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Artikel

Deep Purple - Die Geschichte einer Band

Info

Autoren: Jürgen Roth & Michael Sailer

Titel: Deep Purple - Die Geschichte einer Band

Verlag: Hannibal Verlag

ISBN: 978-3-85445-251-5

Preis: € 27,90

576 Seiten

Internet:
http://www.hannibal-verlag.de
http://www.deeppurple.com

Ein schweres Buch ist Deep Purple- die Geschichte einer Band von Jürgen Roth und Michael Sailer geworden, und dies in doppelter Hinsicht: äußerlich ist es mit seinem stabilen Einband und seinen 576 Seiten wirklich dick und wuchtig geraten, sein textlicher Inhalt ist mitunter aber nicht weniger anspruchsvoll. Aber das macht schon den Reiz eines Buches aus, dass man die Geschichte einer von zahlreichen Besetzungswechseln geprägten und heute - über 40 Jahre nach Bandgründung - immer noch existierenden Rocklegende nicht mal eben an zwei Abenden durchlesen kann, sondern sich schon etwas länger Zeit nehmen muss und sollte.

Der erste Eindruck des Textes ist dabei leider eher negativ: bei der Einleitung kann einem nämlich zunächst die Lust am Lesen durchaus etwas vergehen, hier nur mal ein (!) Beispielsatz der zweiten Seite: "Mal abgesehen davon, wie ungebrochen hier der Katechismus der Avantgarde und ihres idealisierten Produzenten - des leidenschaftlichen Subjekts, das etwas bewirkt - zum Einsatz gelangt, "die Stimme", das Subjekt, das Marcus panegyrisch umgarnt, stellt, seit die Kulturindustrie Opposition als Style, Habitus, Gebaren integriert hat, nicht mehr "etwas Neues im Rock'n'Roll dar und damit in der populären Nachkriegskultur: eine Stimme, die sämtliche gesellschaftliche Fakten leugnete und dadurch beteuerte, daß alles möglich war"; sondern nur mehr, daß alles möglich ist, was neu und damit schon gewesen ist." Ahja, alles klar - warum werde ich beim Lesen eigentlich den Verdacht nicht los, dass zumindest einer der Autoren hauptberuflich die Erläuterungstexte von Steuererklärungsformularen entwirft?

Erfreulicherweise geht das Buch danach doch in etwas kürzeren Sätzen und fremdwortärmer recht unterhaltsam weiter. Ausführlich werden die Vorgeschichte und die Anfänge der Band beschrieben und jedes erschienene Album mit Trackliste und Coverabbildung in so genannten statistisch-kritischen Einschüben ausführlich analysiert und besprochen. Stets zeichnen die Autoren in ihrer Geschichte dabei nicht nur einfach den Werdegang von Deep Purple nach, sondern blicken auch immer links und rechts davon in den Zeitkontext und in die Geschichte anderer Bands wie Led Zeppelin, Pink Floyd, Uriah Heep (die übrigens ganz offensichtlich nicht zu den Lieblingsbands der Autoren gehören...), T. Rex, Black Sabbath, Sweet, Slade und andere. Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Deep Purple wird damit nicht nur auf die Geschichte des "Herrn Blackmore" und seinen Mitstreitern reduziert, sondern ist zum Teil auch ein interessanter Abriss der Musikgeschichte.

Diese sehr aufwendige und ausführliche Biografie ist zudem glücklicherweise nicht einfach nur eine Lobeshymne auf Deep Purple, sondern auch kritisch und augenzwinkernd geraten, so dass das Buch für Deep Purple-Fans wohl ein Muss, aber auch für jene, die nur ein obligatorisches Best-Of-Album im Schrank stehen haben, empfehlenswert ist. Nach vielen Stunden Lesegenuss (sofern man die Einleitung überstanden und nicht aufgegeben hat) wird durchaus die Neugier geweckt, sich neben "Smoke On The Water" und den anderen bekannteren Stücken auch mit dem unbekannteren Früh- und Spätwerk von Deep Purple zu beschäftigen.

Auf die Geschichte und die Alben der "Deep Purple-Knospen", die sich im Laufe der Zeit bildeten (Rainbow, Whitesnake, Gillan etc.) und auch auf das Privatleben der zahlreichen Mitglieder wird leider nicht mehr detailliert eingegangen, aber dies hätte den Rahmen des Buches wohl auch langsam gesprengt...

Stilistisch wird das Buch zum Ende hin (thematisch nach der erfolgten Reunion 1984) leider wieder etwas anstrengender, hier lässt man das Germanistikstudium nochmals teilweise so richtig raushängen (ich habe bei einem einzelnen Satz immerhin 99 Worte gezählt...), unterm Strich aber ist das Buch auch für "Normalleser" eine unterhaltsame Lektüre und versöhnt den Leser schließlich am Ende sogar noch mit einem persönlichen Interview mit Mrs. Night und Mr. Blackmore.

Fazit: viel besser und ausführlicher kann man die Bandgeschichte von Deep Purple wohl nicht zusammenfassen - ein lohnendes Buch, bei dem das Geld wohl besser angelegt ist als beim Neuerwerb des zwanzigsten oder dreißigsten Livemitschnitts dieser Bandlegende...

Jürgen Weber


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