Artikel
Info
Zeit: Mai 2013
Stil: Groove/Prog Metal, Djent
Internet:
http://www.hacride.com
http://www.facebook.com/pages/Hacride/6875867967
Moderner Metal aus Frankreich - wer denkt da nicht zu erst an Gojira? Eine heiße Adresse sind allerdings auch HACRIDE. Seit dem letzten Album des Quartetts sind nun auch schon wieder vier Jahre ins Land gezogen. Allerdings ist seitdem auch einiges passiert. So haben unter anderem zwei Mitglieder die Band verlassen und man integriert mit Florent Marcadat (Schlagzeug) und Luis Roux (Gesang) zwei neue Mitglieder. Damit einher ging auch ein leichter Stilwechsel, der sich mit dem neuen Album Back to where you’ve never been manifestierte. Im Vergleich zu Lazarus wurde die Musik etwas zugänglicher - allerdings nicht viel weniger anspruchsvoll. Spielerisch und auch textlich ist einiges geboten. MAS führte bereits bei der letzten Veröffentlichung ein Interview mit der Band. Wie ließen uns die Gelegenheit allerdings nicht entgehen, eine Update hierzu zu machen. Statt Gitarrist/Songwriter Adrien Grousset stand uns dieses Mal Sänger Luis Rede und Antwort.
Mit Schlagzeuger Olivier Laffond und Sänger Samuel Bourreau verließen zwei Gründungsmitglieder die Band. Aus so genannten „künstlerischen Differenzen“ oder war es einfach nicht mehr so leicht, das wahre und das Musikerleben zu vereinbaren?
Olivier und Sam hatten keinerlei Probleme mit der Musik, im Gegenteil. Ich bin mir sicher sie hätten es geliebt, weiter bei Hacride zu sein. Musik zu spielen ist einfach eine Sache, die nach viel Zeit, Energie und Hingabe verlangt. Wir verdienen nicht unseren Lebensinhalt damit, deshalb müssen wir auch Familie, Arbeit und die Musik unter einen Hut bekommen. Es ist schwer einer geregelten Arbeit nachzugehen, wenn man einen Monat auf Tour geht. Und es ist auch schwer Zeit für die Familie zu finden, wenn man ständig probt und am Wochenende in irgendwelchen entlegenen Orten Konzerte spielt. Sam und Olivier haben sich einfach entschieden, sich auf andere Aspekte des Lebens zu konzentrieren.
Wie kamen Florent und Du in die Band?
Flo Marcadet spielt auch noch in der Band Klone, die mit Hacride seit vielen Jahren befreundet sind. Er ist ein sehr massiver Schlagzeuger und ein netter Kerl, also lag das irgendwie nahe. Meiner Meinung nach fügt er der Musik eine gute Ladung Groove hinzu, was gut ist. Denn das ist schwerer zu finden, als reine Techniker. Ich wurde im letzten September von der Band kontaktiert. Sie sahen mich auf der Bühne als ich mit Trepalium einen Pantera-Song sang und sie kannten meinen Gesangsstil von der Band Sinscale. Ich nahm dann ein Demo eines neuen Songs zu Hause auf, das sie sehr mochten. Anschließend trafen wir uns in einer Bar, tranken ein paar Bier und ich war in der Band!
Back to... ist das erste Album, das nicht in Originalbesetzung aufgenommen wurde. Ist es damit eine Art neuer Anfang für Hacride?
Es ist zumindest der Beginn einer neuen Reise für Hacride. Ich bin froh, dass es Ben und Adrien geschafft haben, die Flamme über die Jahre hinweg am Brennen zu halten. Wir sind gerade sehr motiviert und aufgeregt, was die Dynamik unserer musikalischen Beziehung anbelangt und wir haben vor, diese neue Besetzung so weit nach vorne wie möglich zu bringen.
