noch Dark Tranquillity-Shouter Mikael Stanne auf die Bühne geholt und man gab ein euphorisches „Man on the silver mountain“ zum Besten. Mit dem lauthals mitgebrüllten „Hearts of fire“ machten Hammerfall dann Schluss. Und ja, man muss es zugeben: Man hatte schon schlimmere Headliner-Auftritt an dieser Stelle gesehen. Am Ende hatte das ganze schon gepasst. Ein bisschen Bierzelt-Schunkelstimmung kann man von Zeit zu Zeit schon vertragen. Das lächerliche Extremposing eher weniger. Und auch die gewollt witzigen und schleimerischen Ansagen von Sänger Joacim Cans muss man nicht dauerhaft haben. (MK)
Nachdem um elf die Musik auf der Hauptbühne verklungen war, gaben DARK TRANQUILLITY in der mittlerweile gut gefüllten Halle nebenan noch 90 Minuten Vollgas. Nach ein paar tollen Songs zogen es die beiden Rezensenten aber leider vor ihr Unwesen auf dem Zeltplatz weiter zu treiben. Denn der Ort des Geschehens hatte sich recht schnell in eine äußerst unangenehme Sauna verwandelt und morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Und dass Dark Tranquillity eine begnadete Liveband sind, braucht man wohl auch keinem mehr zu sagen, oder?
Der zweite Festivaltag wurde vom unbekümmerten Auftritt der Newcomer TOXIN eingeleitet. Ganz gelang es der Band nicht so richtig, die vielen verschlafenen Gesichter zu neuer Lebenskraft zu verhelfen. Aber ihr amerikanischer Gute-Laune-Rock ließ doch ein paar aufhorchen. Auch wenn das Ganze eher wenig metallisch, als nett rockend war. Aber echte Dampframmen sollten an dem Tag schließlich noch einige kommen. Die talentierten Toxin machten ihre Sache jedenfalls gut. (MK)
Nach einer kleineren Tour und dem ersten größeren Auftritt beim letzten Keep-it-true scheinen Chris Logue und seine Begleitmusiker von Roxxcalibur zu einer richtigen Band gereift sind, die auch beim diesjährigen Bang-Your-Head als SAVAGE GRACE auf der Bühne steht. Man zeigt sich an dem Tag sehr souverän und man merkt anfangs gar nicht, dass es sich hier um einer Art Zweckehe handelt. Es scheint jedenfalls genug Hunger für eine zackige Show vorhanden zu sein. Im Publikum scheinen sich so einige altgediente Metalfans an die Songs der Speed Metaller zu erinnern. Denn Titel wie „After the fall from grace“, „Master of disguise“ oder das mitbrüllbare „We came, we saw, we conquered“ finden doch großen Anklang und dem ansonsten so finster dreinblickende Chris Logue huscht sogar ein kleines Lächeln über die Lippen. Zur geplanten Dio-Verbeugung kommt es leider nicht, da bereits eine andere, größere Band denselben Song zum Besten geben wollte. So widmete man kurzerhand das auch dieses Mal abschließende Judas Priest-Cover „Exciter“ dem Mann mit der großen Stimme. Im Großen kann man auch den Einstand auf einer großen Bühne als gelungen bezeichnen. Harren wir den Dingen sie hier vielleicht noch kommen werden. (MK)
