····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

„ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT“ - Soundtrack-Nostalgie aus den 70ern

Info

Gesprächspartner: Sascha Bretz

Stil: Filmmusik

In der letzten Ausgabe gab es ein Review zum Soundtrack der 70er Jahre Kinder-TV-Serie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Die Serie ist meines Wissens nach nie wieder gelaufen. Grund genug einmal nachzufragen, wie man auf die Idee gekommen ist, diesen Soundtrack in die Läden zu stellen. Bevor uns Sascha Bretz, Mitinhaber des Labels Diggler Records, Rede und Antwort steht, aber erst mal einige Worte zur Serie an sich. (Auf die Musik kommen wir hier nicht mehr zu sprechen. Bitte schaut in das Review in der August-Ausgabe.)

Im Mittelpunkt steht der geniale Junge Tobbi, der ein merkwürdiges Gefährt namens Fliewatüüt erfunden hat - eine Mischung aus Auto, Boot und Hubschrauber, die meiner Erinnerung nach (sehr ökologisch) mit Himbeersaft betrieben wurde. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Roboter Robbi muss er in sechs Folgen drei Aufgaben lösen (Fragt mich nicht, warum.): Findet den gelb-schwarz-geringelten Leuchtturm! Sucht am Nordpol jemanden, der mit „Z“ anfängt! Löst das Geheimnis der dreieckigen Burg!


Lange vor Dick Tracy wurde dabei die Verschmelzung von Trick- und Real-Aufnahmen durchgeführt. Die spielenden Puppen agieren in der Regel vor realen Kulissen. Das Fliewatüüt fliegt auf der Suche nach dem Leuchtturm über norddeutsche Küstenlndschaften oder auf dem Weg zur dreieckigen Burg über schottische Highlands.

Nun aber zu dem Gespräch mit Sascha Bretz.

MAS: Wie seid ihr auf die Idee gekommen gerade jetzt diesen Soundtrack zu veröffentlichen ? Gab es einen speziellen Anlass ?

SB: “Wir sprachen mit unserem Haus- und Hof- DJ Andi Schulz über frühe Fernseherlebnisse der Kindheit und ein gemeinsamer Nenner war natürlich bei uns allen „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Die beeindruckende Musik fiel uns wieder auf, darauf hat man ja als Kind gar nicht so sehr geachtet.

MAS: Wie konnte Euch die Musik „wieder auffallen“, wenn ihr sie doch in der Kindheit gar nicht so sehr beachtet habt. Hattet ihr eine Möglichkeit die Filme noch einmal zu sehen ?

SB: “Die einzelnen Folgen erschienen vor einigen Jahren auf Video und wir sahen sie uns auf unsere Unterredung hin nochmals an. Da sprang uns die Musik sofort an.
Und dann kam die Überlegung: Das müssen wir rausbringen. 2002 war dann auch noch das 30-Jährige Jubiläum der Serie, so dass unsere Veröffentlichung gut passte.“
"Ich heiße Robbi Rob 344-66/3a, Roboter der dritten Robotklasse."

MAS: Ist zu diesem Jubiläum irgend etwas passiert, Feiern o.ä. ?

SB: “Wir haben die Serie hochleben lassen. In Köln haben wir in einem Kino die Folgen nochmals gezeigt und hatten den Komponisten, Ingfried Hoffmann, zu Gast, der Anekdoten zur Entstehung zum Besten gab. Dieser Tag war dann der Startschuss zu unserer Record-Release-Party-Tour, die von November bis Januar lief.
Also gaben wir Frank Popp die Musik und er machte daraus einen wirklichen Tanzbodenkracher, den wir als Bonus mit auf das Album mit der Original-Musik nahmen.“ (Ist als Bonus-Track auf dem Soundtrack enthalten; NvF)


MAS: Was ist Diggler Records eigentlich für ein Label ? Seid ihr auf Serien-Musik-Exhumierung spezialisiert ?

SB: “Auf Exhumierungen aller Art haben wir uns schon spezialisiert, allerdings nicht nur Serien- und Filmmusiken. Auch reguläre und heute vergriffene Alben aus der Zeit herauszubringen, steht bei uns auf dem Programm. Allerdings möchten wir auch junge Bands und Künstler herausbringen, sofern sie unserem Geschmack entsprechen und der ist nun mal sehr 60er / 70er-Jahre beeinflusst.“

MAS: Ist eine Wiederausstrahlung der Serie angedacht ?

SB: “Beim WDR sind nach unserer Veröffentlichung natürlich viele Anfragen nach der Serie eingegangen. Aber ob das nochmals ausgestrahlt wird, wissen wir nicht.“

MAS: Wie sind die Leute auf eure Platte gestoßen - Zufall, oder gezielte Werbung ?

SB: "Es gab eine Menge Presseberichte und der Remix von Frank Popp lief oft im Radio. Daneben haben wir Anzeigen geschaltet und unser Vertrieb Edel Contraire hat auch ganze Arbeit geleistet."

MAS: Hat es irgend welche besonderen Reaktionen auf den Release gegeben ?

SB: “Wir bekamen viele Dankesmails und Anrufe von Leuten, die einfach froh waren, diese Musik nach 30 Jahren in den Händen halten zu können. Auf unserer Partytour zur Platte gab es jeden Abend Begegnungen mit Hardcore-Fans der Serie, die alles mitsprechen konnten.“

MAS: Wie sah die Partytour aus? Abspielen der CD ? Live Musik ? Film-Vorführung ?

SB: “Mit Andi Schulz, der den Soundtrack vorstellte und Artverwandtes spielte, hatten wir musikalisch einen guten Mann zum Auflegen. Daneben liefen die Folgen per Videobeamer in den Clubs, es hingen Bilder in einer Galerie und es gab den Soundtrack zu gewinnen. “

MAS: Wann war offizieller Release-Termin ? Wie viele CDs habt ihr seitdem abgesetzt ? Ist das mehr oder weniger, als ihr erwartet habt ?

SB: “Das Album erschien am 11.11.2002. Seitdem haben wir zigtausende Alben verkauft und suchen deshalb gerade ein Anwesen auf den Bahamas. Im Ernst: Wir machen das ja hauptsächlich aus Freude an der Musik. Britney Spears werden wir wohl nie einholen.“

MAS: 'Ne Antwort war das noch nicht.

SB: Wir haben noch nicht gezählt, sind aber ganz zufrieden."

MAS: Na gute, dann geben wir uns damit auch zufrieden und senden ein heftiges Dankeschön für das Gespräch nach Köln.

Das Gespräch führte Norbert von Fransecky.
Die Szene-Fotos stammen von Diggler-Records.
Die Bildtexte sind Originalzitate aus der TV-Serie.


Norbert von Fransecky


Zurück zur Artikelübersicht