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Info
Zeit: 02.10.2009
Ort: Essen, Grugahalla
Besucher: 6.000
Internet:
http://www.the-scorpions.com
http://www.myspace.com/officialscorpions
Die Scorpions gehören mit zu den Bands, die meine Vorliebe für Rockmusik verursacht haben. Bisher hat sich für mich allerdings in all den Jahren nicht die Möglichkeit ergeben die Hannoveraner einmal Live zu erleben.
Als der Essener Termin bekannt gegeben wurde musste ich dann auch nicht lange überlegen, und der 02.10.2009 wurde im Kalender vermerkt. Vor allem nachdem auch Uli John Roth und Michael Schenker für das Konzert angekündigt waren. Über eine, für einen Freitag Abend, bemerkenswert leere Autobahn A3 ging es von Köln nach Essen.
Gerne möchte ich mich auch bei der Security der Essener Grugahalle bedanken, die mit stoischer Ruhe versuchte die ca. 6.000 Zuschauer durch einen einzigen Eingang in die Halle zu führen, auch als es anfing zu regnen. Ist ja nicht so, dass man vielleicht vor dem Konzert noch gerne in Ruhe und vor allem trocken ein Bierchen gezischt hätte.
Nachdem man dann nach lagem Warten endlich in der Halle war, legte auch die Vorband schon los. Orange But Green kommen aus Dortmund und hatten wohl an diesem Abend ein paar Freunde mit ins nahegelegene Essen gebracht. Die Band konnte mit ihrem frechen Punk Rock auf relativ schnell das Publikum auf ihre Seite ziehen und erntete mehr als nur Sympathiebekundungen.
Nach kurzer Umbaupause kamen dann die Scorpions auf die Bühne und stiegen mit “Hour 1“ vom aktuellen Album Humantiy - Hour 1 in das Konzert ein. Die Bühne explodierte förmlich, überall schossen Feuerfontänen und Feuerwerk in die Höhe. Dazu die sehr grosse LED Projektionswand hinter der Bühne, auf der die Songs stimmungsvoll optisch untermalt wurden. Optisch war das Konzert auf jeden Fall ein Highlight.
Musikalisch war es das auch. Klaus Meine und Co. bewiesen, dass die Scorpions auch im fortgeschrittenen Alter nicht verlernt haben, wie man ein Publikum unterhält.
Weiter ging es mit “Loving You Sunday Morning“, “Is There Anybody There“ und ”Make It Real”.
Die Veranstaltung lief unter dem Titel “A Night To Remember”. Immer wenn das auf den Konzerplakaten der Scorpions steht, dann weiß man das man bei den Konzerten mit Auftritten von Uli Jon Roth und Michael Schenker rechnen kann. Das war an diesem Abend auch so. Als erster der beiden ex-Scorpions Gitarristen kam Uli Jon Roth mit seiner Skygitarre auf die Bühne. Einem Grossteil des Publikums merkte man an, dass sie mit Herrn Roth nicht wirklich etwas anfangen konnten.
Zitat eine Zuschauers: „Wer isn’ der Hippie, ick geh mir erst mal n’ Pilsken holen“.
Ich hoffe ihm hat sein Pils geschmeckt, mir haben die ganz alten Songs wie “Pictured Life“, “Backstage Queen“, “We’ll Burn The Sky“ (genial!!!) und “Robot Man“ besser gemundet. Insbesondere “We’ll Burn The Sky“ wurde atemberaubend dargeboten.
Danach gab es mit dem ruhigen “Send Me An Angel“ erst mal ein wenig Zeit zum Verschnaufen, bevor Michael Schenker (O-Ton Klaus Meine „Meikel Schänka“) auf die Bühne kam.
Irgendwie war der Aufritt des blonden Gitarrengottes seltsam, technisch und musikalisch perfekt und über jeden Zweifel erhaben, aber auch irgendwie abwesend wirkte er. Wie dem auch sei, die dargebotenen Songs wie “Holiday“, “Coast To Coast“, “Lovedrive“, ”Another Piece Of Meat“ und der UFO Klassiker ”Doctor Doctor” sind Sternstunden des Hard Rocks und sorgten auch an diesem Abend für ein breites Grinsen bei den meisten Zuschauern.
“Tease Me Please“, ”321”, ein überflüssiges und langweiliges Drumsolo, ”Blackout” und ”Big City Nights” bildeten dann den vorläufigen Schlusspunkt des Konzertes.