Nach dieser Ladung rasanten Speed Metals stand nicht wenigen der Sinn nach einer Ladung kernigen und partytauglichen Rock'n'Rolls. Und den sollte man mit den Schweden BULLET bekommen. Mit ihrer rotzigen Mischung aus dem Groove von AC/DC und der Härte von Accept traf man recht schnell den Nerv der Anwesenden. Selbst wenn man die Band nicht kannte, riss sie auch dieses Mal wieder vollständig mit. Denn ihre einfachen und geradlinigen Songs, gepaart mit der frischen Jugendlichkeit und der ansteckenden Spiellaune lassen einen nicht so leicht stillstehen. Besonders Gitarrist Hampus war mit seinem Dauergrinsen und den schrägen Grimassen ein Augenmagnet, während der Rest der Band im Hintergrund und mit großen Posen höllisch groovte. Der sonst so schüchtern wirkende, handfeste Sänger Hell Hofer scheint sich mittlerweile richtig wohl auf der Bühne zu fühlen und ging nicht nur einmal auf dem Steg auf Tuchfühlung mit dem Publikum, auch wenn er immer noch leicht in sich gekehrt wirkt. Dafür ist der wilde Haufen eine durch und durch sympathische und bodenständige Erscheinung und Riffrocker wie „Turn it up loud“, „Rambling man“, „Bite the bullet“ und das abschließende und passende „Bang your head“ richtige Livegranaten. Der Diotribut „Stand up and shout“ passte dazu bestens in Programm und rundete einen durch und durch spaßigen Auftritt ab. Eine richtig runde Sache und eines der frühen Stimmungshighlights. (MK)
Dass SACRED STEEL, die wahrhaftigsten der wahrhaftigen Metaller, hier nicht mithalten konnten war von Anfang an klar. Dazu polarisiert die Band einfach zu sehr. Dies kann vor allem an Sänger Gerrit Mutz festgemacht werden, dessen Auftreten und vor allem Stimme nicht gerade jedem schmecken. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass er mit seinem schrillen Organ das eine oder andere Trommelfell zum platzen bringt. Auch heute präsentierte man sich wieder wie bekannt. Auf kumpelhafte Art mit eindeutigen Songtiteln wie „Metal is war“, „Heavy metal to the end“ oder „Maniacs of speed“. Hier wurde der wahre Stahl zelebriert wie sonst nirgendwo. Dazu passten die oft platten und dämlichen Ansagen des Frontmanns, der noch vor einigen Jahren an diesem Ort CDs für das Label Metal Blade vertickte. Zwischen all den eigenen Nummern ließ man es sich nicht nehmen Rainbows „Kill the king“ zu massakrieren. Da weinte sogar der Himmel und nahm sich somit den Sacred Steel-Song „Open wide the gate“ zu Herzen. Mit dem Death Metal-lastigen „Slaughter prophecy“ und dem Hit „Wargods of metal“ (inklusive selbstironischer Ansage) nahm das Konzert des Fünfers dann ein Ende. Viele hatten aufgrund der Witterung nicht bis dorthin durchgehalten. Für das verbliebene Häuflein waren Sacred Steel auch an diesem Tag wieder ein liebenswerter Haufen, für den Rest eine Kapserkapelle. Die Wahrheit liegt mal wieder in der Mitte. Musikalisch hat es gepasst. (MK)
Für die Thrashlegende HADES scheint es dieses Jahr nicht gerade optimal zu laufen, immer wenn sie deutschen Boden betreten will. Zuerst sehen sie sich gezwungen ihren Auftritt auf dem Keep-it-true abzusagen und nun regnete es auch noch wie aus Kübeln und viele zuerst interessierte Headbanger haben sich bereits in trockenere Gefilde verzogen. Doch die wahren Fans harren trotzdem aus. Das Vergnügen die Band in unseren Breitengraden zu sehen hat man schließlich nicht alle Tage. Bereits der Einstieg mit „Exist to resist“ ist fulminant. Die Rhythmusgruppe ist felsenfest und lässt keine Lücken entstehen. So kann Mastermind Dan Lorenzo zusammen mit seinem Mitstreiter Scott LePage aus vollen Rohren seine Riffsalven abschießen. Hier geht nichts daneben. Man gewinnt den Eindruck, diese neue Besetzung spiele schon viel länger als nur ein paar Monate zusammen. So traumwandlerisch spielt man sich durch Prügelsongs wie „The leaders“, „Nightstalker“ oder „I too eye“. Dazwischen gibt es noch die etwas verkannte Black Sabbath-Nummer „Voodoo“, bei der Alan Tecchio, der hier zurückhaltender und weniger verrückt wie bei Watchtower agiert, eine passenden Dio-Ersatz abgab. Da hatte sogar der Wettergott ein Einsehen und zügelte mit der Zeit die Wassermassen, die von oben herab stürzten. (MK)
