····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Zwei Stunden pure Eskalation - LaBrassBanda auf Schloss Scherneck

Info

Künstler: LaBrassBanda

Zeit: 20.07.2013

Ort: Schloss Scherneck

Besucher: 5.000

Veranstalter: Konzertbüro Augsburg

Internet:
http://www.labrassbanda.com
https://www.facebook.com/LaBrassBanda

Die beschauliche Schlossanlage Scherneck bei Augsburg hat sich in den letzten Jahren zu einem richtigen, kulturellen Schmuckstückchen gemausert. Immer wieder finden dort mittlerweile interessante Konzerte und andere Freiluftveranstaltungen statt, die große Besuchermassen anziehen. Die diesjährige Konzertreihe schien fast unter dem Motto „die bayerische Woche“ zu stehen. So traten bei jeweils feinstem Open Air-Wetter nacheinander die Musikkabarettistin Martin Schwarzmann, Hans-Jürgen Buchners Kultgruppe Haindling und die neuen bayerischen Superstars LaBrassBanda auf. Dass letzteres zutrifft, machte die Band bei ihrem mittlerweile dritten Auftritt auf Schloss Scherneck deutlich. Erstmals war das Gelände mit 5.000 Besuchern komplett ausverkauft.

Beste Voraussetzungen also für einen schönen Konzertabend. Doch bevor LaBrassBanda die Bühne enterten, durfte eine namentlich nicht weiter genannte, bunte Gruppe aus Neuseeland den Leuten ihre Musik präsentieren. Diese entpuppte sich als interessanter, tanzlastiger Weltmusik-Rock. Vorgetragen von zwei Sängerinnnen, einer handelsüblichen Backingband mit Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug sowie zwei Maori-Tänzern, die ein gewisses Eingeborenen-Flair verbreiteten. Das passte zum lauen Sommerabend, war bisweilen aber etwas anstrengend. Höflichkeitsapplaus war der sympathischen Truppe aber allemal sicher. Vor allem, da man so schnell sicher nicht wieder in dieses außergewöhnliche Vergnügen kommen dürfte.

Für bekannte Klänge war das einheimische Publikum aber wesentlich empfänglicher. Eine gewisse Spannung war schon während der Umbaupause zum Hauptact zu spüren und als LaBrassBanda mit ihrem neuen „Tecno“ loslegten, löste sich diese mit einem riesigen Knall und es brachen alle Dämme. Zwar war die Zuschauermenge mit der neu gewonnenen Popularität wesentlich gemischter - vor allem altersmäßig -, doch der Blick von der Bühne offenbarte nach wie vor folgendes: tanzende und komplett ausflippende Menschen auf dem kompletten Platz. Kein Wunder auch bei dieser eigenwilligen (Blas-)Musik die erst auf der Bühne ihr volles Potenzial entfaltet.

Einen großen Anteil an der mitreißenden Wirkung hat natürlich die vollkommen ungekünstelte und natürliche Ausstrahlung der mittlerweile acht Musiker, die vor dem Auftritt noch ganz entspannt mit den Fans in der Menge plauderten. Dass man sich zusätzlich mit zwei neuen Trompetern und einem Perkussionisten verstärkt hat, zahlt sich vor allem bei solch großen Konzerten aus. Denn damit gewann die Musik noch mehr Wucht. Wer allerdings befürchtet, dass die Spontanität darunter leidet, der kann beruhigt werden. Noch immer schwingt ein gewisser jugendlicher Anarchismus mit, wenn LaBrassBanda Nummern wie „VW Jetta“, „Inter Mailand“ oder neue Titel wie „Holland“ spielen.

Zwischen und in den Songs war die Gruppe und vor allem Frontmann Stefan Dettl immer wieder für Späßchen aufgelegt. Ob man bei „Jaqueline“ zum Samba-Kurs aufrief, reißerisch feinsten bayerischen Go-Go-Schuplattler ankündigte oder beim - live um ein Vielfaches besseren - Superhit „Nackert“ über seine Erfahrungen beim ESC-Vorauscheid plauderte. Letzterer Song schob nach dem wilden Publikumsliebling „Autobahn“ auch die große Finale des offiziellen Teils an, der mit „Tubissimo“ und ihrem boarischen Techno endete.

Doch dass das äußert gut gelaunte Publikum die Chiemgauer nicht so einfach gehen lassen würde, war klar. So folgten nach einer kurzen Unterbrechung nicht nur ein oder zwei Zugaben, sondern gleich sechs auf einen Streich. Wer da dann noch nicht in Ekstase ausbrach, war dann wohl entweder taub oder tot. Der beschauliche Rausschmeißer „Doda Hos“ beschloss aber doch irgendwann ein tolles, rund zweistündiges Konzert, das gerne noch eine ganze Zeit hätte weitergehen können. Danke LaBrassBanda und danke Konzertbüro Augsburg für die unkomplizierte Akkreditierung!


Setlist:
Tecno
Z'spat dro
Rotes Hoserl
Zehnerlfuxa
Holland
Jaqueline
VW Jetta
Hostasned
Russland
Inter Mailand
Außenriss
Ringelbleame
Da Dub
Autobahn
Nackert
Tubissimo (inkl. boarischer Tecno)
---
Frankreich
Vogerl
Bauersbua
Natalie
Bierzelt
Doda Hos


Mario Karl


Zurück zur Artikelübersicht