Artikel
Info
Zeit: 15.08.2012
Ort: Los Angeles - Augsburg
Stil: Prog Hard Rock/Metal
Internet:
http://www.heartofcygnus.com
http://www.facebook.com/HeartOfCygnus
Die Underground-Helden HEART OF CYGNUS sind wieder da. Mitten in den Sommer platzt das Duo Jeff Lane und Jim Nahikian mit seinem neuesten Epos The Voyage of Jonas. Ohne Konzept geht es auch hier nicht. Die Band erzählt bildreich eine große Fantasygeschichte über den Jungen Jonas, der mehr oder weniger unerwartet zu einer abenteuerliche Reise über die Meere aufbricht. Musikalisch hat sich nicht viel verändert - und das ist auch gut so. Vor ein paar Jahren haben HEART OF CYGNUS schließlich eine Tür aufgestoßen und etwas gefunden das durchaus ziemlich vertraut klingt, was man aber nicht immer in dieser Frische und Qualität zu hören bekommt. Ihre ersten drei Veröffentlichungen - das Konzeptdebüt Utopia, der größere Nachfolger Over mountain, under hill und der Science Fiction-Ausflug Tales from outer space - waren durch die Bank sehr empfehlenswerte Geheimtipps für Fans von proggig angehauchtem Hard Rock und Metal. Als Nachgang zu unserem letzten Interview kommt hier ein quasi Update dazu, in dessen Verlauf uns Jeff Lane so einige interessante Dinge erzählt - unter anderem über die Entstehung des neuen Albums, den Trip zum Keep-it-true Festival vor zwei Jahren oder auch, dass HEART OF CYGNUS vielleicht nicht mehr lange nur ein Duo bleiben…
Jeff, Eure ersten drei Veröffentlichungen wurden besonders hier in Deutschland ziemlich gut aufgenommen und Eure Fans warten heiß auf einen Nachfolger. Verspürtest Du einen gewissen Druck, als Du mit den Arbeiten an The voyage of Jonas begonnen hast?
Ich würde nicht sagen, dass ich mehr Druck als sonst verspürt habe. Ich selbst bin mein größter Kritiker und ich höre deswegen kaum auf das was andere Leute sagen. Es ist schwer genug mich selbst zufrieden zu stellen! Aber das ist meistens das Ziel, Musik zu schreiben, die ich selbst gerne hören würde.
Beim letzten Mal hast Du schon erwähnt, dass es besonders in den USA nicht ganz einfach ist Fans anzuziehen. Hat sich mittlerweile vielleicht etwas getan?
Wir erarbeiten uns langsam eine Fanbasis. Da unser Stil nicht besonders Mainstream ist, ist es auch schwerer im Radio gespielt zu werden. Jetzt wo wir wieder eine Band zusammengestellt haben, beginnen wir sicherlich mehr damit Leute anzuziehen, wenn wir live spielen können.
Der neueste Streich von Heart of Cygnus ist ein Konzeptalbum mit einer durchgehenden Geschichte. Diese wirkt fast wie ein Hybrid aus einer typischen Rollenspiel-Story und Homers Odyssee. Hattest Du etwas Ähnliches im Sinn? Du hast ja schon einmal erwähnt, dass Du ein großer Fantasy-Fan bist.
Ich bin sogar ein riesiger Fantasy-Fan. Ich habe kürzlich eine Neuerzählung von Homers Ilias des verstorbenen David Gemmell - seine Troja-Serie - gelesen. Kann ich sehr empfehlen. Ich verbrachte in meiner Jungend viel Zeit mit Rollenspielen, was vielleicht auch etwas durchschlägt. Ich plante sogar einen Roman zu dieser Geschichte zu schreiben - mache es immer noch.
Dann war die Platte also auch von Anfang an als Konzeptalbum geplant und es hat sich nicht dahin gehend während der Ausarbeitung entwickelt?
Ich denke der Grund dafür, dass sich die Arbeiten so lange hingezogen haben, war dass ich sehr viel Zeit damit verbracht habe, die Geschichte zu entwickeln. Ich hatte den Storyentwurf komplett fertig, bevor ich überhaupt begann die Musik dafür zu schreiben. Ich zeichnete sogar eine Karte meiner fiktiven Welt und hing sie in meiner Küche auf! Das einzige was ich vor der Geschichte hatte war das Eröffnungsriff von „Jonas“ sowie Text und Musik für „The White Witch“. Als die Geschichte ausgearbeitet war, flossen mir die Songs gewissermaßen zu.