Den Schweden TREAT geht ein ausgezeichneter Live-Ruf voraus und ich bin sehr gespannt, wie sich die Band auf dem BYH schlägt. Es geht los und ich muss sagen: Der absolute Wahnsinn! Die Jungs um den genialen Frontmann Robert Ernlund sind sehr gut eingespielt, kommen unglaublich sympathisch rüber und sind allesamt geniale Sänger und Musiker. Das Songmaterial ist entsprechend hochwertig und der Gig gerät zum Selbstläufer. Der Sänger hat das Balinger Publikum von Anfang an im Griff und die Stimmung ist einfach nur geil. Dieser Auftritt gehört zu einem der besten des Wochenendes, so viel steht fest. Mit dem allseits bekannten Schlusslied „World Of Promises“ endet der Hammer-Gig, dem ich noch wesentlich länger hätte zuhören können. (SG)
Mit FATES WARNING stand anschließend ein wahres musikalisches Gourmetprogramm auf dem Programm. Das Trio mit Bandkopf Jim Matheo, Sänger Ray Alder und Frank Aresti hat sich vor kurzem wieder mit Ausnahmedrummer Mark Zonder und Bassist Joe DiBiase verstärkt und steht somit erstmals seit vielen Jahren wieder in der gleichen Besetzung auf der Bühne, mit der ihr Klassiker Parallels (1991) aufgenommen wurde. Die Show auf dem Bang-Your-Head sollte das einzige Deutschlandkonzert auf dieser Retro-Tour sein. Und dann setzte pünktlich dazu auch wieder der Regen ein. Wie schade. Das konnte allerdings nicht verhindern, dass der Auftritt einfach grandios wurde. Auch wenn sich sehr viele Leute wieder in wassersichere Regionen verzogen. Parallels stand erwartungsgemäß im Fokus der Band. Als Eröffnung haben Fates Warning allerdings das zehn Jahre alte „One“ gewählt. Bereits schon jetzt waren ein paar unverbesserliche Betonköpfe zu hören, die meinten, man solle doch gefälligst wieder ein paar Frühwerke aus der John Arch-Ära spielen. Kein Kommentar mehr hierzu! Dafür gab es zahlreiche grandiose Stücke wie „Life in still water“, „We only say goodbye“, „Point of view“ und „The eleventh hour“. Während die Band auf hervorragende Weise ihren spielerisch grandiosen Klangteppich auslegte, sorgte der sehr sympathische Ray Alder gesanglich für zahlreiche Gänsehautmomente. Die verbliebene, treue Gesellschaft vor der Bühne dankte es ihm euphorisch. Mit „Part III“ gab es noch ein Kapitel von A pleasent shade of grey und als Abschluss den Klassiker „Through different eyes“. Das Ganze machte am Ende wirklich Hunger auf mehr. Hoffen wir, dass Fates Warning uns auch mal wieder mit einer Clubtour beehren. (MK)
Danach kommen die QUIREBOYS um Frontröhre Spike. Deren Soundmischung aus Stones, Faces und Aerosmith ist eine willkommene Abwechslung. So gelingt es den Chorknaben auch spielend, dem BYH-Publikum zu gefallen. Bei Songs wie „Tramps And Thieves“ oder „7 O’ Clock“ ist es auch kein Wunder. Die Musik der Haudegen verbreitet einfach gute Laune und die Stimme von Sänger Spike ist der Oberhammer. Mit einem Glas Rotwein bewaffnet und von einer erstklassigen Band unterstützt wird der Gig zu einem absoluten Highlight, das ich mir davor nicht hätte träumen lassen. Klasse! Hier würde mich eine Clubtour durch Deutschland sehr freuen. Ich denke, dass in einer derartigen Atmosphäre die Songs noch cooler rüberkommen. Auch die Quireboys verneigen sich vor Mr. Dio mit einer wuchtigen Version von „Lady Starstruck“. Coole Sache und genau der richtige Gig zur richtigen Zeit! (SG)
