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Live Side of the Mule: Gov’t Mule begeistern München

Info

Künstler: Gov't Mule

Zeit: 11.05.2015

Ort: München - Theaterfabrik

Internet:
http://www.mule.net

Vor kurzem haben Gov’t Mule ausgiebig mit diversen Veröffentlichungen (s. Review-Archiv) ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Doch was ist schöner, als eine Feier unter Freunden? Zeit also, dass das Quartett mal wieder auf europäischen Bühnen vorbei schaut. Deutschland hat man dabei mit relativ vielen Dates bedacht. Ein besonderes Motto oder ein spezielles Programm war nicht angekündigt. Aber braucht es das bei dieser Band auch? Denn wie bei einer Schachtel Pralinen weiß man im Vorfeld nie genau was man bekommt. Nur, dass es gut schmeckt. Jeder Abend einer Gov’t-Mule-Tour ist anders. Die Band spielt nur das auf was sie selbst gerade Lust hat. Das Team von musikansich.de schaute was ihm in München geboten wird.

Es war ein warmer Frühlingstag, an dem Gov’t Mule am Gelände der Kultfabrik Halt machten. Mit dementsprechend hellem Gemüt reiste das Publikum - das im Mittel die 40 ein ganzes Stück überschritten haben dürfte - auch an. Bis zum Konzertbeginn füllte sich die Theaterfabrik recht ordentlich. Beste Voraussetzungen also, als die Band kurz nach 20:30 die Bühne betrat.

„Bad little Doggie“ war gleich ein Einstieg nach Maß - knackiger und antreibender Bluesrock vom Feinsten. Der Sound war gut abgemischt und nicht zu laut, so dass sich sofort Stimmung einstellte. Zu Anfangs ließen es Gov’t Mule ordentlich krachen. „Brand New Angel“ und „Larger than life“ klangen mitreißend. Dieser Taumel wurde nur vom zurückhaltenderen „About to rage“ unterbrochen. Doch auch hier schwelte im Untergrund ein Feuer. Denn die Band war in bester Spiellaune, selbst wenn es nicht so aussah. Die einzelnen Musiker sind keine klassischen Rampensäue und lassen lieber die Musik für sich sprechen. Auch Kommunikation findet auf der Bühne zwischen den Vieren nicht statt. Trotzdem könnte man sie wohl nachts um halb vier aus den Federn reißen und das Ergebnis wäre so beeindruckend wie an diesem Abend.

Kraft und Gefühl - das ist es auch, was diese Band auf der Bühne auszeichnet. Ganz vorne mit dabei natürlich Gitarrist und Sänger Warren Haynes, der nicht nur wieder an der Sechssaitigen überzeugte, sondern auch mit seiner dezent souligen Stimme. Eine feinfühlige Nummer wie „No need to suffer“ wäre ansonsten nur halb so gut. Aber trotzdem ist er nur ein Teil von vieren. Das Rhythmusfundament stand felsenfest. Gerade der immer etwas lethargisch anmutende Bassist Danny Louis riss mit seinem massiven Spiel mit. Und die warmen Orgelsounds von Matt Abts sind sowieso frei von jeglicher Kritik und immer wieder etwas das die Ohren verwöhnt.

So spielten sich Gov’t Mule durch ein abwechslungsreiches Programm. Immer wieder wurden die Songs ein ganzes Stück ausgedehnt. Allerdings ohne in Dudelorgien zu verfallen. So richtig laufen ließ man es beim jazzigen Instrumental „Jeep on 35“ und dem harten Blues „Mule“, mit dem man das Publikum wie im Rausch wegblies und in die Pause schickte. Kurz davor gab es noch das entspannte reggaelastige „Frozen fear“, das man überraschend ins Led Zeppelins „D’yer Mak’er“ überführte. Eine nette Überraschung und gute Abwechslung.




Nach einer rund 20-minütigen, verdienten Pause folgte ein weiteres Set, das zahlreiche Perlen enthielt. Sehr stark waren dabei „Unring the bell“ und das ruppige Blues-Instrumental „Thelonius Beck“. Hart aber herzlich lautete bei letzterem die Devise. Sein Ende sollte Teil Nummer zwei mit dem ausgiebigen Beatles-Medley „She said she said“ / „Tomorrow never knows“ finden. Beide Nummern machten sich Gov’t Mule mal wieder zu Eigen.

Doch ganz so einfach wollte das Münchener Publikum die Band auch nicht gehen lassen, so dass sich das Quartett noch zu einer Zugabe hinreißen ließ. Nach etwas ruhigem Geplänkel entpuppte sich diese als die wunderbare Ballade „Soulshine“, die grandios interpretiert wurde und riesigen Applaus erhielt, so dass sich der ansonsten äußerst schweigsame Haynes zu zahlreichen eingeworfenen Thank-yous hinreißen ließ.

So endete der Abend. Für den Fan trotz einer Spielzeit von rund zweieinhalb Stunden vielleicht trotzdem etwas zu früh. Denn man hätte Gov’t Mule gerne noch ein Stückchen länger zuhören können…


Setliste:
Bad Little Doggie
Brand New Angel
About to Rage
Larger Than Life
No Need to Suffer
Child of the Earth
Frozen Fear / D'yer Mak'er
Jeep on 35
Mule
---
Far Away
Unring the Bell
Endless Parade
Thelonius Beck
Whisper in Your Soul
She Said She Said / Tomorrow Never Knows
---
Soulshine


Mario Karl


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