Natürlich ließen sich die Scorpions nicht lange bitten und kamen für vier Songs auf die Bühne zurück. Der Zugabenteil bestand aus einer der schönsten Rockballaden überhaupt, “Still Loving You“, dem unvermeidlichen “Wind Of Change“ und einer tollen Jam Session zu Long Tall Sally, wo auch Uli Jon Roth und Michael Schenker wieder auf die Bühne kamen. Den endgültigen Schlusspunkt setzte dann “Rock You Like A Hurricane“.
Die Scorpions lieferten ein tolles Konzert, vor einer leider nicht ganz ausverkauften Essener Grugahalle. Es war eine Freude, insbesondere die ganz frühen Songs der Hannoveraner gesehen und gehört zu haben.
Scorpions
Klaus Meine: Gesang
Rudolf Schenker: Gitarren
Matthias Jabs: Gitarren
James Kottak: Schlagzeug
Pawel Maciwoda: Bass
Gäste:
Uli Jon Roth: Gitarren
Michael Schenker: Gitarren
Rainer Janaschke
Dieses doch etwas besondere Konzert lockte nicht nur Rainer Janaschke an.,Auch unserem regelmäßigem Konzertberichterstatter Stefan Graßl war das Ganze eine Reise ins von ihm knapp 500 km weit entfernte Essen wert. Auch er war ähnlich begeistert vom Auftritt der Hannoveraner. Hier also die Eindrücke der MAS-Abteilung Süd:
2006 hatten die Scorpions auf dem Wacken Open Air einen ganz besonderen Auftritt: Sie spielten zusammen mit ihren beiden früheren Gitarristen Uli John Roth und Michael Schenker eine ganz spezielle Setlist, die von den Fans im Internet ausgewählt wurde. Da ich kein besonderer Fan des Wacken Open Airs bin, fiel für mich dieser spezielle Abend leider aus. Als ich jedoch gelesen habe, dass die Scorpions dieses Konzert in Essen wiederholen, hab ich schon überlegt dorthin zu fahren. Als dann auch noch mein Urlaub irgendwie genommen werden musste, entschied ich mich für den Trip in den Ruhrpott. Bereits die Autofahrt nach Essen selbst war ein einziges Chaos. In der Nähe von Dortmund brennt ein Auto vollständig aus, ich stehe eine geschlagene Stunde auf der Autobahn. Dann bin ich kurz vor Essen und der Super-Gau tritt ein: Die Ausfahrt Essen ist gesperrt. Ich fahre über Landstraßen nach Bochum und schließlich nach Essen. Ich checke im Hotel ein und fahre sofort zur Grugahalle, wo ich etwa eine Stunde vor Beginn des Konzerts ankomme. Die Grugahalle ist ziemlich groß und erinnert an Hallen aus Amerika, wie man sie aus alten Plattenhüllen (etwa von Deep Purple) kennt. Die Halle ist ziemlich voll und das Publikum ist wie immer bunt gemischt. Allerdings fällt auch auf, dass die älteren Semester langsam immer mehr werden. Die Vorband verpasse ich leider, stattdessen pfeife ich mir noch eine Original-Ruhrpott-Currywurst rein.
Um 21.15 Uhr geht das Licht aus und das Spektakel geht los. Zu dem neuen Song „Hour 1“ vom Humanity-Album legen die Scorpions gleich fulminant los. Richtig klasse wird’s allerdings erst, als mit „Loving You Sunday Morning“ der erste Kracher vom Stapel gelassen wird. Beim zweiten Song „Is There Anybody There?“ bin ich bereits im Rock ´n Roll-Himmel, denn diesen Song hab ich von den Scorpions noch nie live zu hören bekommen. Bei „The Zoo“ darf Urgestein Matthias Jabs beweisen, dass er das Voicebox-Spiel perfektioniert hat. Rudolf Schenker post wie in den besten Zeiten und die Rhythmusmaschinerie um James Kottack und Pawel Mackiwodalassen keinerlei Wünsche offen.