Ich muss jetzt einfach mit der Tür ins Haus fallen: Der Auftritt von NEVERMORE (bereits der dritte auf diesem Festival) war meine persönliche Enttäuschung des Wochenendes. Das lag vor allem an zwei Dingen. Zum einen am unterirdisch undifferenzierten und drucklosen Sound, sowie dem Gesang von Warrel Dane. Wenigstens dies könnte man der Band nachsehen. Der ansonsten so souveräne Frontmann war an diesem Tag gesundheitlich angeschlagen, was er selbst zugab, und pfeifte sprichwörtlich aus dem letzten Loch. Stellenweise brachte er keinen Ton mehr heraus. Kein Wunder, dass er total angepisst war und eine Stunde lang mehr oder weniger lustlos und demotiviert über die Bühne schlurfte. Da konnte auch der Rest der Band nicht mehr viel rausreißen, auch wenn Bassist Jim Sheppard immer wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum ging und Neu-Gitarrist Attila Vörös durchgehend gut gelaunt grinste. Dabei war die Setlist sehr gut gewählt. Der Einstieg mit „Beyond within“ und „The river dragon has come“ war schon spitze. Gleich danach folgte mit „The termination proclamation“ eine erste Kostprobe des neuen Albums The obsidian conspiracy, der mit dem Titeltrack, „Emptiness unobstructed“ und „Your poison throne“ noch weitere folgen sollten. Diese wurden gut aufgenommen, sorgten aber aufgrund der Umstände nicht gerade für euphorisches Durchdrehen. Ein kleiner Anflug davon war höchstens beim mitgesungenen „The heart collector“ (Dio gewidmet) zu erkennen. Der zu erwartende Moshpit bei „Born“ hielt sich dagegen in Grenzen. Echt schade. Der Auftritt hätte ein richtiger Triumphzug werden können. Vielleicht beim nächsten Mal! (MK)
Bisher beschränkten sich QUEENSRYCHE bei ihren vorigen BYH-Auftritten auf ihr Meisterwerk Operation: Mindcrime. Dieses Mal gab es endlich mal so etwas wie ein Best Of-Programm. Oder zumindest eine Zusammenstellung persönlicher Favoriten und einigen Fan-Lieblingen. Denn mit der ersten Hälfte rannte die Band nicht gerade offene Türen ein. Mit „Hit the black“ und „Sacred ground“ kamen gleich zwei Songs der eher verhassten Hear in the now frontier (zu Recht) und Q2k (besser als sein Ruf) zum Zug. Neben diesen Songs überraschte auch das Auftreten von Sänger Goeff Tate. Zeigte sich dieser um einige Kilo erleichtert, mit Glatze und einem auffälligen und sauber zurecht gestutztem Bart. Wieder einmal zeigt er sich als gestenreicher und leidenschaftlicher Sänger, an dem eindeutig ein Schauspieler verloren gegangen ist. Und auch nur wenige sind mit einem derartigen Charisma gesegnet wie er. Aber selbst Goeff konnte die Ungläubigen von Titeln wie „Man down“, „The hands“ und „Damaged“ nicht überzeugen. Dabei zeigten sich Queensryche als Ganzes professionell und bestens eingespielt. Vor allem der hervorragende Schlagzeuger Scott Rockenfield trieb das Geschehen wieder sehr voran. Und auch der Sound war jetzt wieder hervorragend und machte das Ganze zu einem richtigen Genuss. Nach „The thin red line“ (inklusive Saxophon) kam