Heart of Cynug in "Urbesetzung" |
Gab es sonst noch größere Probleme oder warst Du nur Opfer Deines eigenen Perfektionismus? Zwischen Tales from outer space und The voyage of Jonas liegen immerhin drei Jahre - die längste Zeitspanne zwischen zwei Heart of Cygnus-Veröffentlichungen.
Nun, wir sind etwa ein halbes Jahr lang Anfang 2010 live aufgetreten. Ich begann an dieser Idee ungefähr im Sommer 2010 zu arbeiten. Das Songwriting war nicht vor Frühling 2011 beendet. Es dauerte so lange, da ich mit der Story ohne eine richtige Idee im Kopf begann. Ich musste sie entwickeln. Dann begannen wir mit den Aufnahmen. Hier hat der Perfektionismus wohl das Beste aus uns rausgeholt. Wir waren sehr akribisch was unsere Takes betraf, haben viel Zeit mit Proben, den Aufnahmen und der Nachbearbeitung verbracht. Dann kam der Mix, für den wir fast ein halbes Jahr brauchten. Als uns klar wurde, dass es so gut wie nur möglich ist, haben wir es abgeschlossen und zum Mastern geschickt. Dazu verließen im Herbst 2010 unsere Mitmusiker Rusty (Kennedy, Bass - Anm.d.Verf.) und Aldo (Galatioto, Gitarre - Anm.d.Verf.) die Band aus persönlichen Gründen, weshalb wir unsere Pläne überarbeiten mussten. Aber jetzt sind sie wieder zurück. Wir freuen uns darauf, unsere fünfte Platte mit ihnen aufzunehmen!
Dann sollen sie richtige Vollzeitmitglieder werden und nicht nur Livemusiker für die Auftritte?
Wir wollen sie definitiv in Heart of Cygnus integrieren. Wir müssen es auf uns zukommen lassen und sehen was passiert. Beide sind ziemlich talentiert und ich denke sie würden einen schönen neuen „Geschmack“ zu unserer Musik hinzu addieren. Sie würden unseren Sound vielleicht leicht verändern, aber ich denke das wäre eine tolle Sache.
Das klingt durchaus interessant. Aber dieses Mal wart es nur mal wieder ihr beide, die auf den Songs zu hören sind? Bassist Rusty war immerhin im Video für „The isles of ice“ zu sehen.
Jawohl, nur Jim und ich selbst waren es. Ein weiterer Grund, dass es solange gedauert hat. Rusty tritt nur im Video mit auf.
Ihr habt auch wieder in Eurem Heimstudio ohne Hilfe von außen aufgenommen? Das Album klingt ziemlich gut. Ihr scheint von Mal zu Mal besser zu werden, was die technischen Belange betrifft.
Wir nahmen wieder in unserem „Garagenstudio“ auf. Wir hatten keine Hilfe von außen - nur Jim und ich. Wir haben wirklich sehr viel Zeit mit der Nachbearbeitung und der Produktion verbracht, damit es so gut wie möglich klingt. Jim nutzte sehr, sehr viel Zeit fürs Abmischen. Ich denke wir lernen von Album zu Album. Davon abgesehen würden wir das nächste gerne in einem richtigen Studio mit einem Toningenieur aufnehmen. Die Rolle Band, Toningenieur, Mischer und Produzent auf einmal zu spielen hat uns ganz schön ausgezehrt. Es wäre toll einfach nur mal einzumarschieren und zu spielen!
Nachdem ihr gerade wieder zu viert probt, stehen sicherlich Konzerte in der näheren Zukunft an. Wie stehen denn die Chancen, dass ihr Europa abermals einen Besuch abstattet?
Wir organisieren momentan ein paar regionale Konzerte hier. Wir würden es lieben nach Deutschland zu kommen, um zu spielen. Ich denke nachdem wir begonnen haben lokal und regional zu spielen, werden sich diverse Möglichkeiten entwickeln. Ich hoffe es zumindest! Nach Deutschland zu reisen war eine riesige Sache für uns.
Heart of Cygnus beim KIT XIII 2010 |
Dann habt ihre hier es offensichtlich ziemlich genossen auf dem Keep-it-true XIII aufzutreten und Eure Fans zu treffen.
Ein Traum wurde für uns wahr. Es war aber auch etwas nervenaufreibend, da wir vorher nur ein „Aufnahmeduo“ waren. Wir stellten die Band zusammen und das Festival war erst der zweite Auftritt den wir zusammen spielten. Aber es war eine wundervolle Erfahrung. Wir wünschten nur, dass wir einen weiteren Song gehabt hätten, nachdem das Publikum sehr laut nach einer Zugabe verlangte. Tja, die Lektion haben wir gelernt.