Das neue Album ist zugänglicher als sein Vorgänger Lazarus - zumindest scheinen die Songstrukturen geradliniger und Deine Gesangslinien freundlicher, wobei das Ganze immer noch komplex und spielerisch herausfordernd klingt. Eine bewusste Entscheidung oder zufällig entstanden?
Die Idee dahinter war das Schreiben zu vereinfachen und die Botschaft deutlicher herauszustellen. Adrien wollte traditionelle Strukturen mit kniffeligen Riffs mischen, was eine interessante Herausforderung ist. Denn es ist schwerer die Dinge einfach zu halten. Wie Du schon sagtest, Back to... ist geradliniger als Lazarus und es war eine bewusste Entscheidung die Musik so ordentlich wie möglich zu machen.
Haben Dein und Sams Stil die Musik oder die Arbeitsweise von Hacride beeinflusst?
Ich hatte keinen Einfluss auf die Musik, da ich erst zur Band stieß, als der Schreibprozess bereits beendet war. Mein Vorgänger Sam hat das Album vor mir noch mit aufgenommen und ich musste die Texte umschreiben, um sie zu meinem eigenen Ding zu machen. Ich denke Florent hatte dafür eine starken Einfluss auf die gesamte Dynamik und ich bin sicher, Adrien hatte Flo im Hinterkopf, als er einige Riffs schrieb.
Einige Journalisten kritisierten euren leichten Stilwechsel. Ist das nicht frustrierend, nachdem man soviel Arbeit in eine Album gesteckt hat?
Egal wie man es sieht, es ist für mich immer noch Hacride. Wenn die Leute das mögen ist es toll, wenn nicht, dann ist es eben so. Wir versuchen kein bestimmtes Publikum zufrieden zu stellen oder die Bedürfnisse eine Marktbefragung zu erfüllen! Inspiration kommt auf ihre Weise und es würde sich nicht richtig anfühlen, sich selbst dazu zu zwingen, für jemand anderen anders zu spielen. Adrien ist ein Typ, der die Musik so liebt, dass er keine Limitierungen eingehen möchte. Und ich respektiere das. Die nächste Platte könnte wieder ganz anders sein, da wir nicht daran interessiert sind die selbe Formel wieder und wieder anzuwenden. Da wir das nicht für Geld machen, können wir es so aufs vollste genießen!
Das Album hat ein interessantes textliches Konzept über ein Thema, das uns alle begleitet, während wir älter werden. Kannst Du mir dessen Inhalt vielleicht kurz zusammenfassen?
Es erzählt die Geschichte eines Typen, der eines Tages aufwacht und realisiert, dass er sein gesamtes Dasein verpasst hat. Es geht um das Fällen der richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit und darum, dass man herausfinden muss, was einem wirklich wichtig im Leben ist, um dies dann umzusetzen. Es ist eine sehr positive Botschaft, da es ermutigend für den Hörer ist, an sich selbst zu glauben und zu werden was oder wer man sein möchte. Ich muss neben Hacride arbeiten gehen, weswegen Musizieren eine Art Opfer für sich ist. Auf der anderen Seite ist arbeiten nicht künstlerisch erfüllend und ich warte ungeduldig auf Freitagabend, um einen zu trinken und zu vergessen, dass mein Leben nicht besonders aufregend ist. Das ist eine traurige Vorstellung, aber ich bin nicht der einzige dem es so geht. Wie ich im Booklet zur CD schrieb, ich sah über die Jahre viele „Geister“ und es scheint, als würden wir uns immer mehr von unseren Gefühlen lossagen. Ich denke Zombies sind eine moderne Metapher für den generellen Mangel an Leidenschaft und das dauernde Bedürfnis nach Konsum dient dem Vergessen.
In Deinem Essay hast Du auch geschrieben, dass Du gerne ein Leben und Reue führen möchtest. Ist es nicht schwer in zwei verschieben Welten zu leben - der musikalischen auf der einen und der alltäglichen auf der anderen? Gibt es Entscheidungen in der Vergangenheit, die Du bereust?