mit „Breaking the silence“ erstmals richtig Stimmung auf. Spätestens mit der aus vielen Kehlen mitgesungenen Megaballade „Silent lucidity“ war das Eis gebrochen und Gänsehaut stellte sich ein. Nach dem grandios dargebotenen „The right side of my mind“ gab Goeff Tate ein paar sehr emotionale Erinnerungen an Ronnie James Dio zum Besten, worauf sich ein Cover von Black Sabbaths „Neon knights“ anschloss. Zum Ende gab es dann mit „I don't believe in love“, „Jet city woman“ und „Empire“ ein gewünschtes Superhittriple. Musikalisch war das neben Fates Warning eines der Tageshighlights. Leider fand der Auftritt im Ganzen nicht soviel Anklang bei der Masse. (MK)
Bevor Twisted Sister dem Messegelände eine ordentliche Portion einfachen Rock'n'Rolls verpassten, konnte ein Schwenk in die Halle nicht schaden. Dort waren gerade THE HAUNTED dabei ihre Abrissbirnen von der Bühne zu schleudern. Und wenn es eine Thrashband gibt, der es gelungen ist den klassischen Thrash Metal ins dritten Jahrtausend zu transportieren (ohne Klarrefrains und Hardcoreanbiederungen), dann sind es die Schweden um die beiden Björler-Brüder (At the Gates). Zwar ist das Stageacting ein wenig zu statisch, aber die Songs erzielen trotzdem ihre Wirkung. Der Sound ist auch ein wenig matschig, passt an diesem Abend irgendwie dann doch wieder. Die Band macht ziemlich Spaß. Nach der Umbaupause auf der Hauptbühne zieht es viele Besucher der bisher recht gut gefühlten Halle allerdings wieder Richtung frische Luft. Denn die verdrehten Schwestern will sich ein Großteil trotz der starken The Haunted nicht verpassen. (MK)
Es dauert nicht lange, und das Intro „It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock N Roll)“ von AC/DC donnert durch die PA - kurz unterbrochen durch „Man On The Silver Mountain“ von Rainbow. Das Ganze ist ein untrügliches Zeichen, dass die Hauptband des Samstags, TWISTED SISTER, unmittelbar bevorsteht. „Please welcome - from the United States of America - the one - the only - Twisted fuckin' Sister!“ Zu „Come Out and Play” preschen die durchgeknallten Schwestern um Frontröhre Dee Snider auf die Bühne. Von der ersten Sekunde machen die Jungs klar: Wir sind hier Headliner und das hat verdammt noch mal auch seine Berechtigung! Mit welcher Wucht und Aggressivität die Fünf heute am Werk sind, ist der pure Wahnsinn. In bester Ramones-Manier wird ein Song sofort an den nächsten gereiht. Hin und wieder unterbricht Dee durch eine längere Ansage, aber ansonsten geht es Schlag auf Schlag. Das düstere „Captain Howdy“ wird durch die entsprechenden Lichteffekte und Dees Bühnenpräsenz unterstrichen. „You Can’t Stop Rock N Roll“ - treffender als diesen Song kann man das Ganze schlichtweg nicht beschreiben. Twisted Sister rollen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Das Gitarrenduo Jay Jay French und Eddie „Fingers“ Ojeda spielen sich förmlich in einen Rausch und der Riese Mark „The Animal“ Mendoza macht mit seinem unnachahmlichen Bassspiel seinem Namen alle Ehre. Dass auch der Schlagzeuger A.J. Pero noch einiges dazugelernt hat, stellt er bei einem fetzigen und originellen Schlagzeugsolo unter Beweis, bei dem die Enden seiner Drumsticks mit Laserpointern ausgestattet sind. Das Licht auf der Bühne ist aus und mit welcher Geschwindigkeit AJ sein Drumkit verdrischt, ist beeindruckend.
