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Titel: Die Brüder Young: Alles über die Gründer von AC/DC
Verlag: Hannibal Verlag
ISBN: 978-3-85445-466-3
Preis: € 19,99
368 Seiten
Internet:
http://www.hannibal-verlag.de
Bücher und Biografien über AC/DC gibt es ja mittlerweile zuhauf, es fällt da schon fast schwer, den Überblick zu behalten. Alleine auf unseren Seiten finden sich hier bereits allerlei besprochene Klassiker: Maximum Rock’n’Roll von Murray Engleheart und Arnaud Durieux, AC/DC - Die Biografie von Martin Huxley, High Voltage - Rock'N'Roll: Die ultimative Bildbiografie von Phil Sutcliffe, Hell ain't a bad place to be von Mick Wall oder auch die einzige Biografie eines ehemaligen Mitglieds, Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC von Mark Evans.
Nun gesellt sich ein weiteres Buch dazu, welches zum Teil auch auf die oben genannten eingeht bzw. diese erwähnt: Die Brüder Young: Alles über die Gründer von AC/DC von Jesse Fink. Während einige Bücher über AC/DC verzichtbar sein können, darf dieses wohl gerne neben Mark Evans' Autobiografie in den Bücherschrank von Fans der schottisch-australischen Musiklegende gestellt werden. Zwar schafft es auch Fink nicht, bei den Recherchen zu diesem Buch in den “geschlossenen Laden“ oder über die abgeschotteten Mauern der Young-Brüder vorzudringen, aber immerhin gelingt es ihm, zumindest doch einige wichtige Quellen und Hinweisgeber für dieses Buch zu gewinnen, so seien hier als Beispiele mal Dave Evans, Stevie Wright, Terry Manning, Mark Evans, David Krebs, Steve Leber, Mark Opitz, Tony Platt, Mike Fraser oder Jerry Greenberg genannt. Und nicht zuletzt lernen wir auch Gerard Huerta kennen, der seinerzeit den klassischen Schriftzug des Bandnamens im Gutenberg-Stil entwarf, finanziell aber wenig davon hatte.
Nach einem kurzen Vorwort und einer längeren, eher akademisch gehaltenen Einleitung erzählt Jesse Fink den Weg von AC/DC in 11 Kapiteln, in denen er jeweils einen Song der Band zum Motto erklärt und sich dabei der Historie der Band zu der jeweiligen Zeit behutsam, akribisch und mit Zeitzeugenbeschreibungen nähert. Vor allem der Blick hinter die Kulissen, also die Vorgänge im Management und bei den Plattenfirmen stehen dabei im Vordergrund, weniger die jeweiligen Musiker und deren Verhältnis zueinander. Stets akzeptiert er die Privatsphäre der drei Young-Brüder (George, Malcom und Angus) und hält sich von reinen Spekulationen fern (mit Ausnahme der Frage, wieviel von Bon Scott in Back in Black steckt). Und so erfahren wir viele (zum Teil verwirrende) Details über die geschäftliche Seite von AC/DC und über die Meinungen und Gedanken der nahe- aber eben auch zum Teil außenstehenden Randpersonen des eingeschworenen Young-Clans und eben keine Geschichten über den Ausstieg des ersten oder den Tod des zweiten (auch vom Autor sehr geschätzten) Sängers der Band. Und der dritte Sänger wird zwar eindeutig respektiert und gelobt, aber nicht unbedingt so richtig geliebt.
Im Buch spart Fink aber auch nicht an Richtigstellungen bisheriger Biografien und stellt vor allem auch nicht die Band unter den Heiligenschein eines bedingungslosen Fans, sondern kann so manche Songs und Alben auch sehr kritisch betrachten. Wie auch andere Bücher zum Thema AC/DC nehmen dabei die ersten 10 Jahre deren Wirkens mehr als dreiviertel des Buches ein, die letzten 30 Jahre sind auch hier wieder eher ein Anhängsel, was angesichts der Albenhäufigkeit und -qualität vielleicht aber auch angemessen ist. Da es in diesem Buch ja nicht nur um AC/DC geht, sondern schwerpunktmäßig um die Familie Young, hätte man sich vielleicht neben einem Easybeats-Kapitel aber auch etwas mehr Infos über die Geschichte von Flash and the Pan gewünscht!
Fazit: Zielgruppe von Die Brüder Young: Alles über die Gründer von AC/DC ist unterm Strich eher der fortgeschrittene Fan, denn eine übersichtliche Biografie über AC/DC ist das Buch nicht geworden. Zwar gehen die 11 Kapitel eigentlich recht chronologisch durch die Bandgeschichte, handeln dabei aber immer wieder von späteren Ereignissen. Und schließlich werden manche Phasen bzw. Alben wie z.B. Who Made Who oder Fly On The Wall nur am Rande erwähnt. Da bislang kein Biograf näher an die Young-Brüder herangekommen ist als Mark Evans, bleibt dessen Werk wohl immer noch das authentischte. Jesse Fink dringt in seinem Buch zwar auch nicht direkter oder näher an die Young-Familie heran als andere Autoren, empfehlenswert ist es aber definitiv!
Jürgen Weber
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