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Titel: Akte Ministry - Die offizielle Autobiografie
Verlag: Iron Pages Verlag
ISBN: 978-3-940822-01-7
Preis: € 23,90
304 Seiten
Internet:
http://www.alfuckingjourgensen.com
http://www.facebook.com/alienjourgensenofficial
http://www.ip-verlag.de
Akte Ministry nennt sich die Biografie von Al Jourgensen. Das ist äußerst konsequent. Denn seit seinen jungen Jahren wird sein Leben durch das Projekt Ministry bestimmt. Und schließlich SIND Ministry in erster Linie Al Jourgensen. Nicht nur einmal macht Jourgensen das in diesem Buch klar. Selbst sein langjähriger Begleiter Paul Barker wird nur zum wenig bedeutenden Sidekick erklärt. Warum dieser trotzdem in der Öffentlichkeit in den 90er Jahren als weiteres Sprachrohr der Gruppe fungierte, wird beim Lesen des Buches allerdings schnell klar.
Denn Al Jourgensen scheut sich nicht, seine dunkelsten Seiten offen zu legen. Warum auch. Seine „Karriere“ als Drogensüchtiger ist hinreichend bekannt und diese Thematik nimmt einen großen (wenn nicht sogar den größten) Teil des Buches ein. Dagegen ist Mötley Crües The Dirt schon fast ein Kindergeburtstag. Akte Ministry präsentiert allerdings nicht nur die dunkle Seite des wegweisenden Musikers, sondern zeigt auch, dass sich hinter der harten und für so manchen abschreckende Schale ein sensibler, humorvoller und äußerst interessanter Mensch versteckt.
Jon Wiederhorn interviewte Al Jourgensen lange für die rund 300-seitige Geschichte und gibt ungefiltert weiter was er sagte. Los geht es dabei mit der Kindheit, als der in Kuba geborene Jourgensen mit seiner Familie in die USA auswandern musste und einige Jahre bei seiner Großmutter aufwuchs. Über mehrere Stationen landete er schließlich in Chicago, wo auch seine Musikkarriere begann. Dabei ist es ungewöhnlich genug für jemanden, dessen größte Helden ZZ Top und Cheap Trick sind, in einem rein elektronischen Synthiesounds-Umfeld zu landen. Dabei stellt sich aber immer wieder heraus, welch ambivalentes Verhältnis Jourgensen zu seiner eigenen Musik hat. Gerade an Ministrys Frühwerken lässt er kein gutes Haar.
Der Mann hält sich generell wenig zurück, was seine Gedanken und Meinungen betrifft. Er trägt wohl tatsächlich sein Herz auf der Zunge. Er teilt allerdings nicht nur aus, sondern klammert auch die noch so düstersten Seiten seiner Vergangenheit nicht aus, was für ein ziemlich eindringliches Bild sorgt. Von Lesespaß kann man dabei nicht immer sprechen. Hart und unbarmherzig - das trifft nicht nur auf die Musik zu. Manchmal wird es arg erdrückend. Dies rundet das Bild des Druckwerks allerdings gut ab. Sein Scherflein hierzu bei trägt auch, dass Wiederhorn immer wieder Leute aus Jourgensens Umfeld zu Wort kommen lässt. Sei es sein Stiefvater, sein Tourmanger oder (ehemalige) Mitmusiker. Hier kehrt sich die eine oder andere gedruckte Äußerung auch um und sorgt für ein gegensätzliches Bild.
Akte Ministry ist eine ziemlich interessante und kurzweilig zu lesenden Biografie mit zahlreichen kranken, oft lustigen und vor allem ehrlichen Geschichten geworden. Leider erfährt man etwas wenig über die Entstehung der Musik selbst - wenn man mal davon absieht welche Droge Al Jourgensen während der Aufnahmen konsumiert hat. Nicht nur für Fans des Musikers zu empfehlen!
Mario Karl
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