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Artikel

Hard Band goes boom - Krokus live in München.

Info

Künstler: Krokus

Zeit: 22.05.2014

Ort: München - Backstage Werk

Internet:
http://www.crystal-ball.ch
http://www.krokusonline.com
https://www.facebook.com/KROKUSonline

Sollte man das an diesem Donnerstagabend stattfindende Konzert mit einem Wort beschreiben, käme nur folgendes in Frage: heiß. Und das erst einmal (aber natürlich nicht nur!) an den äußeren Gegebenheiten. Das Thermometer kletterte das erste Mal dieses Jahr ziemlich selbstbewusst über die 30°-Grad-Marke und brachte München zum Stöhnen. Eigentlich bestes Wetter für eine geballte Ladung Rock’n’Roll. Die Schweizer Parade-Rocker Krokus hatten sich angesagt, um zu zeigen, dass es auch vermeintlich alte Säcke noch drauf haben. Da man den Eidgenossen bekanntlich nachsagt eigensinnig und nationalbewusst zu sein, war natürlich klar, dass die Supportband auch aus der Alpenrepublik stammen musste. Auf dieser Tour wurden Krokus von Crystal Ball begleitet, die sich im letzten Jahr mit Dawnbreaker standesgemäß an der Albumfront zurück gemeldet hatten. Nach dem Interview mit Chris von Rohr stürzte sich die MAS-Abordnung voller Elan ins Getümmel.

Als CRYSTAL BALL die Bühne des Backstage-Werks enterten, war die Kulisse vor ihnen noch nicht allzu groß. Nichtsdestotrotz tropften bereits die ersten Schweißperlen von der Decke wieder zurück. Vielleicht auch ein Grund, dass zahlreiche Rockfans ihre Zeit noch mit einem kühlen Blonden in der Hand draußen im Biergarten verbrachten? Schade, denn die verpassten einen amtlichen Auftritt mit zünftigem Meldic-Metal/Hardrock. Der Sound passte nicht nur stilistisch bestens zur Hauptband, sondern hätte auch so für viel Spaß gesorgt, was nicht nur an den schmissigen und eingängigen Songs der Band lag, sondern auch an der knackigen Performance. Das Rhythmusfundament saß bombenfest, die Saiten wurden effektvoll gequält und Neu-Frontmann Steven Mageney zeigte, warum gerade er Ur-Sänger Mark Sweeney ersetzen durfte. Zwar konnte er bei den Ansagen seine Wuppertaler Herkunft nicht verbergen. Doch stimmlich ließ er nichts anbrennen und empfahl sich als ziemlich standesgemäße Rampensau. Da auch der Sound an diesem Abend gut war, wurde das Ganze mit viel (verdientem) Applaus bedacht. Zwar entpuppte sich die Musik über die Dreiviertelstunde hinweg als ein wenig gleichförmig. Doch daran musste man sich nicht stören, als Crystal Ball mit ihrer Hymne „Hellvetia“ den Sack zumachten. Berechtigter Applaus war ihnen gewiss!



Die Saat für KROKUS war also gelegt. Da konnte die Band ihre reichhaltige Ernte in den folgenden rund 100 Minuten natürlich einfahren. Im Vorfeld wurde den MAS-Redakteuren ein Rock’n’Roll-Feuerwerk nach Maß versprochen. Und soviel sei voraus genommen: genau das wurde auch geliefert! Mit jeder Menge Spaß in den Backen und einer ganzen Wagenladung Pfeffer im Hintern legte die Band standesgemäß mit dem Fetzer „Long stick goes boom“ los. Was gleich auffiel, war nicht einmal die mit drei Sechssaitern erzeugte, geballte Gitarrenwand, sondern vor allem das massive und agile Schlagzeugspiel von Neuzugang Flavio Mezzodi. Da verstand man auch, warum sein Vorgänger Freddy Steady, der durchaus einige Schwächen zeigte, nicht mehr zum Bandgefüge gehört.

Nach dem Eröffnungsdoppel des immer noch aktuellen Studioalbums Dirty Dynamite folgte mit dem The Guess Who-Cover „American Woman“ gleich der nächste Oldie und spätestens da hielt sich auch das Publikum - das an diesem Abend überraschend ziemlich zahlreich erschienen war - nicht mehr zurück und feierte die Band wie lange verschollene Helden. Erwartungsgemäß standen viele recht ergraute Herren darin. Doch Krokus zogen auch gar nicht mal so wenige etwas jüngere Fans an, was natürlich dafür spricht, wie zeitlos der Sound der Band ist. Genau diese Tatsache machte auch die geballte Ladung an immergrünen Klassikern klar, die man heute den Anwesenden vor den Latz knallte. „Tokyo Nights“, „Bedside Radio“, „Eat the Rich“, „Screaming in the Night“, „Heatstrokes“ - braucht man da noch mehr sagen?


Krokus waren außergewöhnlich gut in Form und viel besser kann die Band auch in ihrer goldenen Zeit, in den frühen Achtzigern nicht gewesen sein. Sänger Marc Storace schien stimmlich kaum einen Tag gealtert und zeigt wieder mal, dass Bon Scott scheinbar im Körper eines kleines Malters reinkarniert ist. Die Hinzunahme von On-Off-Gitarrist Mandy Meyer entpuppte sich zudem als eine mehr als gute Idee. Denn zusammen mit Urgestein Fernando von Arb bildete er eine hervorragende Solofront und fügte dem Ganzen noch eine leichte epische Note hinzu. Sehr aggressiv und doch mit einer ganzen Wagenladung Gefühl gab er seine Parts zum Besten, was besonders eine Nummer wie „Fire“ zu einem absoluten Höhepunkt machte. Doch am Ende war auch er nur ein kleines Rädchen in der gut geölten Hardrock-Maschine Krokus, die von der ersten bis zur letzten Sekunde Vollgas gab. Man erkannte durchaus, dass hier sechs Herren auf der Bühne standen, die Spaß an dem haben, was sie tun und nicht nur auf ihre alten Tage mal eben noch mal einen Sack Kohle einkarren wollen. Das wurde durchgehend und sehr laut zu Recht vom euphorisierten Publikum honoriert, das dankbar für diesen Auftritt war.

Mit einer vierten Zugabe in Form von einem verzichtbaren Cover von „The Mighty Quinn“ endete ein tolles Konzert einer Band, die man vielleicht gar nicht mehr so in dieser Stärke erwartet hätte. Sollten Krokus mal wieder in Eurer Stadt sein: geht hin!


Setlist Krokus:
Long Stick Goes Boom
Hallelujah Rock 'n' Roll
Go Baby Go
American Woman
Tokyo Nights
Fire
Rock City / Better Than Sex / Dög Song
Screaming in the Night
Hellraiser
Bedside Radio
Heatstrokes
Eat the Rich
Easy Rocker
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Hoodoo Woman
Live for the Action
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Headhunter
The Mighty Quinn



Mario Karl


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