Dann kommt der Augenblick, auf den ich gewartet habe: Klaus Meine, der an dem Abend vorzüglich bei Stimme ist, kündigt den kultigen Uli John Roth an. Und die folgenden Songs werden wirklich ein Erlebnis. Ich hätte mir nie träumen lassen, diese Songs jemals live zu erleben. Und: Uli gibt wirklich alles, packt seine Gitarrenkünste aus und beweist, dass er nix, aber auch gar nix verlernt hat. Ein absolutes Highlight ist hier der Überhammer „We’ll Burn The Sky“, den Klaus Meine dem viel zu früh verstorbenen Jimi Hendrix widmet. Es fällt auf, dass Uli neben Klaus Meine und Rudolf Schenker schon sehr alt aussieht. Er ist komplett in Hippieklamotten gekleidet und hat seine langen Haare immer noch so wie in den 70ern. Viel zu früh und nach dem völlig unerwarteten „Robot Man“ verlässt der sympathische und bescheidene Gitarrist wieder die Bühne.
Es geht weiter mit dem akustischen „Send Me An Angel“, bei dem mir eine Wahnsinns-Gänsehaut den Rücken empor klettert. Genau in die gleiche Kerbe schlägt das komplett gespielte „Holiday“, einfach nur Wahnsinn. Leider ist sich das Essener Publikum der Spezialität dieses für mich sehr besonderen Abends nicht ansatzweise bewusst, der Applaus ist niemals überzeugend, sondern immer spärlich und nicht begeisternd. Das hätte ich mir wesentlich euphorischer vorgestellt. Wenn ich das mit dem Scorpions-Konzert in Augsburg vor ein paar Jahren vergleiche - da liegen wirklich Welten dazwischen. Wenn das Konzert in Süddeutschland stattgefunden hätte, wäre es ein einziger Triumphzug geworden, keine Frage.
Nun kommt der zweite Special Guest des heutigen Abends, der kleine Bruder von Gitarrist Rudolf Schenker: Der legendäre Michael Schenker betritt mit seiner Flying V die Bühne! Unter großem Applaus wird sein Einstand gleich mit dem Doppelschlag „Coast To Coast“ und dem überragenden „Lovedrive“ gefeiert. Als absolute Überraschung spielen die Scorpions „Doctor Doctor“ von UFO, was ich eine sehr coole Geste finde. Anschließend kommen die obligatorischen Scorpions-Klassiker, ohne die kein Konzert der Hannoveraner enden darf: „Tease Me Please Me“ wird zum Triumphzug, das Publikum kommt endlich aus den Latschen und gibt den Scorpions die längst verdiente Unterstützung. Bei „Blackout“ und dem phantastischen „Big City Nights“ geben die Jungs noch einmal alles, vor allem Rudolf Schenker post wie ein Verrückter. Als Zugaben werden der Balladenteil „Still Loving You“ und natürlich „Wind Of Change“ dargeboten. Als besonderes Schmankerl kommen zu „Long Tall Sally“ noch einmal alle anwesenden mit auf die Bühne und Uli John Roth, Matthias Jabs und Michael Schenker spielen sich die Gitarrenparts nur so im Rausch um die Ohren. Wobei man leider sagen muss: Im Vergleich zu den anderen macht Michael Schenker tendenziell den schwächsten Eindruck.
Mit dem unglaublich brachialen „Rock You Like A Hurricane“ geht das Konzert nach 135 Minuten zu Ende. Eigentlich schade, denn ich hätte noch stundenlang zuhören können. Aber das ist ja meistens so. Ein Hammergeiles Konzert. Große Enttäuschung: Das Essener Publikum (bei uns im Süden ist mehr los). Eine absolute Frechheit, was die Anwesenden da (nicht) geboten haben. An einem Abend mit dem Motto „A Night To Remember“ dürfte schon ein bisschen mehr Begeisterung aufkommen.
Setlist:
Hour 1
Loving You Sunday Morning
Is There Anybody There
Make It Real
The Zoo Play
Pictured Life (mit Uli Jon Roth)
Backstage Queen (mit Uli Jon Roth)
We'll Burn The Sky (mit Uli Jon Roth)
Robot Man (mit Uli Jon Roth)
Send Me An Angel
Holiday (mit Michael Schenker)
Coast To Coast (mit Michael Schenker)
Lovedrive (mit Michael Schenker)
Another Piece Of Meat (mit Michael Schenker)
Doctor Doctor (UFO-Cover) (mit Michael Schenker)
Tease Me Please Me
321
Kottak Attack
Blackout
Big City Nights
---
Still Loving You
Wind Of Change
Long Tall Sally
Rock You Like A Hurricane
Stefan Graßl
Rainer Janaschke & Stefan Graßl
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