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Artikel

Sting mit wiedergewonnerer Lust zum Rocken live in München

Info

Künstler: Sting

Zeit: 17.09.2017

Ort: München - Olympiahalle

Sting ist derzeit mit seinem aktuellen Album 57th & 9th in Deutschland unterwegs und macht in diesem Rahmen zur besten Oktoberfestzeit in München Station. Bereits am Eingang habe ich das Gefühl, dass nicht allzu viele Fans das Konzert besuchen. Das Warten hält sich in Grenzen, man ist sehr schnell in der Halle. Bis kurz vor 20 Uhr kommen noch spärlich Leute rein, gefüllt ist die Arena jedoch keinesfalls. Ich schätze, dass mindestens 20 % der Karten nicht verkauft worden sind.

Um 20 Uhr kommen Sting und sein Sohn Joe Sumner völlig unspektakulär auf die Bühne und singen den Song „Heading South on the Great North Road“ vom neuen Album im Duett auf der Akustikgitarre. Gleich danach verlässt Sting die Bühne wieder und überlässt seinem Sohn die Rolle des „Anheizers“. Der macht seinen Job ausgezeichnet und spielt einige Songs akustisch, die beim feierlaunigen Münchener Publikum bestens ankommen.

Etwa eine halbe Stunde später kommt die Hauptperson des Abends unter großem Jubel wieder auf die Bühne zurück. Jetzt geht es mit „Synchronicity II“ rockig weiter. Der Sound ist brillant, Stings Stimme zum Niederknien. Klar, er singt nicht mehr ganz so hoch wie früher, aber immer noch sehr kraftvoll und klar. Unterstützt wird er dabei von einer phantastisch eingespielten Band, bei dem sein offensichtlich sehr begeisterter und spielfreudiger Sohn den kompletten Background-Gesang übernimmt. Da die beiden Stimmen sehr ähnlich sind, passt das natürlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Sting spielt bei allen Stücken Bass und er tut dies sehr eindrucksvoll. Die Bühne ist schlicht gestaltet, hier steht ganz klar die Musik im Vordergrund.

Sting macht fast gar keine Ansagen, es wird fast wie bei einem Punk-Konzert ein Lied nach dem anderen rausgedonnert. Partystimmung setzt spätestens bei dem Überhit „Englishman In New York“ ein, bei dem das Publikum lauthals mitsingt. Ich bin überrascht, wie rockig sich Sting an dem Abend präsentiert. Die beiden Gitarristen fahren volles Brett und spielen keinesfalls mit angezogener Handbremse. Die Rhythmussektion ist dabei vom Allerfeinsten. Allein seinen Schlagzeuger beim Spielen zu beobachten, ist ein Genuss für Augen und Ohren.

„Fields Of Gold“ zeigt Stings gefühlvolle Seite, die erwartungsgemäß für Gänsehautatmosphäre in der Olympiahalle sorgt. Es ist überhaupt erstaunlich, wie wandelbar dieser Künstler ist. Musikalische Grenzen existieren für ihn schlicht und ergreifend nicht. Ich bin vor allem überrascht, dass er doch so viele Police-Songs spielt. Auch dass er das neue Album mit gerade mal drei Stücken berücksichtigt, wundert mich. Etliche Fans auf den Sitzplätzen stehen bei „Message In The Bottle“ auf und beginnen zu tanzen. Die „Aufregung“ legt sich kurz darauf wieder und wird bei dem überragenden „So Lonely“ fortgeführt. Spätestens jetzt ist die Stimmung in der Olympiahalle am Brodeln, es wird flächendeckend mitgesungen und sich zumindest im Ansatz rhythmisch bewegt.

Stings Band lässt sich von der guten Stimmung mitreißen und zieht eine bombastische Show ab. Richtig originell ist sein Akkordeonspieler, der pausenlos über die Bühne fetzt und vollen Einsatz bringt. „Roxanne“ beginnt super, wird allerdings durch die überflüssige Einlage „Ain’t No Sunshine“ empfindlich gestört. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich bei dem Weltklassekonzert anbringen kann. Ein sehr schnell gespieltes „Every Breath You Take“ beendet den regulären Teil des Gigs. Sting und seine Truppe verabschieden sich nach einer Vorstellung der beteiligten Musiker von der Bühne, um kurz darauf für eine Nummer wieder zurückzukommen. „Fragile“ ist dann auch die Zugabe, die offensichtlich viele erwartet haben. Für mich ganz klar der würdige Abschluss eines sehr kurzweiligen und ausgewogenen Konzerts, das mit seiner Mischung aus Sting- und Police-Stücken äußerst stimmig war.

Fazit: Wer wie ich diesen Ausnahmekünstler noch nie live gesehen hat, kann dies gefahrlos gerne machen und wird definitiv begeistert nach Hause gehen!


Setlist:
Heading South on the Great North Road
Synchronicity II
If I Ever Lose My Faith in You
Spirits in the Material World
Englishman in New York
Every Little Thing She Does Is Magic
Mad About You
Fields of Gold
Shape of My Heart
Petrol Head
She's Too Good for Me
Message in a Bottle
Ashes to Ashes
Walking on the Moon
So Lonely
Desert Rose
Roxanne
Next to You
I Can't Stop Thinking About You
Every Breath You Take
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Fragile

Stefan Graßl


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