Das ist ein Dilemma mit dem ich seit vielen Jahren konfrontiert bin. Das ist auch was Sam und Olivier veranlasst hat, die Band zu verlassen. Interessanterweise waren es Sam und Adrien, die mit diesem textlichen Konzept angekommen sind. Damit können wir uns alle in der Band identifizieren, da wir bereits in unseren Dreißigern sind. Ich bereue einiges, aber ich versuche mich nicht darauf zu konzentrieren. Ich hatte die Musik im letzten Jahr bereits aufgegeben. Aber es ist das, was mich am Leben hält und ich kann das einfach nicht beenden. Wir sind sehr leidenschaftlich was Musik anbelangt und wir lieben Metal so sehr! Es ist ein riesiger Teil unseres Lebens und obwohl es schwer ist Arbeit, Musik und Familie miteinander zu vereinbaren, möchten wir es nicht anders haben.
Diskografie
Wir wollten das Individuum in das Zentrum unserer Arbeit stellen, da sich das Album um menschliche Gefühle und persönlichen Erfahrungen dreht. Das blutende Herz symbolisiert das, was uns antreibt und es arbeitet als richtige Batterie, die uns weiter durchs Leben treibt.
Was das Geschäftliche betrifft, sind Hacride vom französischen Label Listenable Records zu den Norwegern Indie Recordings gewechselt. Ward ihr mit den alten Geschäftspartner zufrieden oder bringt der neue Deal einfach neue Möglichkeiten mit sich?
Hacride beendeten ihre Beziehung mit Listenable im Guten. Natürlich ist es aber auch eine gute Gelegenheit, bei einem internationalen Label unter Vertrag zu stehen. Die Leute mit denen wir bei Indie zusammen arbeiten sind sehr professionell und sie verstehen, um was es bei Hacride geht. Es ist noch zu früh um zu sagen, ob es der Band hilft. Aber ich bin sicher, dass sich ein paar gute Möglichkeiten ergeben.
In der Vergangenheit sind Hacride hauptsächlich in ihrem Heimatland getourt. Im Juni werdet ihr aber nach Indien für ein paar Konzerte reisen. Wie kam es dazu und erwartest Du Dir von diesem Trip?
Hacride waren sogar bereits vor ein paar Jahren in Indien und es scheint, dass das Land eine starke Metalszene hat. Ich kann es gar nicht mehr erwarten dahin zu kommen und ich bin ziemlich aufgeregt eine neue Kultur kennen zu lernen und die Leute dort zu treffen. Ich erwarte, dass diese Reise eine bereichernde Erfahrung sein wird und eine gute Möglichkeit ist, unsere Musik unter die Leute zu bringen. Es wird meine erste Tour mit der Band sein, da wir bisher nur ein paar Konzerte in Frankreich zusammen gespielt haben. Wir üben hart, um die Shows so unvergesslich wie möglich zu machen und haben vor auf der Bühne Vollgas zu geben!
Siehst Du Hacride mehr als Liveband oder ist es befriedigender im stillen Kämmerlein neue Musik zusammenzusetzen und sie anschließend aufzunehmen?
Ich denke Hacride kann beides sein und es stellt nur verschiedene Phasen unseres musikalischen Lebens dar. Wir können einige richtig tolle Konzerte spielen, während wir in unserer Livedynamik sind und wir lieben auch den Schreibprozess sehr. Man muss ein bisschen masochistisch veranlagt sein, um das Livespielen zu schätzen, da es eine beängstigende Erfahrung ist. Gleichwohl fühlt es sich aber großartig an, seine Musik mit dem Publikum zu teilen. Momentan möchten wir einfach die Welt bereisen und unser neues Album supporten.
Ich danke Dir für dieses Interview, Luis.
Vielen Dank für euer Interesse an Hacride. Ich hoffe ihr da draußen mögt unser neues Album. Ich freue mich schon darauf bald mal in Deutschland spielen zu dürfen. Bis dahin: passt auf euch auf - Prost!
Mario Karl
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