„Burn In Hell“ ist genial und beängstigend zugleich. Dee wird vom Bühnenboden aus mit einem roten Licht bestrahlt, das ihn sehr unheimlich rüberkommen lässt. Stimmungsgranaten sind auch heute wieder das geniale „I Am (I’m Me)“ und natürlich die inoffizielle Balingen-Hymne „We’re Not Gonna Take It“. Was hier im Publikum abgeht, ist unglaublich. Dee und seine Jungs schaffen es spielend, das Stimmungspegel am obersten Limit zu halten. Dies ist bei einer Menge, die den kompletten Tag mit Musik beschallt worden ist, nicht immer so leicht. Jay Jay macht eine interessante Ansage. In Amerika treten Twisted Sister mittlerweile schon gar nicht mehr auf, da will sie keiner sehen. Nur in Europa und speziell in Deutschland und das freut ihn natürlich sehr. „The Fire Still Burns“, und das tut es wirklich. Die Songs haben in all den Jahren nichts von ihrer Aussagekraft und Magie verloren und das spürt man. „I Believe In Rock N Roll“ - muss man eigentlich noch mehr sagen? Auch Songs vom Debütalbum wie „Shoot Em Down“ und natürlich „Under The Blade“ kommen bei den Fans sehr gut an. Das Highlight des Konzerts ist für mich einmal mehr „The Price“, bei dem die Band ihre gefühlvolle Seite unter Beweis stellt, ohne dass es peinlich wird. Bei „I Wanna Rock“, zu dem Dee hüpfen, schreien und die Fäuste in die Luft strecken lässt, holt er das Letzte aus seinen Fans heraus und macht den Song zu einem Brecher allererster Güteklasse. Mit „Long Live Rock N Roll“ (komplett ausgespielt) und natürlich dem Fan-Song „SMF“ geht das überaus kurzweilige Konzert der durchgeknallten Schwestern leider wieder viel zu früh zu Ende. Der Beifall nimmt kein Ende und das völlig zu Recht. Wenn man ein Lehrvideo für Nachwuchsbands erfinden müsste, bei dem gezeigt wird, wie man Rock N Roll am besten präsentiert und dabei das Publikum bestens unterhält, dann könnte man bedenkenlos dieses Konzert abspielen. Und: Das ganze bleibt kein Traum, denn das Konzert wurde für eine DVD mitgeschnitten! Bleibt zu hoffen, dass die Soundqualität besser ist, als auf der vom Sound her katastrophalen Live At Wacken-DVD, bei der die Magie einer Twisted Sister Show in keinster Weise eingefangen wurde. (SG)
Mit dem obligatorischen Feuerwerk geht das zweitägige Programm auf der großen Bang-Your-Head-Bühne auch dieses Jahr wieder zu Ende. Wer nach zwei Tagen Hard Rock und Heavy Metal immer noch nicht genug hatte, konnte seine Gelüste beim anschließenden Hallenauftritt von DESTRUCTION befriedigen. Da aber ein Auftritt des teutonischen Thrash-Urgesteins in etwas so abwechslungsreich wie eine Fahrt durch die Sahara ist, kann man sich die Berichterstattung darüber sparen. Da stellen wir lieber fest, dass dieses Festivalwochende abermals eine große Sause war. Zwar waren auch wieder viele BYH-Wiedergänger unter den Bands erschienen, aber trotzdem war das musikalische Programm abwechslungsreich und unterhaltsam. Hoffen wir, dass es auch nächstes Jahr wieder der Fall sein wird. Wir für unseren Teil freuen uns auf jeden Fall jetzt schon wieder drauf. Der Termin steht bereits fest. Am 16. und 17. Juli 2011 wird das Messegelände in Balingen ein weiteres Mal erbeben. Bis dahin verabschieden sich:
Stefan Graßl (SG) und Mario Karl (MK)
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