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25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 39: Elf - The gargantuan Elf Album

Rising und On Stage haben mich zum bekennenden Rainbow-Fan gemacht. Ritchie Blackmore war es eh schon. Aber auch Dio wurde dadurch zur überlebensgroßen Gestalt. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich im Juni 1989 zugegriffen habe, als ich das Gargantuan Elf Album bei WOM im Forum Steglitz entdeckt habe. Die fragwürdige Aufmachung der CD lies mich offenkundig an ein seltenes verschollenes Gut denken, für das ich bereit war, die (für mich) astronomische Summe von 37 DM auf den Tisch des Hauses zu legen.

So richtig Rainbow, so richtig Dio, so richtig Hard Rock war das, was ich zu hören bekam, noch nicht. Aber ich habe mich schnell in den Prä-Hard Rock Mix aus Blues, Rock, Boogie, Dixieland und Rock’n’Roll verliebt – zumal das Album, das das zweite und dritte Album von Elf auf einer CD enthielt, genügend Ohrwürmer liefert, um sich dauerhaft im Langzeitgedächtnis festzubeißen.

Mehrere Jahre verbrachte das Album seine wohlgehütete Existenz in meinem CD-Regal unter der Überschrift „Die Band, in der Dio gesungen hat, bevor er bei Rainbow eingestiegen ist“. Eine absolut falsche Einschätzung! Aber das fiel mir erst Jahre später auf.


Der Grund für meine lange Leitung war wohl die Dogmatisierung des Rising Line ups (Blackmore / Dio / Cozy Powell / Tony Carey / Jimmy Bain) als DER Rainbow Besetzung schlechthin. Und die hat mit Elf tatsächlich nichts zu tun. Von ihr aus betrachtet ist die Vorstellung, dass Ronnie James Dio bei Elf ausgestiegen ist, um den Sängerposten bei Ritchie Blackmore’s(!) Rainbow, wie die Band sich auf ihrem Debüt noch nannte, zu übernehmen.

Purer Etikettenschwindel!

Das stellt man fest, wenn man sich das Beiblatt zu Ritchie Blackmore’s Rainbow einmal intensiv ansieht. Das Line up, das sich hier findet, hat nämlich genauso wenig mit dem der Rising zu tun, wie das von Elf. Und das „genauso wenig“ ist wörtlich zu nehmen. Mit anderen Worten. Die Urbesetzung von Rainbow ist zu fast 100% mit Elf identisch. Eigentlich gibt es nur drei Unterschiede. 1) Außer der weiblichen Stimme von Shoshana gibt es keine Gastmusiker. 2) Percussionist Mark Nauseef ist nicht mehr an Bord. Und 3) statt Steve Edwards erscheint an der Gitarre nun … Ritchie Blackmore.

Ronnie James Dio bei Elf ausgestiegen? Blödsinn! Ritchie Blackmore ist nach seinem Ausstieg bei Deep Purple bei der eh bei Purple Records unter Vertrag stehenden Band
Das Rainbow Debüt von 1975

Elf eingestiegen, hat sich kurzerhand den Chef-Zylinder aufgesetzt, ein Album eingespielt, das noch deutlich rock’n’rolliger ist, als das erste „richtige“ Rainbow Album und so auch musikalisch klar auf dem Fundament von Elf aufbaut. Titel wie „If you don’t like Rock’n’Roll“ oder der Cover-Song „Black Sheep of the Family” lassen das klar erkennen.

Klar erkannt ist auch die Notwendigkeit eines Etikettenwechsels. Elf verloren sofort die Überschrift „Die Band, in der Dio gesungen hat, bevor er bei Rainbow eingestiegen ist“. Dafür klebt an Ritchie Blackmore’s Rainbow seitdem der virtuelle Zettel „Die Band, in der Ritchie Blackmore gespielt hat, nachdem er bei Deep Purple ausgestiegen ist“.

Ganz so „böse“, wie ich nach dieser Erkenntnis dachte, waren die Ereignisse 1975 dann wohl doch nicht. Elf waren bereits vor der Veröffentlichung von Trying to burn the Sun praktisch aufgelöst. Blackmore und Dio hatten sich entschlossen etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen, fanden dafür aber erst einmal nicht die geeigneten Partner. Daher griffen sie für das Debüt noch einmal auf das Personal von Elf zurück.

So! Und nun kennt Ihr die (wahrscheinlich) wahre Geschichte!

Norbert von Fransecky


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