Was sind Deine Top 5-Album die Dich zu dem Musiker gemacht habe, der Du jetzt bist?
Ich würde folgende nennen: 2112 und Hemispheres von Rush, Queens A night at the Opera sowie The number of the beast und Piece of mind von Iron Maiden. Jim würde wahrscheinlich Led Zeppelin I bis IV sagen.
Und welche Alben haben Dich in letzter Zeit beeindruckt - vielleicht die letzten von Iron Maiden und Rush? Mich haben ja beide nicht so umgeblasen. Vor allem nicht Iron Maiden.
Ich bin auch kein großer Fan ihrer letzten Arbeiten. Ich mochte die Veröffentlichung von Rush. Aber der Mix und das Mastering haben mich gestört. Ich tu mich etwas schwer dabei moderne Musik zu finden, die mich anspricht. Ich gehe mehr zu alter Musik aus den 60ern und 70ern zurück. Ich ging heute im Park joggen und hörte dabei Steely Dan, Gerry Rafferty, ELO und Seals & Croft. (lacht)
Ich muss auch sagen, dass ich oft etwas gelangweilt von der derzeitigen Rock-/Metalszene bin. Es scheint, entweder die Musiker konzentrieren sich darauf möglichst technisch perfekt, kalt und leblos zu klingen oder sie versuchen einfach alte Zeiten aufleben zu lassen, indem sie sich betont retro geben. Ihr seid da etwas eine Ausnahme. Man hört zwar die offensichtlichen Vorbilder, ihr zieht aber Euer eigenes Ding durch.
Mir geht es eigentlich genauso. Ich denke nicht so sehr darüber nach, wie wir genau klingen sollten. Meiner Meinung nach wollen wir beim Schreiben und Spielen dasselbe fühlen, wie wenn wir die klassischen Bands aus den 70ern hören. Ich habe auch versucht moderner klingende Sachen zu schreiben. Aber das war einfach nicht ich. Nachdem ich akzeptierte, dass dies mein Stil ist, wurde das Schreiben wesentlich einfacher. Ich versuche mit dem Herzen zu schreiben. Viele von meinen eigenen Kämpfen, Lieben, Schmerzen und Ängsten fließen in meine Songs ein. Ich hoffe, dass unsere Hörer dazu auf einer tiefer gehenden Ebene Zugang finden.
Diskografie
Over mountain, under hill (2009)
Tales from outer space (2009)
The Voyage of Jonas (2012)
Nun, die sofort verfügbare Natur von MP3 kann durchaus die Erfahrung herab setzen. Besonders, da die Leute sich einfach auch nur ein oder zwei Lieder herunter laden können, ohne das ganze Ding zu kaufen. Ich bevorzuge ebenso eine CD oder LP mit Artwork - etwas das man in den Händen halten und betrachten kann. Dass Leute Musik über Bittorrent-Seiten oder ähnlichem stehlen können, hat die Anerkennung ebenfalls ein wenig sinken lassen. Wir haben zwei Jahre mit Schreiben und Aufnehmen unserer Musik verbracht und dann lädt es sich jemand ohne Entschädigung an uns herunter… das ist schon ein wenig entmutigend. Nichtsdestotrotz: Ich denke unsere Fans sind Typen von Menschen die Kunst und Musik wertschätzen. Am Ende ist auch die Liebe zur Musik die mich zum Schreiben motiviert, nicht der Profit. Aber Geld ist trotzdem notwendig. Du kannst ohne Geld einfach nicht aufnehmen!
Und nebenbei, ohne das Internet könnten Heart of Cygnus wohl auch nicht so existieren und Menschen erreichen.
Gutes Argument. Das stimmt! Wir wären unbekannt ohne das Internet und MP3. Es ist ein kompliziertes Verhältnis. (lacht)
Vielleicht ist es noch etwas zu früh, aber was können wir von Heart of Cygnus als nächstes erwarten - vielleicht eine Fortsetzung von Alex' Utopia-Story?
Das ist noch streng geheim! (lacht) Aber es könnte gut möglich sein, dass Du irgendwann zu hören bekommst was Alex noch alles passiert.
Gut Jeff, dann wären wir auch schon am Ende angelangt. Die letzten Worte würde ich gerne Dir überlassen.
Vielen Dank für die ganze Unterstützung! Genießt die neue Platte und teilt die Musik mit Euren Freunden. Wir kommen sobald es geht, um für Euch zu spielen!
Heart of Cygnus 2012 |
Mario Karl
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