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An der chaotischen Situation meines Arbeitszimmers, die ich in der Kolumne im vergangenen Monat beschrieben habe, hat sich noch nichts geändert. (Aber langsam ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen.) Dass ich für die Oktober-Kolumne dann doch eine gewisse Auswahl hatte, lag an einer Chinchilla-Dame, die wir für 14 Tage in Ferienpension aufgenommen haben, während das „Herrchen“ sich von der Sonne Mallorcas verwöhnen ließ.
Um Platz für den nicht gerade kleinen Käfig zu schaffen, musste das CD-Regal, das ich im Arbeitszimmer meiner Frau aufgebaut hatte, verschoben werden. Aus Gewichtsgründen ging das aber erst nachdem es zu gut zwei Dritteln abgeräumt war. Vor dem Abräumen schaute ich in meiner CD-Liste nach, welche CDs ich mir denn im Oktober 1989 gekauft hatte – in der Hoffnung, die eine oder andere von ihnen würde mir beim Aus- und wieder Einräumen des Regals in die Hände fallen.
Die erste, recht passende, weil damals aktuell, war Richard Marx‘ Repeat Offender, dessen Single Auskopplung „Right here waiting“ damals ein Mega-Hit war, der Marx den internationalen Durchbruch brachte. Da ich zu ihm aber nie eine sonderliche Beziehung aufgebaut habe, wäre das eine Notlösung gewesen.
Besser war da schon das damals ebenfalls aktuelle Live-Doppel-Album Tina live in Europe von Tina Turner, das die Diva nach ihrem Comeback auf einem Höhepunkt ihrer Karriere zeigte. Es hätte auch symbolisch für Scheiben stehen können, die bei mir Fehleinschätzungen korrigiert haben. Ähnlich wie Rod Stewart hatte ich Tina Turner lange Zeit recht abschätzig in der Pop-Sternchen-Ecke abgelegt. Bei Tina Turner war es Tina live in Europe; bei Rod Stewart ebenfalls ein Live Album, Absolutely live, die mir zeigten, was für ernst zu nehmende Musikerpersönlichkeiten hinter einigen Hit Singles stehen, mit denen die beiden glatt produziert im Mainstream Radio dauerpräsent sind.
Ganz zum Schluss fiel mir dann aber doch noch meine 1. Wahl unter den Oktober-89-CDs in die Hände – von einer Band, die noch viel tiefer (und auch berechtigter) in der Pop-Ecke sitzt. Musikalisch ist sie aber wesentlich ernster zu nehmen, als dies mit der recht oft zu hörenden Abqualifizierung als Teenie-Band getan wird.
Die Rede ist von Smokie! Wie tief verankert das Negativimage als „richtige“ Band ist, zeigt, die Tatsache, dass ich auf die Frage nach meinem ersten Konzert immer antworte: „Das erste „richtige“ Konzert waren Uriah Heep auf der Innocent Victim-Tour." Das erste „richtige“ Konzert – denn davor gab es noch das Smokie-Konzert am gleichen Ort in der Niedersachsenhalle in Hannover. In gewisser Hinsicht ist meine Antwort richtig. Denn die Karte zum Heep-Konzert war tatsächlich die erste Konzertkarte, die ich mir gezielt gekauft hatte. Die Smokie-Karte hatte mir ein Klassenkamerad angeboten, der sie gewonnen hatte und nicht hingehen wollte, weil … das eben nur eine blöde Pop-Band war. Das muss so um 1976 rum gewesen sein. 13 Jahre später fand die erste Smokie-CD ihren Weg in mein Plattenregal. Ein Best of Programm, live eingespielt im Opernhaus von Cork In Irland. Es sollte nicht die letzte bleiben.
PS: Eine Scheibe hätte Smokie definitiv aus dieser Kolumne verdrängt. Sie hat das nur um ein paar Tage verpasst. Denn in dieser Ausgabe wird auch das Yes Album besprochen, das 1989 aus rechtlichen Gründen unter dem Namen Anderson Bruford Wakeman Howe erscheinen musste. Grund ist der Re-Release zum 25. Jahrestag des Erscheinens. Leider hatte ich mir die schon im September 1989 gekauft und als ich den Re-Release am 30. August dieses Jahres aus dem Briefkasten holte, war es für die Septemberkolumne natürlich schon zu spät - und in die Oktoberkolumne gehört sie - gekauft im September 1989 - schlicht nicht hinein.
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